Die Zeiten in der Baubranche sind schwierig. Dennoch fällt das Fazit von Roland Mathis, Vorsitzender der Baugenossenschaft Stockach, für das vergangene Jahr positiv aus: „Mit dem Ergebnis 2022 sind wir sehr zufrieden. Alle wichtigen Bilanzkennzahlen und insbesondere das Eigenkapital konnten signifikant verbessert werden“, so Mathis auf der Jahreshauptversammlung.
Alle wichtigen Projekte seien umgesetzt worden. Auch den Neubau des barrierefreien Seniorenhauses mit 13 Wohnungen in der Robert-Koch-Straße 1 habe man fristgerecht und unter den Plankosten fertiggestellt. Damit verfüge die Baugenossenschaft über insgesamt 173 Wohnungen. Mathis gibt sich zuversichtlich. Mit dem motivierten Personal und der weiteren Straffung aller Arbeitsprozesse werde man auch die kommenden Herausforderungen meistern.
Wird derzeit gebaut?
Aktuell stehe jedoch kein Bauvorhaben an, obwohl der Bauplatz Galgenäcker 28 vorhanden sei und es etwa 90 Wohnungs-Bewerber gebe. Roland Mathis sagt dazu: „Wir planen natürlich schon, wie wir dort bauen. Wir wollen jetzt schon so weit sein, dass der Plan steht, und wir, wenn die Bedingungen besser werden, gleich loslegen können.“
Denn die Baukosten lägen derzeit bei rund 5000 Euro pro Quadratmeter – und damit doppelt so hoch wie noch vor ein paar Jahren. Dadurch würde die Miete für ein jetzt entstehendes Gebäude auf 20 Euro pro Quadratmeter steigen, was angesichts der bisher durchschnittlichen sechs bis sieben Euro für Genossenschaftswohnungen gar nicht gehe , so Mathis.
Eigener Strom durch Fotovoltaik
Dennoch gibt es Fortschritte: Auf den Dächern der Genossenschaftsgebäude Galgenäcker 22 und Robert-Koch-Straße 1 seien Fotovoltaik-Anlagen installiert worden. „Wir konnten im Jahr 2022 30 Prozent beim Haus Galgenäcker 22, beziehungsweise im neuesten Gebäude ab Bezug im Juni, sogar 50 Prozent mit Eigenstrom decken“, berichtet Mathis. Auf der Basis Heizung und Warmwasser sei die Baugenossenschaft CO2-positiv und produziere auch keine radioaktiven Abfälle. Der zugekaufte Strom sei ausschließlich Ökostrom gewesen.
Steigende Energiekosten trafen nicht alle Mieter
Nach wie vor seien jedoch Gebäude noch Gaszentralheizungshäuser. Es gebe aber auch Wohnungen mit einzelnen Gasthermen. Von diesen habe man 2022 zwei auf Vorrat besorgt, um im Notfall gewappnet zu sein. Die höheren Gaspreise hätten nur die Mieter mit den Einzelgasthermen gespürt, denn die Gas-Zentralheizungshäuser hätten bis zum Jahresende einen Festpreis gehabt, so Mathis weiter.
Aufgrund der vielen staatlichen Entlastungsmaßnahmen und der Einsparungen durch das Heizverhalten vieler Mieter seien sogar weniger Kosten als in den Vorjahren entstanden, betont Mathis. Drei Gebäude der Genossenschaft würden noch mit Heizöl betrieben. Auch bei Öl und Strom habe es für die Mieter in 2022 keine Auswirkungen durch Erhöhungen gegeben, weil dort ebenfalls Festpreise galten.
Langfristig soll es jedoch weggehen von Öl und Gas. Als elementares Thema für dieses Jahr nennt Mathis daher den Weg zur Klimaneutralität bis 2045. Hier sei die Baugenossenschaft an der Erarbeitung eines Umsetzungskonzepts. „Aber wir stehen wirtschaftlich gut da und gehen optimistisch an die Klimaforderungen heran“, betont er. Die Baugenossenschaft prüfe dafür aktuell verschiedene Maßnahmen, um den CO2-Ausstoß, an dessen Besteuerung die Genossenschaft sich beteiligen müsse, zu reduzieren.
Richtiges Lüften beugt Schimmel vor
Ein wichtiges Anliegen ist Roland Mathis zudem das richtige Lüften. Denn selbst in den Neubauten komme es gelegentlich zu Schimmelbildung. Mathis sagt, er sehe häufig gekippte Fenster. Vor allem im Winter erhöhten diese jedoch den Energieverbrauch und die Heizkosten enorm: Durch ein gekipptes Fenster dauere der Luftaustausch bedeutend länger, zugleich sinke die Temperatur in der Wohnung. Außerdem kühle die Wand entlang der Fenster rasch aus.
Stoßlüften sei daher die bessere Wahl. Bei einem oder mehreren komplett geöffneten Fenstern gelange die feuchte Innenluft schnell nach draußen und werde durch trockene Außenluft ausgetauscht. Das Querlüften, also Durchzug durch Öffnen gegenüberliegender Fenster, beschleunige den Luftaustausch noch mehr.
Zu lange sollte man aber nicht lüften, so Mathis. Denn wenn der Raum wieder beheizt wird und warme Luft auf kalte Oberflächen trifft, könne es zu Kondensation kommen – und die fördert die Schimmelbildung. Und auch jetzt in der warmen Jahreszeit sei es notwendig, regelmäßig gründlich zu lüften.