Stolz zeigt Sophie Muffler den Pokal, den sie vergangenen Freitag bei der bundesweiten Preisverleihung in der Augsburger Schwabenhalle aus den Händen von Hans Peter Wollseifer, dem Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, entgegennehmen durfte. Der Grund für die Auszeichnung: Sophie Muffler wurde, im Rahmen des Wettbewerbs Profis leisten was (PLW), zur besten Seilergesellin Deutschlands gekürt, nachdem sie bereits vor gut einem Monat als Landessiegerin ausgezeichnet worden war.

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Spannende Wochen im Familienbetrieb

„Die letzten Wochen waren spannend“, berichtet sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Denn sie sei nicht sicher gewesen, ob sie für den Entscheid auf Bundesebene nochmal eine Arbeitsprobe einreichen müsse oder nicht. Da keine entsprechende Aufforderung gekommen sei, sei die Unsicherheit groß gewesen. Am Ende entschied jedoch allein das Abschneiden bei der Gesellenprüfung.

Und hier konnte Sophie Muffler Punkten. Mit einer Note von 1,3 hat sie dieses Jahr die Abschlussprüfung in diesem selten gewordenen Handwerk in Brühl bei Mannheim abgelegt. „Kurz danach bekam ich per Post eine Einladung am PLW-Wettbewerb des Zentralverbands des Deutschen Handwerks teilzunehmen“, berichtet sie.

Dass sie es im Seilerhandwerk soweit bringen würde, war nicht vorgezeichnet, denn obwohl sie zur fünften Generation der Stockacher Seilerfamilie Muffler zählt, zog es sie nach der Realschule zunächst in eine andere Richtung. „Ich habe eine Ausbildung zur Konditorin gemacht“, berichtet sie.

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Irgendwann sei ihr aber bewusst geworden, dass es nicht das richtige war, das Hobby zum Beruf zu machen. Stattdessen stieg das Interesse am Familienbetrieb. „Mein Vater hat mir viel gezeigt, und ich durfte ihm immer wieder helfen. Aber er hat mich nie unter Druck gesetzt und ich durfte immer meinen eigenen Weg gehen“, betont sie.

Die einzige Frau im Jahrgang

Dieser Weg führte dann nach der abgeschlossenen Konditorenlehre in den elterlichen Betrieb. Gemeinsam mit ihr starteten vor drei Jahren 15 junge Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet in die Seilerausbildung. In der Berufsschulklasse war genau eine Frau: Sophie Muffler. Am Ende haben es in ihrem Jahrgang elf Leute zur Gesellenprüfung geschafft.

Schon bei der Preisverleihung für die Landessieger, Mitte November, konnte Sophie Muffler (vorne rechts) glänzen. Auf dem Bild ist sie ...
Schon bei der Preisverleihung für die Landessieger, Mitte November, konnte Sophie Muffler (vorne rechts) glänzen. Auf dem Bild ist sie gemeinsam mit Raimund Kegel (li.), dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, Miriam Braun (2.v.re,), Leiterin des Teams Lehrlingsrolle und Gesellenprüfung und dem Präsidenten des baden-württembergischen Handwerktags Rainer Reichhold (re.) sowie den anderen diesjährigen Gewinnern aus dem Kammerbezirk: zu sehen. Erste Reihevon links: Nico Stocker, Jana Siedle. Zweite Reihe von links: Leonie Rösch, Krisztián Egon Kalmár, Paul Weltis, Katharina Stark. | Bild: Handwerkskammer Konstanz

Drei Jahre lang dauerte die Ausbildung zur Gesellin. Ganz wichtig war ihr und ihrem Vater und zugleich Chef Bernhard Muffler dabei, dass sie in ihrer Lehrzeit viele unterschiedliche Betriebe kennenlernt. „Das Seilerhandwerk ist so vielseitig, das können wir hier bei uns im Betrieb gar nicht in vollem Umfang abbilden“, sagt Bernhard Muffler.

Ausbildung führte sie zu vielen Betrieben

Und so führte die Ausbildung Sophie Muffler zu Betrieben in Oberfranken, in der Schweiz, nach Elzach, Hamburg und zuletzt Brühl bei Mannheim. Zwischendurch war sie immer wieder im eigenen Betrieb, auch weil Corona zwischenzeitlich Stationen in anderen Betrieben schwierig machte.

Auch der Unterricht an der einzigen deutschen Berufsschule für angehende Seiler im oberfränkischen Münchberg fand aufgrund der Pandemie zu einem Großteil online statt. Sophie Muffler ist froh, dass sie trotz allem so viele unterschiedliche Betriebe erleben durfte.

Schätzt an ihrem Beruf vor allem die Handarbeit: Nachwuchsseilerin Sophie Muffler, hier während ihres Praktikums bei der Liros GmbH in Berg.
Schätzt an ihrem Beruf vor allem die Handarbeit: Nachwuchsseilerin Sophie Muffler, hier während ihres Praktikums bei der Liros GmbH in Berg. | Bild: Sven Rosenberger

„Ich bin mir sicher, dass das zum jetzigen Erfolg beigetragen hat“, sagt Sophie Muffler und fügt hinzu: „Mein Vater hat mir eine Premium-Ausbildung ermöglicht. dafür bin ich sehr dankbar.“ Nach der Benachrichtigung, dass sie Bundespreisträgerin ist, habe sie gleich ihren Praktikumsbetrieben geschrieben und sich für die Unterstützung bedankt, berichtet sie.

Das gab es in der Familie noch nie

„Ohne diese Unterstützung hätte ich es nicht geschafft“, ist sie sich sicher. Gewaltig Stolz ist Papa Bernhard Muffler auf seine Tochter. „So etwas gab es in unserer Familie bisher noch nicht. Ich habe es vor genau 40 Jahren nur zum Landessieger geschafft“, sagt er. Groß ist die Freude auch, dass damit die Perspektive für den Übergang des Familienbetriebs an die nächste Generation gesichert scheint.

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In den kommenden Jahren sollen Sophie und ihre Schwester Helena den Betrieb übernehmen. Am dazu erforderlichen Meisterbrief arbeitet Sophie Muffler bereits. Durch den Sieg beim PLW-Wettbewerb hat sie hierfür sogar ein Stipendium bekommen. Obendrein gibt so eine Auszeichnung natürlich auch Rückenwind und ist Motivationsschub zugleich. „Es ist schön, zu sehen was man erreichen kann“, sagt Sophie Muffler.