Wer kennt sie nicht: die Fotos von zahllosen Menschen, die alle gleichzeitig vor dem Bildnis der Mona Lisa im Pariser Louvre ein Selfie machen? Wie nehmen wir Kunstwerke wahr? Und wie lange nehmen wir uns dafür Zeit? Ein Besuch in einem Museum oder einer Kunstgalerie kann manchmal überwältigend sein, so eine Pressemitteilung des Stadtmuseums. Bei so vielen ausgestellten Werken kann sich der Versuch, alles zu sehen, wie ein Rennen gegen die Uhr anfühlen.

Studien haben ergeben, dass Besucher von Kunstgalerien durchschnittlich acht bis zwölf Sekunden damit verbringen, sich jedes ausgestellte Werk anzusehen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Slow-Art-Workshops sollen dazu beitragen, anders mit Kunstwerken umzugehen. Zehn Minuten bis zu einer Stunde verbringen die Besucher vor einem oder wenigen Bildern. Es ist ein langsames Suchen. Slow Art basiere auf der Idee, dass es Zeit braucht, um ein Kunstwerk kennenzulernen.

So verkündet die Modern Tate Gallery in London: „Denken Sie daran, es ist nicht unhöflich, Kunst anzustarren.“ Das dortige Ausstellungskonzept lädt dazu ein, sich niederzulassen und in ein Kunstwerk zu vertiefen. Und dieser Prozess ist Wellness für den stressgeplagten Verstand.

Das Motiv in Ruhe betrachten

Die Künstlerin Ute Kledt entdeckte 2020 zum Beginn der Corona-Pandemie das Phänomen Slow Art für sich und griff das Thema Entschleunigung zunächst filmisch auf, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt. Beim Fotografieren habe sie sich angewöhnt, erstmal bis 20 zu zählen. Das war die empfohlene Dauer eines Händewaschens in Corona-Zeiten. Danach löste sie erst das Foto aus: „So kann man erstmal Zeit verbringen, sich sein Motiv in Ruhe zu betrachten. Es entwickelt sich so ein bewussteres Tun und am Ende des Tages sind es viel weniger, aber qualitativere Aufnahmen.“

Bild 1: 120 Minuten Miró zum Entschleunigen: Was hinter dem Konzept von Slow Art steckt
Bild: Löffler, Ramona

Im Zusammenhang mit den vielfältigen Kunstvermittlungsformaten der Stockacher Miró-Ausstellung hat das Stadtmuseum Stockach Ute Kledt eingeladen, einen entschleunigten Museumsbesuch im Sinne von Slow Art zu entwickeln. Vor allem das gemeinschaftliche Erlebnis, sich auszutauschen, aber auch für sich einen Zugang zu finden, nahmen die Besucher nach der ersten Veranstaltung im Juni positiv auf.

Das könnte Sie auch interessieren

Die nächsten Termine

Weitere Termine für Slow Art sind am 7. und 21. August jeweils von 11 bis 13 Uhr und am 28. Oktober von 17 bis 19 Uhr im Stadtmuseum Stockach. Anmeldung bis jeweils bis zwei Tage vor dem Termin unter www.stadtmuseum-stockach.de. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 12 Euro.