Michael und Hanni Greuter haben als Buchhändler, Galeristen und Verleger Stadtgeschichte in Singen mitgeschrieben. Unter dem Titel „Erwerben Sie ein Stück Geschichte“ zeigen sie nicht nur ihre Kunstsammlung im Singener Museum Art and Cars (MAC), sondern bieten die Werke auch zum Kauf für einen guten Zweck an.
Neue Wohnung hat nicht mehr so viel Platz
Den Hintergrund der ungewöhnlichen Aktion verraten die beiden Senioren: Wer aus einem Haus in eine Drei-Zimmer-Wohnung umziehen will, müsse eben seinen Hausrat verkleinern. So ergeht es auch Hanni und Michael Greuter, ehemals Inhaber der Singener Buchhandlung Greuter, die ihr Domizil in Hilzingen aufgeben wollen, um sich räumlich zu verkleinern. Seit Jahrzehnten sammeln sie mit Leidenschaft neben Büchern auch Kunst.
Nun wollen sie einen Teil der Sammlung an andere weitergeben und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Deshalb werden die Kunstwerke zu Gunsten des Vereins Integration in Singen (Insi) veräußert. Unter dem Motto „Erwerben Sie ein Stück (Heimat)Geschichte oder Kunst – für einen guten Zweck!“ laden die Eheleute Greuter am Sonntag, 30. April, von 11 bis 18 Uhr zur Verkaufsaktion ins Museum MAC 1 in Singen ein.

Kunstinteressierte erwartet eine breite Palette an Kunstdrucken und dekorativer Grafik auch namhafter Künstler, wie die beiden jetzt ankündigen. „Wenn man 40 Jahre viele verschiedene Dinge gesammelt hat, häuft sich so einiges an“, weist Michael Greuter auf Faksimiles von alten Handschriften hin.
Erworben werden können vor allem Kupfer-, Stahl- und Holzstiche aus dem gesamten Hegau und speziell vom Hohentwiel. „Ein Muss für alle Heimatliebhaber“, sagt Greuter, der als Verleger auch viele Bücher zur Singener Geschichte herausgegeben hat. Aus seinem Buch „Singen – eine fotografische Zeitreise“ stehen auch Originalfotos zum Verkauf.
Kunst von Holzschnitt bis Steindruck
Neben farbigen Lithografien sammelte das Ehepaar Greuter auch Holzschnitte und Aquarelle vieler Künstler aus der Region. Der Umfang ihrer Sammlung erweiterte sich mit der Eröffnung der neuen Buchhandlung 1989 in der Hegaustraße, der im Obergeschoss eine Galerie angeschlossen wurde. „15 Jahre lang haben wir jährlich vier bis fünf Ausstellungen gezeigt und auch Arbeiten der Künstler gekauft“, erzählt Greuter. Von Chagall über historische Ansichten des Hohentwiels bis zu Faksimiles alter Handschriften reicht die Bandbreite der Sammlung, die nun zum Verkauf ansteht.

Beide waren bei der Flüchtlingswelle 2015 im Helferkreis engagiert, aus dem sich der Verein Insi gründete. Noch heute sind die Eheleute Greuter mit dem Insi-Vorsitzenden Bernhard Grunewald freundschaftlich verbunden. Der sieht in der Aktion ein Miteinander und Füreinander: „Das steht der Stadt gut an, die Spendenbereitschaft ist groß“, sagt Grunewald. Und auch die Hilfsbereitschaft der Bürger sei groß: Mit 40 Mitgliedern habe Insi begonnen, heute zähle der Verein 260 Mitglieder.
Was er bewirken kann, zeigen die Zahlen einer gemeinsamen Spendenaktion mit Kooperationspartnern. Wie Grunewald berichtet, konnten über 40.000 Euro für die Erdbebenopfer in der Grenzregion Türkei und Syrien gessammelt werden.
„Kunst zu sammeln ist unser Hobby, wir wollen mit der Verkaufsaktion kein Geschäft machen“, betont Hanni Greuter, dass die Preise sehr tief angesetzt seien. Der besondere Dank gilt Gabriele Unbehaun-Maier vom MAC, die einen Raum zur Verfügung stellt. „Etwas Schönes für einen guten Zweck zu erwerben, ist eine tolle Sache“, sieht sie das MAC-Museum als Treffpunkt und interkulturelle Begegnungsstätte.
Bürgermeisterin Seifried bringt Grußworte
Aus Anlass dieser außergewöhnlichen Kooperation von Privatleuten, dem Verein Insi und dem Museum wird Bürgermeisterin Ute Seifried zu Beginn die Aktion Grußworte der Stadt überbringen.