„Lindners Lebenslust“, heißt das Programm, mit dem Sie am 24. Oktober in der Singener Gems gastieren werden. Was ist es denn, was Lust aufs Leben macht?
Das kann ich sofort beantworten: „Das Leben selbst!“
Sie wirken so quirlig, so unglaublich gut gelaunt. Sind Sie generell ein positiv denkender Mensch?
Ich bin durch und durch eine Optimistin! Ich versuche, und das gelingt mir immer öfter, wirklich sehr wertfrei durchs Leben zu gehen. Dabei mag ich es, Menschen auf den zweiten Blick kennenzulernen und nicht immer gleich zu werten oder zu bewerten. Wir neigen dazu, schnell neidisch zu werden, anderen etwas zu missgönnen, Schlechtes zu wünschen und vor allem an uns selbst und dem eigenen Leben zu zweifeln oder sich kleinzumachen. Und dafür ist das Leben zu kurz! Somit ziehe ich los und verschenke meine Lebensfreude. Dass ich dazu so quirlig und gut gelaunt bin, das wurde mir mit in die Wiege gelegt – und kommt mir natürlich zugute!
Ihr Vater war Regisseur, Ihre Mutter Redakteurin. War ein beruflicher Werdegang im künstlerisch-kreativen Bereich damit vorgezeichnet?
Ich denke, mit diesen Vorzeichen habe ich da schon schnell eine kreative Welt kennengelernt. Meine Eltern haben sich getrennt, da war ich noch sehr klein. Ich weiß aber, dass meine Mama mich schon früh mit ins Theater mitgenommen hat. Ich war wohl sofort begeistert und wusste: Das möchte ich auch mal machen. Dennoch habe ich meinen künstlerischen Weg allein gehen müssen.
Sie haben sechs Jahre lang bei einer Plattenfirma gearbeitet, wie kam es dazu, Synchronsprecherin und Schauspielerin zu werden und nun mit einem Soloprogramm auf der Bühne zu stehen?
Uiuiuiiii (lacht) das ist ‚ne Frage! Das zog sich ja durch mein halbes Leben! Was die Synchronarbeit betrifft, kann ich schnell sagen: Ich war als Kind ein unglaublich großer Walt Disney-Fan. Als ich später mitbekommen habe, dass die Filme auf Deutsch synchronisiert werden, wollte ich das unbedingt machen. Aber die großen Disney-Rollen werden nur von berühmten Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt. Und tja, das war dann ein Grund mehr für mich, Schauspielerin zu werden. Die großen Rollen habe ich zwar bisher noch nicht ergattert (lacht), aber dafür viele, viele kleine großartige und vor allem freche.
Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, zu realisieren, dass Sie Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben?
Das war relativ spät. Ich habe sehr lange überhaupt nicht darüber nachgedacht. Ich habe einfach drauflosgearbeitet. Der große Aha-Moment war, als ich den Bayerischen Kabarettpreis erhalten habe und ich dann auf der Bühne im Lustspielhaus stand und Luise Kinseher mir eine unfassbar liebe Laudation geschrieben hatte. Da hab ich es dann kapiert und mir gedacht „Wow, das hast DU geschafft!“ Das war der Moment, wo es zum Beruf wurde. Die Leidenschaft ist in der Zwischenzeit kein Stück weniger geworden, vielleicht ist ein bisschen der Unbedarftheit verloren gegangen, aber das ist ja nichts Schlimmes, im Gegenteil!
Sie sagen, dass Sie schon als Kind der Klassenclown waren. Was finden Sie witzig? Worüber können Sie lachen?
Sagen wir mal so, meine Kolleginnen und Kollegen behaupten, ich wäre mit „Funny Bones“ geboren worden. Ich bin von Natur aus lustig. Der Fleiß und das berufliche Handwerk kamen erst später dazu. Ich persönlich liebe den britischen Humor, schwarz und trocken. Aber am meisten lache ich über mich selbst, ich bin so ein Schussel! (lacht)
Gibt es eine Grenze des Humors? Was würden Sie nicht thematisieren?
Ich persönlich mache mich nie über andere lustig! Mein Publikum macht zwar mit, wird aber von mir auf Händen getragen. Auf andere Leute draufzuhauen, ist nicht mein Stil. Grenzen zu ziehen ist so eine Sache, es ist unser Beruf, mit manchen Themen satirisch umzugehen und Situationen zu überspitzen. Im Moment habe ich das Gefühl, wir leben in einer zu moralisierten Welt. Ich denke, wenn man heikle Themen nicht mal mehr mit einer Portion Humor behandeln kann, dann wird uns was fehlen. Lachen ist, und das ist meine persönliche Meinung, das Allerwichtigste, aber eben nicht auf Kosten anderer – sondern miteinander.
In Corona-Zeiten haben Sie ein witziges Video mit Ihrem Kollegen Martin Frank zwischen Kühen und Hühnern gemacht. Wie ist denn generell der Kontakt in der Münchner Comedy-Szene? Gibt es eher Konkurrenz oder Support?
Schöne Frage! Nein, das kann ich ganz klar sagen, ich kenne wirklich nur einen sehr respektvollen und liebevollen Umgang miteinander. Zumindest bei uns in Bayern. Ich weiß nicht, wie es in der Comedy-Szene in Köln oder Berlin ist, aber ich vermute, da wird es sicher ähnlich sein. Ich habe mit so vielen tollen Kolleginnen und Kollegen Kontakt, man freut sich, wenn man sich trifft, man tauscht sich aus.
Das Soloprogramm, das Sie spielen, beruht auf dem gleichnamigen Buch. Ich vermute aber, dass Sie viel zu viel Temperament haben, als dass es eine reine Lesung wird, oder?
Wer die Lindner kennt, der weiß das eh, und wer sie noch nicht kennt, wird sie bei dem Programm kennenlernen. (lacht) Natürlich ist es keine reine Lesung! Es ist die Show zum Buch – es ist eine völlig neue Art von Lesung. Und es ist eine Lesung, die bisher noch alle begeistert und in ihren Bann gezogen hat.