Der Jahreswechsel ist kaum vorüber und damit auch die Zeit, Bilanz zu ziehen und sich Neues fürs Neue vorzunehmen – nämlich fürs Neue Jahr. Das ist auch als das Fassen guter Vorsätze bekannt und findet traditionell am Silvesterabend statt. Klassiker unter den Vorsätzen sind Dinge wie: mit dem Rauchen aufhören. Gesünder essen. Mehr Sport treiben. Weniger Auto fahren und stattdessen öfter zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen. Weniger Abfall produzieren. Dem Hund weniger Leckerlis geben – das Prinzip ist klar.

Es gibt aber auch exotischere Vorsätze, wie zum Beispiel den, täglich etwas vollkommen Sinnloses zu tun – und zwar jeden Tag etwas anderes Sinnloses. Dafür muss man schon Ideen haben. Und auf die Dauer kann das ganz schön anstrengend werden. Wer das also durchhält, erwirbt sich mutmaßlich schon allein aufgrund dieser Kreativität Respekt – und diese Kreativität kann man am Ende dann doch noch zu etwas Sinnvollem umdeuten, denn sie trainiert ja schließlich den Grips.

Der Autor dieser Zeilen hat sich zuletzt einen Vorsatz fürs neue Jahr gemacht, den man vielleicht als semi-exotisch einstufen könnte: Öfter glattrasiert durchs Leben zu gehen. Zugegeben, die tägliche Rasur im Kinn- und Halsbereich kann unangenehm sein und sie kostet morgens wertvolle Minuten. Trotzdem war der Vorsatz nicht verkehrt.

Keine Vorsätze – doch, das funktioniert auch

Doch auch ohne ihn wäre mein Leben vermutlich in denselben Bahnen verlaufen wie bisher. Wie oft der Vorsatz eingehalten wurde? Das ist nicht genau dokumentiert, mit der wenig präzisen Angabe „nicht oft“ dürfte man aber auf der sicheren Seite sein. Und was ist passiert, nachdem der Vorsatz erst einmal sanft entschlafen war? Genau: nichts. Der Modetrend zum Stoppelbart, der seit einigen Jahren zu beobachten ist, erleichtert den eher, nun ja, lässigen Umgang mit dem Bartwuchs. Fünftagebart ist salonfähig – und sieht in vielen Fällen auch gar nicht schlecht aus.

Entscheidend ist nur, dass die Gesichtsbehaarung nicht zu lang wird. Und dass sie rechtzeitig wieder verschwindet, zum Beispiel bei Anlässen, bei denen es auf ein makelloses Äußeres ankommt – zumindest im Rahmen des Möglichen, denn welcher Mensch ist schon makellos?

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Vielleicht wäre der beste Vorsatz fürs Neue Jahr also, sich keine guten Vorsätze mehr zu machen, die Selbstoptimierung einfach mal gut sein zu lassen – und seine Makel zu akzeptieren. Die meisten Vorsätze haben ohnehin eine äußerst kurze Halbwertszeit, und in noch mehr Fällen geht das Leben ohne sie genauso gut weiter wie mit ihnen. Und: Wer in seinem Leben wirklich etwas ändern will, hat an jedem der 365 Tage des Jahres dazu Gelegenheit. Auch wenn vom neuen Jahr nun nur noch 353 bleiben.