Der Tourismus im Hegau ist auf dem Vormarsch, immer mehr Gäste kommen in die Region, und das ist mit dem Tourismusverein Hegau Tourismus zu verdanken. Der Verein löste sich nun nach 14 Jahren auf, weil seine Aufgaben vom Verein Regio Konstanz-Bodensee-Hegau übernommen wurden. Jörg Unger, ehemaliger Geschäftsführer des Vereins und ehemaliger Leiter des Fachbereichs Tourismus in Singen, der jetzt in Rente ist, blickt auf eine stolze Bilanz.

Bild 1: Fahr‘ mal in den Hegau! Nach Corona kommen immer mehr Touristen
Bild: Kerstan

Die Zahl der Übernachtungen, an der sich der Erfolg messen lässt, habe sich bis zum Einbruch durch die Corona-Pandemie in zehn Jahren von 354.719 im Jahr 2008 auf 651.007 im Jahr 2019 nahezu verdoppelt. Und der Trend geht mit 669.835 Übernachtungen 2022 nach oben, wie er berichtet.

Erste Arbeitsgemeinschaft förderte Tourismus

Im Jahre 2009 wurde der Tourismusverein von 16 Gemeinden, damals noch unter dem Namen Arbeitsgemeinschaft Hegau-Touristik, gegründet. Ziel war es den Tourismus zu stärken und zu fördern, erinnert sich Unger. Doch bereits Ende der 90er-Jahre habe sich unter Federführung des langjährigen Kulturamtsleiters Walter Möll eine Arbeitsgemeinschaft für den Tourismus im Hegau eingesetzt. Sich neben dem Bodensee als starke Tourismusregion zu behaupten und das eigene Profil zu schärfen, war das Ziel. Um Fördermittel für Projekte zu bekommen, musste ein Verein gegründet werden.

Jörg Unger hat sich als ehemaliger Geschäftsführer des Verein Hegau Tourismus dafür eingesetzt, dass die Region für Touristen ...
Jörg Unger hat sich als ehemaliger Geschäftsführer des Verein Hegau Tourismus dafür eingesetzt, dass die Region für Touristen attraktiver wird. | Bild: Weiß, Jacqueline

„Wir müssen etwas anderes bieten als der Bodensee“, war der Antrieb einen Tourismusverein zu gründen, wie Unger berichtet. Das ist und war die Vulkanlandschaft und die Natur im Hegau, die zum Wandern und Radfahren einlädt. Das Thema Wandern hätten die Touristiker schon früh auf dem Schirm gehabt und es bis heute vorangetrieben. Viele Gäste schätzen auch die Ruhe des Hinterlands im Vergleich zum Trubel am Bodensee und die günstigeren Übernachtungspreise, mit der Möglichkeit, Ausflüge an den See und in die Region zu unternehmen.

Karten zu Erlebniswegen und Burgen im Hegau

Konkrete Aktionen und Projekte fanden schon 2009 statt. Damals gab es die Arbeitsgemeinschaft Hegau Touristik. Anfang der 2000er wurden die beiden Kartenpakete „Erlebniswege – Westlicher Bodensee, Hegau und angrenzende Schweiz“ und „Burgen im Hegau“ konzipiert und umgesetzt. Über 40 Rad- und Wandertouren wurden dazu ausgeschildert und sind bis heute fast im gesamten Hegau und der Höri zu finden.

Das größte und wichtigste Projekt der vergangenen Jahre war die Planung und Umsetzung von zehn Premiumwanderwegen unter dem Titel „Hegauer Kegelspiel“. „Zehn Premiumwanderwege auf einer so kleinen Fläche sind schon etwas besonderes und haben den Hegau als Wanderregion sehr stark in den Fokus gestellt“, erklärt Unger. Der erste Premiumwanderweg der „Hohentwieler“ wurde 2014 eröffnet. Das Deutsche Wanderinstitut, das die Wege zertifiziert, lobte vor allem die tollen Ausblicke der Kegelspiel Wanderwege, die einzigartig seien.

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Die Gemeinden hätten sich insofern eingebracht, dass sie alle Projekte ideell und natürlich finanziell durch Mitgliedsbeiträge und Zusatzleistungen unterstützten. „Sämtliche Wegweiser wurden durch die Bauhöfe der einzelnen Gemeinden montiert und Informationen für die Broschüren und Flyer geliefert“, berichtet der ehemalige Geschäftsführer. Der Verein war nicht nur Ansprechpartner für die Gemeinden, sondern auch für die Gastgeber.

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Trotz der Gründung der größeren Vermarktungseinheit Regio Konstanz-Bodensee-Hegau im Jahr 2017 blieb der Verein Hegau Tourismus bis in diesem Jahr bestehen. „Beim Beitritt zur Regio gab es bei der einen oder anderen Gemeinde Bedenken, dass der Hegau im neuen Konstrukt nicht mehr sichtbar sein könnte“, erklärte Unger die Zurückhaltung der Gemeinden. Die weitere Existenz des Vereins sollte ein eventuelles Zurück zu Hegau Tourismus ermöglichen, ohne den riesigen Aufwand einer Löschung und Neugründung eines Vereins.

Größere Vermarktungseinheit überzeugte

Letztendlich habe aber der Regio-Verein als größere Vermarktungseinheit am westlichen Bodensee die Gemeinden überzeugt. Bei der letzten Mitgliederversammlung beschlossen die 14 verbliebenen Mitgliedsgemeinden die Auflösung des Hegau-Tourismusvereins. Der Tourismus in der Region habe sich durch den Regio-Verein weiter positiv entwickelt, wie der Tourismus allgemein schon in den letzten Jahren. „Der Hegau als Tourismusregion ging nicht unter, sondern hat das Gesamtangebot am westlichen Bodensee verbessert und abgerundet“, lautet Ungers Einschätzung. Das Aktivangebot mit Radfahren, Mountainbiken und Wandern sei heute ein wichtiger Mosaikstein in der Region.

Auch die Gemeinden im Hegau wissen das Engagement des Tourismusvereins zu schätzen. Der Hegau Tourismus sei eine wichtige Einrichtung gewesen, um den Hegau als Tourismus-Region zu positionieren, erklärt Tengens Bürgermeister Marian Schreier. „Das ist in den vergangenen Jahren gelungen, vor allen Dingen mit der Entwicklung der Premiumwanderwege“, schreibt Schreier auf Nachfrage.

In der Stadt Tengen gebe es gleich zwei Premiumwanderwege und die Übernachtungszahlen hätten sich in den vergangenen Jahren überaus positiv entwickelt. Sein Dank gelte der Geschäftsstelle des Hegau Tourismus, die die Gemeinden immer kompetent begleitet habe. Mit der Gründung des Vereins Regio Konstanz-Hegau Bodensee werde der gesamte westliche Bodensee – inklusive des Hegaus – inzwischen durch eine Tourismusorganisation vertreten. „Das war ein wichtiger Schritt und wir fühlen uns als Stadt Tengen dort sehr gut vertreten“, so Schreier.

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Gailingen fühlt sich gut vertreten

Gailingens Bürgermeister Thomas Auer stimmt seinem Amtskollegen zu: „Der Verein Hegau-Tourismus hat für unsere Region, für den Hegau, viel getan. Insbesondere für die Entwicklung eines tollen Rad- und Wanderwegenetzes zeichnet er verantwortlich.“ Auch er hebt die Bedeutung der Premiumwanderwege hervor, deren Einrichtung der Verein angestoßen und umgesetzt hat. „Hier in Gailingen haben wir mit dem ,Gailinger Grenzgänger‘ einen ganz besonderen Premiumwanderweg. Er ist der einzige, der grenzüberschreitend verläuft“, so Auer.

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Im Verein Regio Konstanz-Bodensee-Hegau sähe sich seine Gemeinde gut aufgehoben und der Hegau sei hier auch präsent. Die Projekte des Vereins Hegau-Tourismus würden dort auch fortgeführt. Der Tourismus sei für die gesamte Region von zunehmend wirtschaftlicher Bedeutung, was sich insbesondere an steigenden Zahlen in allen Bereichen zeige: „Für uns in Gailingen ist er neben dem Gesundheitssektor ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor“, sagt Gailingens Bürgermeister.