Einen ganz besonderen Einsatz hatten 22 Auszubildende zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik Anfang März im Ahrtal. Zusammen mit drei Lehrern der Hohentwiel-Gewerbeschule waren sie zu einem viertägigen Hilfseinsatz vor Ort und haben viel gelernt. Nicht nur fachliches Arbeiten, sondern auch, dass es dort fast zwei Jahre nach der Flutkatastrophe noch immer sehr viel zu tun gibt.
Im Oktober 2022 hatte Ralf Richter, einer der betreuenden Lehrer, zusammen mit Stefan Fehrenbach, Schulleiter der Hohentwiel-Gewerbeschule, den ersten Kontakt zum Verein Elektroseelsorge geknüpft. Nun machten sich 22 Auszubildende aus dem zweiten Lehrjahr zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnikmachten mit ihren Lehrern Ralf Richter, Ingo Bach und Pierre Reichmann auf den Weg ins Ahrtal.

In mehreren Teams arbeiteten die Berufsschüler gemeinsam mit Ehrenamtlichen. Die Baustellen, an denen sie arbeiteten, waren oft Rohbauten und es musste auch viel improvisiert werden. André Scheffel und Lenny Haus waren zum Beispiel im Ort Schuld mit anderen zusammen im Einsatz an einem Fertighaus. „Wir haben Leitungen neu eingezogen und verrohrt, doch der Bau war noch nicht so weit fortgeschritten, so dass wir auch improvisieren mussten“, erzählt André Scheffel. Er und seine Mitschüler seien tief beeindruckt von den tragischen Geschichten, die sie am Rande mitbekommen haben. Auch jetzt leben viele Menschen dort noch in Containern, weil ihre Häuser noch nicht wieder aufgebaut sind.
Manche leben fast zwei Jahre im Container
In Walporzheim arbeitete eine Gruppe auch in der dort nach der Flutkatastrophe entstandenen Elektrowerkstatt. Dort haben sie sich mit Reparaturen einer Drehbank und eines Frequenzumformers für eine Betonrüttelmaschine beschäftigt, wie sie berichten. Diese Arbeiten hätten von den Auszubildenden viel Geduld und Konzentration verlangt, aber auch Geschick und Kreativität.

Niklas Leitmann arbeitete in einem Team mit sieben Männern beim Umbau eines Hauses, wo das Erdgeschoss zum Gastronomiebetrieb umgebaut werden soll. Dieses Haus, das etwa zehn bis 15 Meter von der Ahr entfernt liegt, war im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss nach der Katastrophe komplett durchflutet. „Am Haus stand noch ein Schild mit dem Hinweis ‚9,20 Meter stehendes Wasser‘“, sagte Niklas Leitmann.

„Der Verein Elektroseelsorge braucht immer noch dringend Hilfe, weil noch so viel zu tun ist“, sagte André Scheffel. Für den Zeitraum ihres Hilfseinsatzes ein paar Nächte im Container zu schlafen, sei kein Problem. Auch die Versorgung mit Mittagessen und Frühstück sei für die Helfer sehr gut organisiert gewesen. Aber für ihn und die Schüler sei es unvorstellbar, über so einen langen Zeitraum in Containern wohnen zu müssen.
Auch Photovoltaik ist ein Thema
An einem der vier Einsatztage erfuhren die Auszubildenden Details über die Grundlagen der Photovoltaik von Professor Johannes Scholz von der Universität Koblenz. Sie machten auch einfache Lötübungen an USB-Lautsprechern. Das Thema Photovoltaik wird die Auszubildenden noch im dritten Lehrjahr beschäftigen und sei dann auch prüfungsrelevant, so Ralf Richter.
Der Einsatz, der von einigen Ausbildungsfirmen sowie der Handwerkskammer Konstanz und der Elektroinnung unterstützt wurde, hat die Erwartungen der Auszubildenden übertroffen, wie sie erzählen. Die Erlebnisse würden noch lange in den Köpfen bleiben und es seien auch noch Kontakte geblieben. Raimund Kegel, stellvertretender Geschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, gratulierte den jungen Männern und versprach, dass sie dafür ein besonderes Zertifikat bekommen werden. „Für den Lernerfolg einer Schule ist so ein Einsatz enorm, weil die Teilnehmer lernen, selbstständig zu arbeiten“, so Kegels Fazit.