Archäologie und Internet – kann das zusammenpassen? Es kann, wie das Hegau-Museum im Singener Schloss zeigt. Die städtische Einrichtung präsentiert sich seit einigen Wochen per 360-Grad-Führung im Internet und hat damit den ersten Schritt dazu gemacht, sich zu digitalisieren. Zusätzlich zur generalüberholten Dauerausstellung in den Museumsräumen bietet das Museum nun auch eine digitale Dauerausstellung an.

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Denn mit der 360-Grad-Führung kann man jeden Raum des Museums am heimischen Endgerät besuchen, vom Treppenhaus bis zum hintersten Winkel. „Das ist auch ein Stück Barrierefreiheit“, sagte Museumsleiter Ralph Stephan kürzlich bei der Vorstellung des Projekts im Ausschuss für Kultur und Tourismus des Singener Gemeinderats. Denn die Museumsräume im ersten Stock des Singener Schlosses sind derzeit nicht barrierefrei zugänglich. Wer per virtueller Führung ins Hegau-Museum geht, kann sich mit Maus- oder Wischbewegungen durch das Gebäude bewegen und sich rundum umschauen. Wer auf einen roten Infopunkt klickt oder drückt, bekommt Informationen eingeblendet – etwa Texte, Landkarten oder weitere Abbildungen. Auch Zoomen ist möglich, denn man habe auf sehr gute Auflösung geachtet, so Stephan.

Das Hegau-Museum von außen. Derzeit belegt die Einrichtung den ersten Stock im Singener Schloss.
Das Hegau-Museum von außen. Derzeit belegt die Einrichtung den ersten Stock im Singener Schloss. | Bild: Arndt, Isabelle

Für den Museumsleiter ist mit der 360-Grad-Führung noch lange nicht Schluss. Die Zukunft ist für ihn hybrid: „Wir wollen das beste aus der analogen und der digitalen Welt verbinden. Die 360-Grad-Führung ist da eine gute Grundlage.“ Und für weitere Anwendungen brauche man eine detaillierte Bildauflösung beim Ausgangsmaterial. Etwa ein Jahr habe die Vorarbeit gedauert, ehe die 360-Grad-Führung online gehen konnte.

Catharina Scheufele, Fachbereichsleiterin Kultur bei der Singener Stadtverwaltung, ergänzte, dass man das Angebot etwa mit Podcasts oder kurzen Filmen ausbauen könnte. Zudem solle es demnächst auch eine Lauschtour für das Smartphone durch das Hegau-Museum geben.

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Einhelliges Lob von Ausschussmitgliedern

Von den Ausschussmitgliedern gab es einhelliges Lob für das digitale Angebot. Gabriele Eckert (SPD) regte an, das Angebot per Videochat beispielsweise an Senioren zu bringen. Museumsleiter Stephan sagte dazu, man wolle Senioren, die derzeit eine Minderheit unter den Besuchern seien, gerne im Haus haben. Ramona Halmer (Freie Wähler) fragte, ob man mit dem Angebot in Schulen gehe. Catharina Scheufele antwortete, dass dafür am ehesten weiterführende Schulen in Frage kämen. Doch verbreiten würde sich das Angebot auch über den Tourismus – oder über soziale Netzwerke, wie es Ralph Stephan schon beobachtet hat.

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Doch gräbt sich das Museum so nicht seine eigenen Besucher ab, wenn alles einfach online zugänglich ist? Diese Sorge teilt Ralph Stephan nicht. Die Zahlen würden zeigen, dass mehr Besucher kommen und länger bleiben würden, wenn ein Museum sich digital präsentiere. Und Scheufele ergänzte, dass im Museum nun auch Glasfaser liege. Damit könne man später auch WLAN für die Besucher bieten – und darauf basierende Anwendungen.