Ein Nachschlagewerk mit tollen Bildern, welches seit dem Jahr 1966 jährlich neu aufgelegt wird: das Singener Jahrbuch. Jeder beteiligte Autor erhielt am Ende der offiziellen Buchtaufe in Bohlingens Aachtalhalle ein druckfrisches Exemplar des neuen Jahrbuches überreicht. Die 57. Auflage mit einer historischen Abbildung der Stadt auf dem Einband gewährt spannende Einblicke in die jüngere Stadtgeschichte und aus dem Leben in der Stadt und den Ortsteilen.

Nach wie vor wolle man das Singen Jahrbuch als Printversion veröffentlichen, wie Oberbürgermeister Bernd Häusler in seiner Ansprache ausführte. „Wir schreiben damit die jüngere Stadtgeschichte fort“, so Häusler. Wenn man darin blättere, fände man immer eine Geschichte und das über viele Jahrzehnte hinweg. Dieses Jahr wurde die Taufe des neuen Jahrbuches im Singener Ortsteil Bohlingen begangen.

Bohlingen wird 1250 Jahre

Auch dort geschieht aktuell Historisches: In diesem Jahr feiert Bohlingen sein 1250-jähriges Bestehen. Bereits im Jahr 773 wurde es urkundlich erwähnt, übrigens 14 Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung von Singen, wie Häusler einräumen musste. Der Bohlinger Dorfjournalist Rolf Hirt berichtet im Jahrbuch von einer Recherche über die Geschichte der Soldatenfigur Gustav. Die Figur stand 45 Jahre unerkannt auf einer Wiese und konnte schließlich einem 100-jährigen Kriegerdenkmal auf dem Friedhof in Bohlingen zugeordnet werden. Sie befindet sich dort noch heute.

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Im ersten Beitrag des Buches beleuchtet Tilo Brügel die Erhaltungssatzung für die Stadt Singen. Das sei nicht nur im Buch, sondern auch im Gemeinderat ein spannendes Thema gewesen, wie Häusler in seiner Ansprache berichtete. Auch in Singen könne man alte Häuser aus der Gründerzeit finden, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt laufe. Die Erhaltungssatzung ermögliche es nun, dass solche Häuser mit ihren individuellen Geschichten und Historien nicht einfach abgerissen werden können und das Stadtbild erhalten bleibt.

Straßennamen aus der NS-Zeit

In einem anderen Beitrag wird von Michael Hübner über Straßennamen aus der nationalsozialistischen Zeit und deren Umbenennungen geschrieben. „Das ist ein überaus interessanter Bericht“, fasste Häusler zusammen, denn auch in vielen anderen Städten sei über eine solche Thematik diskutiert worden.

Stadtarchivarin Britta Panzer befragt diese drei Autoren zu ihren Beiträgen, von links: Wolfgang Trautwein, Stefan Stieglat und Thomas ...
Stadtarchivarin Britta Panzer befragt diese drei Autoren zu ihren Beiträgen, von links: Wolfgang Trautwein, Stefan Stieglat und Thomas Warndorf. Bild: Sandra Bossenmaier

Das neue Jahrbuch bietet zudem einen breiten Überblick auf das Leben der Stadt Singen. Oder wie der Oberbürgermeister es ausdrückte: „Das, was das Leben in unserer Stadt ausmacht“. Wieder vertreten ist die Rubrik „Junges Singen“, in der zwei junge Menschen erzählen, wie sie nach einem Umzug nach Singen diese Stadt wahrnehmen.

Zeitzeugen berichten aus der Vergangenheit

Auch aktuelle Themen sind vertreten. Das aktuellste sei wohl der Ukrainekrieg, so Häusler. Das Buch beinhaltet ein Friedensgebet von Willi Waibel und einen Bericht aus Singens ostukrainischer Partnerstadt Kobeljaky, wo die Kämpfe toben und wohin Hilfstransporte organisiert wurden.

Stadtarchivarin Britta Panzer lockerte den Abend mit einer Gesprächsrunde mit drei Autoren auf, die spannende Themen der Stadt beleuchteten. Mit Stefan Stieglat unterhielt sie sich über ein Reallabor, eine Kooperation zwischen der Stadt Singen und der HTWG Hochschule Konstanz, bei der Wissenschaft und Wirtschaft zusammengeführt werden.

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Wolfgang Trautwein erzählte von der Musikinstrumentenhändlerin Lydia Schächle und ihrem Musikhaus, mit dem sie ab dem Jahr 1963 moderne Musikelektronik von weither nach Singen brachte. Als Schüler half Trautwein drei Jahre im Laden bei Verkaufsberatungen und Reparaturen mit. Als Geschäftsfrau sei Schächle ihrer Zeit weit voraus gewesen. Doch irgendwann erfuhr der Markt eine rasante Entwicklung, wie Trautwein erzählte, und für das kleine Musikhaus sei das Geschäft finanziell nicht mehr tragbar gewesen.

Auch Autorennen haben Singen geprägt

Als dritten Gesprächspartner befragte Britta Panzer Thomas Warndorf über die Deutsche Tourenwagenmeisterschaften in den 1990er-Jahren auf dem Alemannenring in Singen. Die Rennstrecke führte damals entlang der Automeile und das Publikum konnte die Rennwagen hautnah erleben.

Ende der 1980er-Jahre sei die Internationale Tourenwagen Rennen (ITR) auf der Suche nach nichtpermanenten Rennstrecken gewesen, so Warndorf. Im Jahr 1991 kam es zum ersten Rennen, weitere folgten jährlich bis 1995. Doch dann sei das Lastenheft der ITR mit Pflichten gekommen, die für die Stadt Singen nicht umsetzbar gewesen sei, erzählte Warndorf.

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