Einen Blick hinter die Kulissen eines Wohnhauses werfen, das älter ist als das Konstanzer Konzilgebäude, das mittelalterliche Ritterschaftshau in Radolfzell besichtigen und mehr über das älteste Fachwerkhaus der Stadt erfahren – der jährlich stattfindende Tag des offenen Denkmals hat den Menschen in der Region in der Vergangenheit bereits so manch besondere Möglichkeit eröffnet.
Und wird es auch in diesem Jahr tun – denn am Sonntag, 14. September, besteht einmal mehr die Möglichkeit, ausgesuchte Denkmäler kostenlos zu besuchen. Viele davon können normalerweise nicht einfach so betreten werden. Für Radolfzell und die Höri sind in diesem Jahr insgesamt fünf Aktionen gemeldet, die auf der Internetseite zum Tag des offenen Denkmals vorgestellt werden.
Einblicke in das Leben von Otto Dix
So kann einmal mehr das idyllisch gelegene Museum Haus Dix in Gaienhofen erkundet werden – bei freiem Eintritt, denn um 11 Uhr, 13 Uhr und 14.30 Uhr finden kostenlose Führungen durch das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des berühmten Malers Otto Dix und seiner Familie statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Das Museumscafé ist ebenfalls geöffnet und lädt bei einem schönen Blick über der Untersee zum Verweilen ein.
Im Inneren des Hauses lässt sich ein Blick auf das Alltagsleben der Familie Dix erhaschen, denn dort stehen noch immer Teile der Originalmöblierung sowie Reproduktionen von Werken von Otto Dix.
Nationalsozialismus, Altstadt, Münster
In Radolfzell öffnen und präsentieren sich zudem gleich drei Denkmäler, außerdem ermöglicht eine Führung einen Blick auf die gesamte Altstadt vor dem Hintergrund eines bestimmten historischen Ereignisses: Das Stadtmuseum lädt um 11 Uhr zu einer 60-minütigen Exkursion durch die Straßen der Stadt ein, bei der die Geschichte des Nationalsozialismus in Radolfzell verdeutlicht werden soll.
Denn mit der Machtergreifung fand auch hier die Verfolgung der politische Gegner statt. In Zusammenhang mit dem Bau der Schießanlagen für die 1938 von SS-Einheiten bezogenen Kaserne wurde die Stadt ein Außenlager des KZ Dachau. Zwangsarbeiter wurden in den Kriegsjahren in Radolfzeller Betrieben eingesetzt. Treffpunkt für die Führung ist der Luisenplatz.
Auch das Radolfzeller Münster wird nach seiner mehrjährigen Sanierung den Besuchern am Tag des offenen Denkmals offen stehen. Die katholische Seelsorgeeinheit St. Ratold lädt Interessierte zu einer besonderen Führung ein – denn die Besucher können sich diese selbst zusammenstellen. Wie das Landratsamt Konstanz ankündigt, wird es rund 20 Stationen geben, an denen Jugendliche und Erwachsene unterschiedliche Objekte vorstellen. Mit dabei sind etwa der Sarkophag des Stadtgründers sowie kleine, bisweilen übersehene Objekte als Zeugen früherer Zeiten.
Blick in das ehemalige Pflegeheim
Etwas ganz Besonderes bieten außerdem zwei Führungen, die im Gebäude des ehemaligen Heilig Geist-Pflegeheims in der Seestraße 46 stattfinden werden. Durch die Umsiedlung des Altersheims auf die Halbinsel Mettnau im vergangenen Jahr stehen die Räume des historischen Spitalensembles mittlerweile leer. Sie können daher erkundet werden.
Neben der Entwicklung des Spitalwesens und der Baugeschichte stehen bei den Führungen laut der Ankündigung auch die Objekte der Spitalkapelle und die Fragmente der jüdischen Mikwe – also eines Tauchbads – im Mittelpunkt. Die Führungen werden vom Historiker Christof Stadler und Stadtarchivar Alexander Röhm um 10.30 und 11.45 Uhr angeboten. Treffpunkt ist das alte Portal in der Seestraße.
Die Architektur des Österreichischen Schlösschens
Ein weiteres Gebäude, das am Tag des offenen Denkmals in Radolfzell im Mittelpunkt steht, ist das gleichzeitig historisches und durch seine Sanierung modernisierte Österreichische Schlösschen am Marktplatz. Dieses feiert in diesem Jahr einen besonderen Geburtstag – denn vor zehn Jahren wurde es nach umfangreichen Arbeiten, die dem Schlösschen nicht nur ein neues Aussehen, sondern der Stadtbibliothek auch neue Räumlichkeiten gaben, neu eröffnet.
Seine Geschichte ist allerdings weitaus älter: Errichtet wurde das Gebäude laut der Ankündigung schon ab 1619 im Stil eines Renaissance-Schlosses. Im 19. und 20. Jahrhundert sei es als Schulhaus und auch schon als Stadtbibliothek genutzt worden. Am Tag des offenen Denkmals finden in der Zeit von 10.30 bis 11.45 Architektur-Führungen mit dem Architekten Matthias Eck statt. Treffpunkt ist vor dem Glasanbau des Österreichischen Schlösschens am Marktplatz 8.