Bald ist es so weit: Am Montag, 22. August, will der Konstanzer Inklusionsbetrieb Indigo gGmbH die Reichenauer Markthalle im Gewerbegebiet Göldern gegenüber dem Bahnhof Reichenau eröffnen. Der zugleich schlicht und futuristisch anmutende Neubau in Holz ist schon jetzt ein Hingucker und passt sich optisch an die Gestaltung des Nabu-Bodenseezentrums direkt daneben an.

An der Nordseite läuft das Gebäude der Markthalle spitz zu. Die Architektur ist analog zu der des Nabu-Gebäudes (hinten).
An der Nordseite läuft das Gebäude der Markthalle spitz zu. Die Architektur ist analog zu der des Nabu-Gebäudes (hinten). | Bild: Zoch, Thomas

In dem auch von der Gemeinde gewünschten Projekt will Indigo Produkte von der Insel Reichenau sowie aus der Region verkaufen, ein kleines Bistro und – ab einem späteren Zeitpunkt – einen Fahrradverleih betreiben. Außerdem soll es Informationen zur Insel geben.

Kein Gemüse soll verkommen

„Der Kern ist eine Schnippelküche“, sagt Indigo-Geschäftsführer Ralf Rosbach. Dort entstehen Salate, Suppen und Säfte aus Gemüse, das in der Markthalle nicht verkauft wurde. Das Selbstbedienungsbistro biete innen 24 und auf der Terrasse 30 Plätze.

Die rund acht Meter lange Theke ist schon eingebaut.
Die rund acht Meter lange Theke ist schon eingebaut. | Bild: Zoch, Thomas

Das Grundstück für die Markthalle hatte die Gemeinde zur Verfügung gestellt. Bürgermeister Wolfgang Zoll hält sie für ein wichtiges zusätzliches Angebot sowohl für Einheimische als auch für Gäste.

Im Gewerbegebiet Göldern gehe es nicht nur um die Bereitstellung von Gewerbeflächen, sondern auch um die Verbesserung der Infrastruktur und Nahversorgung für die Reichenauer Ortsteile Lindenbühl und Waldsiedlung. „Mit der kleinen Gastronomie stellt die Markthalle eine interessante Ergänzung für das Nabu-Bodenseezentrum dar und trägt zur Aufenthaltsqualität im Quartier bei“, so Zoll.

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Halle als Ersatz für Bahnhofsangebote

Zudem ersetze die Markthalle den bisher fehlenden Bahnhofsbereich, der Besucher willkommen heißen könne. „Die Markthalle wird sozusagen ein Stück weit zum Eingangstor der Gemeinde Reichenau.“ Neben den lokalen Produkten gebe es dort ja auch Informationen zu touristischen Angeboten und Kulturveranstaltungen. Und durch die Kooperation mit der Gemüse-Genossenschaft werde die Markthalle „ein wichtiger Markenbotschafter für die Gemeinde“ sein.

Zudem sei die Halle wichtig als Inklusionsprojekt, das Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze bietet, betont Zoll. „Auf diese Weise sind nun auf engstem Raum die zentralen Aspekte der Nachhaltigkeit repräsentiert: ökologisch mit dem Naturschutzzentrum, sozial mit dem Inklusionsprojekt und ökonomisch durch den Gemüseverkauf.“

Durch die hohe Decke hat das Gebäude innen wirklich den Charakter einer Halle. Durch die Holzwände bekommt es eine warme Atmosphäre.
Durch die hohe Decke hat das Gebäude innen wirklich den Charakter einer Halle. Durch die Holzwände bekommt es eine warme Atmosphäre. | Bild: Zoch, Thomas

Laut Geschäftsleiter Stefan Zimmermann wird es von der Reichenau neben Gemüse und Salaten zum Beispiel auch Räucherfisch, Wein, Suppen und Gewürze geben. Aus der Region im Angebot seien etwa Bio-Backwaren, Gewürzöle, Bio-Eis und Brotaufstriche. Sowohl im Verkauf als auch im Bistro gebe es viele vegetarische oder sogar vegane Produkte.

In Holzregalen gibt es die Waren, die nicht gekühlt werden müssen – so wie hier Brotaufstriche und Pestos sowie Öle.
In Holzregalen gibt es die Waren, die nicht gekühlt werden müssen – so wie hier Brotaufstriche und Pestos sowie Öle. | Bild: Zoch, Thomas

Indigo-Chef Rosbach betont, dass der Betrieb möglichst ökologisch sein solle. „Das Ziel ist wenig Müll.“ So verwende man Mietbecher und wolle nach Möglichkeit nur Verpackungen einsetzen, die biologisch abbaubar sind.

Der ökologische Aspekt sei auch beim Bauwerk selbst von Bedeutung, so Rosbach und sein Co-Geschäftsführer Andreas Effinger. Man habe großen Wert auf eine nachhaltige Bauweise gelegt. Und auf der gesamten Dachfläche sei eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen.

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Termin schon zweimal verschoben

Die unkonventionelle Architektur von Christian Müller mit leicht geneigtem Flachdach und Holzverkleidung folge den Bauten des Nabu-Bodenseezentrums, so Rosbach. Knapp 300 Quadratmeter Grundfläche hat das bis zu acht Meter hohe Gebäude. Nach gut einem Jahr Bauzeit musste der Eröffnungstermin wegen Corona und Lieferengpässen schon zweimal verschoben werden.

Auch jetzt ist der Zeitplan noch eng. „Es wird gearbeitet bis zum Schluss“, sagt Rosbach Der Zeitplan sei sehr sportlich. Aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei es notwendig, nun endlich zu eröffnen. „Die Kosten laufen schon.“ Ein Teil der 22 Mitarbeiter sei bereits zum 1. August angestellt worden und werde eingelernt, der zweite Teil folgte ab 15. August. Und man wolle noch möglichst viel von der Saison nutzen.

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Letztlich entscheiden die Kunden

Rosbach schätzt, dass im Sommer eher der Bistrobereich gefragt sein wird, obwohl Indigo den Schwerpunkt zunächst eher im Verkauf der lokalen und regionalen Produkte gesehen habe. Aber der Geschäftsführer betont: „Wir sind da flexibel. Das war wichtig in der Konzeption und ist das Gute an der Markthalle.“ Letztlich entscheiden die Kunden.

Die einst kalkulierten Kosten von rund 2,1 Millionen Euro seien durch Preissteigerungen aktuell um circa 200.000 Euro überschritten. Die Teuerung halte sich bisher also noch in Grenzen, so Rosbach und der Projektsteuerer Urban Heydler. Bei den heutigen Unsicherheiten wäre das Projekt für Indigo dagegen kaum noch machbar.

Das Bistro wird innen mit Tischen und Hockern aus Wildeiche möbliert. Sie stammen aus einem Inklusionsbetrieb bei Sigmaringen.
Das Bistro wird innen mit Tischen und Hockern aus Wildeiche möbliert. Sie stammen aus einem Inklusionsbetrieb bei Sigmaringen. | Bild: Zoch, Thomas

Die Indigo gGmbH erhalte einen Zuschuss der Aktion Mensch in Höhe von 550.000 Euro, so Rosbach, zum Teil für den Bau, aber auch als Personalkostenzuschuss. Zudem steuert der Kommunalverband Jugend und Soziales 270.000 Euro bei, weil das Unternehmen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schaffe. Dies gelte für die Hälfte der zwölf Beschäftigen, wobei der Schwerpunkt auf psychisch Kranken liege.