Florian Repnik bezeichnet sich selbst als Glückskind. „Ich habe eine tolle Frau, einen tollen Sohn, ein tolles Restaurant und tolle Mitarbeiter“, sagt er. „Und ich bin gesund. Was will ich mehr?“ Letzteres war lange nicht der Fall. Vor einem Jahr sah die Welt des damals 45-Jährigen noch ganz anders aus. Florian Repnik war krank. Sehr krank.
Stressmagen? Nein, es war schlimmer
Es begann mit hartnäckigem Magendruck im Spätsommer 2021. Der Hausarzt stellte fest: Stressmagen. Aber die Probleme wollten nicht weniger werden. Es folgten weitere Untersuchungen, Bluttests, CT – das volle Programm. Plötzlich ging es rapide bergab. Florian Repnik verlor 40 Kilogramm, er hatte schlichtweg keinen Appetit mehr. Es folgte die Schockdiagnose: Krebs.
„Die Assistenzärztin sagte mir nur ganz trocken: Herr Repnik, sie haben Krebs. Wir haben einen Dünndarmkarzinom festgestellt“, erzählt Florian Repnik. Heute, fast zwei Jahre nach den ersten Anzeichen, spricht er über die schwere Zeit. Und darüber, wie er sich und sein Hotel in Radolfzell trotzdem am Leben hielt.
Wegen Corona durfte der Unternehmer keinen Besuch in der Klinik empfangen. Er erzählte seiner Frau und seinem Sohn noch am Handy, was die Ärztin ihm gesagt hatte. „Die Welt geht unter. Dir wird der Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt er. 14 Tage sei es ihm „richtig dreckig“ gegangen. Doch als er daheim lag, habe er sich gefragt: „Stopp, was machst du hier eigentlich?“
Nach mehreren Tagen habe er beschlossen, seine Einstellung der Krankheit und auch seinem Leben gegenüber grundlegend zu ändern. Aufgeben kam für ihn offenbar nicht in Frage. „Ich sagte mir, du kannst heulen und Trübsal blasen, so viel wie du willst: Du hast den Tumor in dir“, erzählt er. Ab da gab es nur eine Richtung: Kämpfen und nach vorne schauen. Als Antrieb nennt er nicht nur seine Frau, seinen Sohn – auch den Betrieb.
Nach der Diagnose setzte er sich mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern zusammen. Wie soll es weitergehen? „Sie haben mich komplett aus dem Laden rausgenommen“, erzählt Florian Repnik, seine Frau übernahm den größten Teil. „Mein Kleiner hat daheim auf mich aufgepasst und mich versorgt.“

„Im Hotel und Restaurant hatte ich mit Küchenchef Christian Dierich und Isabel Bauer vom Service Leute hinter mir, die zu mir stehen. Und das brauchst du im Leben, wenn dir so etwas passiert. Ohne sie hätte ich es so nicht geschafft“, sagt Florian Repnik heute.
Zwangspause wegen der Chemotherapie
Die Chemotherapie zwang Repnik zu einer achtmonatigen Pause. Er musste sich konsequent schonen, in dieser Zeit fiel er komplett aus. Ohne Familie und Mitarbeiter wäre ein Betrieb des Hotels nicht möglich gewesen.
Sie bildeten das eingespielte Team, das Florian Repnik Ruhe und Zeit für seine Genesung ermöglichte. „Ich verspüre große Dankbarkeit dafür“, sagt er. Küchenchef Christian Dierich übernahm in dieser kritischen Phase eine besondere Rolle. Offen spricht er über die schwere Zeit: „Man hat dann natürlich Existenzängste und stellt sich die Frage: Wo geht die Reise hin?“, sagt Dierich.
„Ich habe es jedem erzählt, wollte nichts verheimlichen“
Seine Strategie, die er gegenüber den Mitarbeitern äußerte, ist simpel: „Wir mussten einfach nur unsere Aufgaben so erfüllen wie bisher – und so toll bleiben wie bisher. Dann findet das alles den Weg, den wir jetzt wieder erreicht haben: nämlich den guten.“

Dierich musste in der Zeit ohne den Chef mehr Aufgaben übernehmen. Sich zum Beispiel häufiger im Gastraum zeigen, um das Haus zu repräsentieren. „Aber jetzt freuen wir uns und sind überglücklich, dass wir ihn wieder hier haben“, sagt der Küchenchef über seinen Vorgesetzten.
Von Anfang an ging Florian Repnik offen mit seiner Erkrankung um. „Das ist in meinen Augen sehr wichtig, wenn man dagegen ankämpfen möchte“, sagt er. „Ich wollte nichts verheimlichen und habe es jedem in meinem Umfeld erzählt.“ Dieser Umgang mit der Krankheit führte zu großer Hilfsbereitschaft, glaubt er. Und dazu, dass er sein Unternehmen trotz des Schicksalsschlags weiterführen konnte. Wie sagte Florian Repnik über sich selbst? Dass er ein echtes Glückskind ist.