„Gute Zeichen“ ist die diesjährige Ausstellung des Kunstvereins Radolfzell betitelt. Sie könnte auch „Gute Zeiten“ heißen, denn endlich darf man die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Werkschau wieder vor Ort, in der Villa Bosch genießen. Vor zwei Jahren waren die Kunstwerke auch Anfang Dezember bereits gehängt, doch dann kam wegen der Corona-Pandemie das Aus für alle Museen. Immerhin war damals dank eines Videos ein virtueller Rundgang durch die Schau möglich.

Fast hundert Ausstellungsstücke

Sichtlich erfreut zeigte sich der zweite Vorsitzende Siegfried Lehmann bei der Vernissage darüber, dass fast hundert Werke von 59 Künstlerinnen und Künstlern nun wieder vor Ort angeschaut werden können. Die persönliche Begegnung mit dem Kunstwerk sei doch etwas anderes als die Rezeption im Film. „Für‘s Echte gibt es keinen Ersatz“, meinte er.

Mitglied im Vorstand ist auch Marlis Faller, die zusammen mit Magdalena Oppelt die Organisation und Hängung der diesjährigen Ausstellung in der Villa Bosch verantwortete. Sie sagte: „Ich habe gedacht, dass ich es nicht schaffe, die vielen Werke in den Räumen unterzubringen.“ Doch nun sei sie erleichtert, dass es eine so schöne Ausstellung geworden sei.

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Duo mit Gitarre und Gesang

Dazu trugen auch zwei weitere Vorstandsmitglieder bei: Rein zufällig hätten sie festgestellt, dass sie beide Gitarre spielen und singen, gestanden Schatzmeister Joachim Strate und der künstlerische Beirat Andreas Gabelmann. So war ihr musikalischer Beitrag mit eigenen Songs und Titeln aus Rock und Pop eine echte und bereichernde Premiere.

Die Skulptur „Junge Familie“ von Gerlind Glauner besteht aus Metallresten.
Die Skulptur „Junge Familie“ von Gerlind Glauner besteht aus Metallresten. | Bild: Veronika Pantel

Der Rundgang durch die Ausstellung lässt viele spannende Entdeckungen zu. Denn so vielfältig präsentiert sich kaum eine Ausstellung, die nur einem Künstler gewidmet ist. Erfreulich viele Skulpturen sind dieses Mal dabei: Etwa die anmutige Frauengruppe aus dunkler Tonkeramik von Bettina Fritz-Weber oder „Junge Familie“ von Gerlind Glauner, die Metallreste zusammenschweißte und dem Kinderwagen sogar Räder verpasste. „Impuls“ von Robert Athner ist eine Holz-Stele, aus der zwei Hände ragen, die ein blinkendes Herz tragen.

Bilder machen nachdenklich

Die Bilder zeigen viele gute Zeichen, die oft nachdenklich machen: Etwa die Serie vom jungen Syrer Almatar Shady, der arabische Schriftzeichen grafisch gestaltet und in seinen Titeln verrät, wie konfliktreich eine Kindheit sein kann. Oder Heidi Reubelts Werk „In die Mulde meiner Stummheit leg ein Wort…“, die aus einem Ingeborg-Bachmann-Gedicht zitiert und den Text in ihrem Gemälde sichtbar macht.

Martin Hornungs „Turftrio“ zeigt eine Szene aus einem Pferderennen.
Martin Hornungs „Turftrio“ zeigt eine Szene aus einem Pferderennen. | Bild: Veronika Pantel

Witziges und Skurriles lässt grüßen etwa in Marlis Fallers kleiner Tuschezeichnung „Jacob“ – ein Rabe, der frech zu krächzen scheint. Oder Wolfgang Hecking, der seine Tiger-Collage „Wilde Katzen“ unmittelbar neben die Collage „Landliebe“, Schönheiten vom Lande, platziert – es könnten auch wilde Kätzchen dabei sein…

Künstlerisch Hochwertiges und handwerklich Ausgefeiltes hängt neben ersten Versuchen – auf dem Weg vom Dekorativen zur eigenen Aussage. Die haben etwa Martin Hornung mit seinem beeindruckend dynamischen Bild vom Pferderennen „Turftrio“ oder Erika Ebinger mit ihrem Bild „Halloween“, das ebenso gruselig wie mystisch anmutet, schon gefunden.

Ebenso gruselig wie mystisch anmutend: „Halloween“ von Erika Ebinger.
Ebenso gruselig wie mystisch anmutend: „Halloween“ von Erika Ebinger. | Bild: Veronika Pantel

Und die freien Formen und abstrakten, guten Zeichen wie beispielsweise Matthias Hennigs titelloses Acrylbild mit bunten Farbformen, die ein Schwarz verdrängen will oder Thomas Notheisers „Es geschehen noch Zeichen und Wunder“ mit blauwertig geschichteten Formen und verweisendem Pfeil nehmen den Blick gefangen und lassen Farben intensiv wirken. So wird jeder Besucher der Kunstvereins-Werkschau sich von anderen guten bildnerischen Zeichen ansprechen lassen – die Auswahl ist groß.

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