Die Grundlagen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung schaffen – das ist das Ziel der kommunalen Wärmeplanung, die derzeit in vielen Kommunen erstellt wird. Auch in Radolfzell. Mit der Wärmeplanung soll unter anderem der Wärmebedarf einer Kommune, das Potenzial für erneuerbare Energien sowie der Senkung des Wärmebedarfs ermittelt werden. Ziel ist eine möglichst klimaneutrale Bedarfsdeckung. Schlussendlich sollen auch die Bewohner wissen, mit welchen Wärmeversorgungs-Optionen sie rechnen und an welche Netze sie angeschlossen werden können.

Aber wie weit ist die Planung in Radolfzell fortgeschritten? Und welche Erkenntnisse gibt es bereits? Darüber informierte jüngst Anika Scherenberg vom Planungsbüro Energielenker im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik.

Die meiste Wärmeenergie brauchen Privathaushalte

Mit diesem sowie mit den Stadtwerken Radolfzell arbeitet die Stadt seit Ende 2022 eng für die Wärmeplanung zusammen, wie Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität erklärte. Bisher sei bereits die Bestandsanalyse erstellt worden, aktuell sei man mit der Potenzialanalyse beschäftigt. „Und wir sind auch schon einen Schritt weiter, aber der ist noch nicht präsentationsbereit“, verriet sie in der Sitzung.

Präsentationsbereit war dafür die Energieverbrauchsverteilung in der Stadt sowie die Art der aktuellen Wärmenutzung. Wie Anika Scherenberg aufzeigte, wird mehr als die Hälfte der Energie in diesem Bereich in Radolfzell – konkret rund 63 Prozent – in privaten Haushalten verbraucht. Es folgen die Wirtschaft mit knapp 34 Prozent sowie die kommunalen Liegenschaften mit etwas mehr als drei Prozent.

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Untersucht wurde auch, wie hoch der Wärmebedarf in welchen Teilen von Radolfzell ist. In der Kernstadt wird besonders viel unter anderem im Bereich zwischen der Schützenstraße, der Markthallenstraße, der Schiesserstraße, der Güttinger Straße und der Haselbrunnstraße benötigt. Aber auch im Industriegebiet im Westen der Stadt, im Bereich des Krankenhauses und in anderen Gebieten ist der Bedarf hoch.

Bild 1: Gas oder Öl? Welche Energie Radolfzell nutzt und wo
Bild: Schönlein, Ute

Erdgas liegt vorne

Der größte Teil der Wärmeversorgung erfolgt derzeit durch Erdgas, gefolgt von Heizöl. Anders sieht es bei den kommunalen Liegenschaften aus: Zwar wird auch dort zu fast 72 Prozent der Energiebedarf durch Erdgas gedeckt, an zweiter Stelle folgt allerdings mit fast 27 Prozent Fernwärme. Der Energieverbrauch bei Heizöl liegt dagegen nur bei 0,5 Prozent.

Bei den erneuerbaren Energien wird aktuell vor allem Biomasse zur Wärmeerzeugung genutzt (knapp 84 Prozent), gefolgt von Solarthermie (5,8 Prozent) sowie Umweltwärme (zehn Prozent).

Minimierung und Umstellung

Nicht um den aktuellen Zustand, sondern die Zukunft geht es derweil bei der Potenzialanalyse. Wie Anika Scherenberg erläuterte, gehe es dabei um Minimierung von Energieverbrauch – etwa durch Dach- und Fassadendämmung – sowie Substituierung, zum Beispiel durch den Austausch von Wärmeerzeugern sowie die Nutzung von Geothermie, Solarenergie und Fernwärme. Betrachtet worden seien dabei unter anderem auch Freiflächenpotenziale sowie Dachflächenpotenziale.