Das Öhninger Chorherrenstift wird sicher noch viele Jahre eine Baustelle sein. Nicht aber der Teil, der der Gemeinde Öhningen gehört. Hier geht es ordentlich voran. „Der Rohbau ist im Grunde fertig“, sagt Bürgermeister Andreas Schmid.

Eigentlich wäre der Baufortschritt noch größer, doch hat der Fund eines mittelalterlichen Bades die Baustelle für gute zehn Monate ruhen lassen. Das Bad liegt genau dort, wo eigentlich der Schacht für den Aufzug geplant gewesen war. Die Pläne habe man neu machen müssen. Schmid plant, Ende 2021 mit den Arbeiten komplett fertig zu sein.

Doris Botwen, freie Mitarbeiterin des Restaurators Stephan Bussmann, trägt neuen Mörtel in die Fugen des mittelalterlichen Bades auf. ...
Doris Botwen, freie Mitarbeiterin des Restaurators Stephan Bussmann, trägt neuen Mörtel in die Fugen des mittelalterlichen Bades auf. Dieses soll erhalten bleiben. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Doch es tun sich bereits neue Zwischenbaustellen auf. Eigentlich habe man unter dem Bernhardsaal neue Toilettenanlagen einbauen wollen. Die alten Anlagen, die von der Kirchengemeinde genutzt wurden, hätten dem Ausbau des Gemeindeteils weichen müssen. Nun ist unter dem Saal eine Mauer gefunden worden. Diese könne und werde man nicht entfernen können, erklärt Bürgermeister Schmid.

Unklarheiten bei den Besitzverhältnissen

Und die Suche nach einem neuen Standort erweist sich wegen der komplizierten und ungeklärten Besitzverhältnisse als mühsam. Die Gemeinde müsste für die Wiederherstellung der Toiletten hochwertige Räume zur Verfügung stellen, weil sie auf andere Räume keinen Zugriff habe. Wem die Räume aber genau gehören, sei ebenfalls nicht abschließend geklärt. „Die Kirche hat viel mehr Räume genutzt, als ihnen eigentlich gehören“, sagt Schmid.

Bürgermeister Andreas Schmid in dem rustikalen Kellergewölbe, welches künftig ein Gastraum werden soll mit Blick auf den Bodensee.
Bürgermeister Andreas Schmid in dem rustikalen Kellergewölbe, welches künftig ein Gastraum werden soll mit Blick auf den Bodensee. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Im Dotationsvertrag seien einige Räume, wie zum Beispiel die Mesner-Wohnung, nicht erwähnt, dennoch erhebe die Kirche einen Anspruch darauf. Laut Schmid müssten die Besitzverhältnisse endgültig juristisch geklärt werden, bevor es an ein gesamtes Nutzungskonzept gehen könne. Denn für viele Bereiche des Stifts sei nie ein Eigentümer eingetragen worden, berichtet der Bürgermeister.

Selbst das Kirchengebäude an sich würde nicht der Kirche gehören, denn sämtliche Kosten seien bisher immer vom Land getragen worden und in den Dokumenten stehe kein Eigentümer. „Pfarrer Hutterer sagte, die Kirche wolle die Räume zurück, die sie vorher hatten. Doch die Frage ist, ob sie diese auch mit Recht genutzt hatten“, sagt Schmid.

So sehen die Pläne aus

Für die Planungen des Gemeindeteils des Chorherrenstifts sind diese Diskussionen aktuell jedoch eher nebensächlich. Hier entstehen ein gastronomischer Betrieb und neun bis zehn Gästezimmer. Noch fehlen die Fertigstellung des Treppenhauses und der Aufzugschacht. Dann könne man das Dach machen und mit dem Innenausbau fortfahren.

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Oben in den Bereichen, wo die Gästezimmer geplant sind, ist der Fortschritt ebenfalls zu sehen. „Hier könnte man die Fußbodenheizung einbauen und den Boden machen“, erklärt Andreas Schmid. Im Anbau neben dem Stift sei alles bereit für die weitere Einrichtung der Küche. Im Gästeraum im Untergeschoss sind größere Aussparungen für Fenster eingebaut, mit einem einladenden Blick in Richtung Bodensee. Die Terrasse soll einmal ein besonderes Glanzstück des Betriebes werden.

Einigung auf ein Konzept steht noch aus

Nur wenige Räume des Gemeindeteils seien noch nicht endgültig verplant. Da gebe es zum Beispiel noch einen rustikalen Gewölbekeller. „Hier können wir uns vorstellen, einen Raum für die Gemeinde zu schaffen, für Feiern oder die Fasnacht“, sagt Schmid. Immer wieder habe es auch Interessenten für den gastronomischen Betrieb gegeben.

Wenn sich die Landesregierung und katholische Kirche in den nächsten Monaten nicht auf ein gemeinsames Nutzungskonzept einigen, dann werde die Gemeinde Öhningen aktiv auf Pächtersuche gehen. Wichtig sei die schwarze Null. „Wir haben hier viel investiert, aber ein laufender Betrieb muss sich selbst tragen“, betont der Bürgermeister. So ähnlich sehe es auch die Landesregierung bei der Sanierung des kompletten Stifts: „Die Investitionssumme ist da, aber nichts mehr für die laufenden Kosten“, sagt er. Der Umbau des Gemeindeteils hat laut Schmid insgesamt acht Millionen Euro gekostet, die Hälfte hat die Gemeinde aus Landeszuschüssen erhalten.

Noch ist das Öhninger Chorherrenstiftes mit einem Baugerüst eingezäunt, doch schon bald könnte es verschwinden. Denn der Rohbau ist fertig.
Noch ist das Öhninger Chorherrenstiftes mit einem Baugerüst eingezäunt, doch schon bald könnte es verschwinden. Denn der Rohbau ist fertig. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Idee für eine Musikakademie

Während der Höri Musiktage ist eine Podiumsdiskussion veranstaltet worden, die die Zukunft des Chorherrenstifts zum Thema hatte. Bürgermeister Andreas Schmid findet die dort vorgestellte Idee einer Musikakademie passend zum Gebäude, bleibt aber wegen der Finanzierung skeptisch. „Vielleicht müssen wir das Chorherrenstift breiter aufstellen und für mehrere Nutzungsmöglichkeiten vorbereiten“, sagt er. Dabei könne Musik durchaus eine große Rolle spielen. Wichtig sei ein finanzierbares Konzept.

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