2025 könnte ein frustrierendes Jahr für Bahnfahrer werden. In diesem Jahr wird nämlich die Direktverbindung von Singen nach Stuttgart, die sogenannte Gäubahn, gekappt. Reisende aus Richtung Singen sollen dann auf dem erweiterten Regionalbahnhof in Stuttgart-Vaihingen umsteigen.
Das bedeutet: Ab in die S-Bahn, Busse oder die Stadtbahn oder in Böblingen den Zug wechseln, bis die neue Gäubahn-Anbindung zum Flughafen und weiter über den Fildertunnel zum neuen Tiefbahnhof fertig ist. Das bestätigt das Verkehrsministerium in Stuttgart auf SÜDKURIER-Nachfrage. Mindestens bis 2030 – vielleicht auch länger – müssen sich Fahrgäste auf diese Unbequemlichkeit einstellen.

Viele Zugausfälle im Jahr 2022
Die regionale Gruppe des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) im Kreis Konstanz sieht diesem Datum mit Grauen entgegen. Für Hendrik Auhagen, seit Oktober Vorsitzender des VCD Kreis Konstanz, ist das eine Katastrophe. Er findet: „Wir marschieren in eine Klimakatastrophe.“ Denn wie solle eine Mobilitätswende in den Köpfen der Menschen stattfinden, wenn das Bahnfahren aus dem Kreis Konstanz so erschwert werde.
2022 ist sein Referenzjahr. Denn in diesem Jahr schneidet der Zugverkehr der Deutschen Bahn (DB) – vor allem mit der Anbindung an den Fernverkehr – nicht gut ab. Die Schwarzwaldbahn ist 2022 immer wieder ausgefallen. Seit dem Ende der Sommerferien war die Zugverbindung nur im Zweistundentakt unterwegs.
Der Grund dafür waren Probleme mit den Zügen: Der übermäßige Verschleiß an den Zugrädern auf dem Streckenabschnitt zwischen Hausach und St. Georgen blieb ein ungeklärtes Rätsel, die Ursachen-Suche dauerte lange. Doch mittlerweile sei laut DB das Problem gelöst. Seit Mitte November verkehrt der Zug wieder im Stundentakt.
Mit der Ablachtalbahn nach Stuttgart?
Auch auf der Gäubahn-Strecke mussten Fahrgäste in diesem Jahr oft auf Schienenersatzverkehre (SEV) umsteigen. Auf der Strecke waren immer wieder Teilabschnitte für Bauarbeiten gesperrt. Einen durchgängigen Zugverkehr bis Stuttgart gab es eher selten.
Wie soll die Anbindung nach Stuttgart ab 2025 also bahnfahrerfreundlich stattfinden? Einen Vorschlag hat der VCD: Bahnfahrer könnten vielleicht über die Ablachtalbahn (Radolfzell, Stockach, Meßkirch, Mengen) einen Teil der Strecke oder vielleicht sogar bis Stuttgart fahren.

Wenn man die Züge so entsprechend fahren lassen könnte. Momentan ist dies allerdings nicht der Fall. Die Züge für den Personennahverkehr tuckern auf der reaktivierten Strecke zwischen Stockach und Mengen. Es ist eher ein Touristenangebot.
Die Strecke, welche seit 2020 in Besitz der Kommunen Sauldorf und Meßkirch ist, ist Teil einer Machbarkeitsstudie. Im Frühjahr 2023 soll diese beendet sein und Aufschluss geben, ob die Reaktivierung wirtschaftlich ist. Also ob der gesamtwirtschaftliche Nutzen die Investitions- und Betriebskosten (zum Beispiel den Ausbau der Bahnhöfe) überwiegt. Nur dann fließen die Bundes- und Landeszuschüsse in Höhe von rund 95 Prozent.
Ablachtalbahn wird keine Ausweichstrecke
Könnte die Strecke (je nach Ergebnis) also auch als Ausweichstrecke für die Gäubahn dienen? Nein, sagt das Verkehrsministerium. „Für die Verkehrsdestination Singen – Stuttgart ist der Umwegfaktor der Verbindung Singen – Radolfzell – Stockach – Mengen – Ulm/Sigmaringen – Stuttgart enorm“, antwortet Edgar Neumann, Pressesprecher des Ministeriums. Allein die Reisezeit von Mengen nach Stuttgart sei zu lange. Diese würde immerhin über zwei Stunden betragen.