Kennen Sie eigentlich ihren Nachbarn? Nein? Wir vielleicht schon! Höchstwahrscheinlich ist er 41,7 Jahre alt, ledig, verdient recht gut und hat kein Auto. Na, liegen wir richtig oder völlig daneben? Rein statistisch gesehen ist das nämlich der Durchschnittskonstanzer, wie eine Auswertung der Stadt Konstanz ergibt. Einen Max oder eine Erika Mustermann kann man durch die Statistiken der Stadtteilprofile 2022 der Stadt herausfiltern.
86.164 Menschen (Stand 2021) nennen 2021 die Stadt am Bodensee ihre Heimat. 2022 sind es sogar noch mal ein Schwung mehr. Nach den jüngsten Zählungen (Stand 31.12.2022) durch das Statistische Amt der Stadt Konstanz sind es 87.355 Bürger. Zu viele, um sie alle (statistisch gesehen) über einen Kamm zu scheren. Sie wohnen verstreut in 15 Stadtteilen: Paradies, Altstadt, Wollmatingen, Staad oder Dettingen – um nur einige zu nennen.

Trotzdem gibt es den Versuch der Stadt Konstanz, sich ihren Bewohnern in 15 Stadtteilprofilen anzunähern, die aus Daten aus dem Jahr 2021 erstellt wurden. So weist die Statistik zum Beispiel aus, wo die reichsten und die ärmsten Konstanzer wohnen, wie viele Autos pro Haushalt bereitstehen, wo die meisten Babys großgezogen werden und die meisten Menschen sterben.
Wo leben eigentlich die jüngsten Konstanzer?
Der durchschnittliche Konstanzer ist 41,7 Jahre alt. Also verhältnismäßig jung. Obwohl das Corona-Jahr 2021 die Stadt statistisch gesehen etwas hat altern lassen, sagt Monika Köhler vom Amt für Digitalisierung und IT der Stadt Konstanz, die die Statistiken für die Stadt auswertet.
„2020 und auch noch 2021 sind weniger Studenten nach Konstanz gezogen. Das wirkt sich schon auf die Altersstruktur aus“, erklärt sie. Trotzdem ist Konstanz eine recht junge Stadt. Das zeigt sich auch in den Bevölkerungspyramiden, die in den Stadtteilprofilen für jeden Stadtteil aufgeführt sind.
Dennoch: In manchen Stadtteilen in Konstanz leben deutlich jüngere Menschen wie in anderen.
- Mit Abstand der Stadtteil mit den jüngsten Bewohnern ist der Königsbau. Der Altersdurchschnitt liegt hier bei 37 Jahren. Wie kommt das? Ein Blick auf die Stadtkarte könnte die Erklärung liefern: Dort sind viele Studentenwohnheime. Das drückt natürlich das Durchschnittsalter deutlich.
- Nur zwei Stadtteile weiter östlich sieht es mit dem Alter schon anders aus. In Staad wohnen zwar nicht nur betagtere Menschen, aber doch der durchschnittlich eher ältere Konstanzer. Der Staader ist im Schnitt 47,1 Jahre alt und dadurch hat dieser Stadtteil die statistisch ältesten Bewohner.

Das sagt die Statistik über Sterbefälle
Wenn in Staad der Bürger im Durchschnitt eher älter ist, bedeutet das auch, dass es dort mehr Sterbefälle gibt? Nein, bedeutet es nicht. Ganz im Gegenteil sogar. 2020 sind dort nur drei Personen gestorben. „Woran das liegt, darauf kann die Statistik natürlich keine Antwort geben“, sagt Köhler. Statistisch war das vielleicht auch ein Ausreißer, denn bereits 2021 sind dort 26 Einwohner und 2022 20 Einwohner gestorben.
Anders sieht das im Stadtteil Petershausen-Ost aus. Laut Statistik ist der durchschnittliche Bewohner nur geringfügig jünger: nämlich 47 Jahre alt. Trotzdem sind dort die meisten Einwohner gestorben: 2022 waren es 163 Personen.
Doch warum? Ein Grund für diese statistische Auffälligkeit können die Alten- und Pflegeheime (zum Beispiel das Haus Don Bosco, Pflegeeinrichtung Luisenheim, Haus am Salzberg, Parkstift Rosenau) in den Stadtteilen sein. Das bestätigt auch Köhler. „Ja, wenn es in einem Stadtteil mehr solcher Einrichtungen gibt, fällt das in der Statistik auf.“
Untermauert wird diese These durch die Stadtteile Altstadt und Paradies. Auch hier gibt es mehrere Alten- und Pflegeheime sowie das Hospiz. Auch dort liegt die Sterblichkeit über dem Konstanzer Durchschnitt. Auf 1000 Einwohner gerechnet, gibt es in ganz Konstanz neun Sterbefälle, in der Altstadt bereits 11,7, im Paradies 10,5 und in Petershausen-Ost 22,5.
Wo die Reichen und die Armen wohnen
In Konstanz, so heißt es oft, ist alles teuer. Die Mieten, das Essen, das Freizeitvergnügen. Aber der Konstanzer kann sich das leisten – oder besser gesagt – er muss es sich leisten. Wie wird das eigentlich gemessen? Mit der Kaufkraft. Hinter diesem ungelenken Begriff versteckt sich das verfügbare Einkommen. Als Referenz ist für die gesamte Stadt der Wert 100 angegeben.
Liegt der Wert darunter, haben die Einwohner dieses Stadtteils weniger Geld, liegt er darüber, sind die Bewohner eher gut situiert. Und wo wohnen nun die reichsten Konstanzer? Nach der Statistik wohnen sie in Litzelstetten. Dort liegt die Kaufkraft bei 118,8. Deutlich weniger leisten können sich Bewohner von Petershausen-West. Gleichzeitig leben in absoluten Zahlen hier die meisten Arbeitslosen (397).
Verliebt, verlobt, verheiratet und dann geschieden?
Singles aufgepasst! Wer noch einen Lebenspartner sucht, hat die besten Chancen in Petershausen-West. Zwischen Herosé-Park und Hauptfriedhof, von der Oberlohnstraße bis zum Zähringerplatz leben 16.082 Einwohner und davon gelten 6996 Personen als ledig. Das sind immerhin 50 Prozent der dort lebenden Bevölkerung.
Aber Vorsicht: Der nette Nachbar könnte auch ohne Trauschein in festen Händen sein. Oder der Trauschein hat aufgrund einer Scheidung keine Gültigkeit mehr, denn auch die Geschiedenen sind oft in Petershausen-West vertreten – und zwar 1199-mal. Die meisten Verheirateten – ob nun glücklich oder nicht – wohnen ebenfalls in Petershausen-West: 4898 Bewohner haben dort im Hafen der Ehe geankert.
Das Auto – auch des Konstanzer liebstes Kind?
Autoverkehr in Konstanz – ein Reizthema. Die einen wollen die Autos möglichst aus der (Innen-)Stadt verbannen. Die anderen klagen über Parkplatznot. Klar ist aber: Auch einige Konstanzer haben ein Auto und nutzen es regelmäßig. 33.452 Wagen sind hier gemeldet. Damit sind 45,3 Prozent der Konstanzer über 18-Jahren im Besitz eines Autos.
Die meisten Fahrzeuge sind in Konstanz in Petershausen-West gemeldet: 5107 private Autos gibt es dort. Damit hat mindestens jeder dritte Bürger ein Auto. Wer einmal durch diesen Stadtteil läuft, kann das bestätigen. In fast jedem Straßenzug gibt es Abgänge zu privaten Tiefgaragen, freie Parkplätze an den Straßen gibt es selten.
Die wenigsten gemeldeten Autos gibt es übrigens in Egg. Dort gibt es nur 392 Autos. Allerdings: Dort leben auch nur 805 Menschen. Damit hat jeder Zweite ein Auto dort.
Die Stadtteilserie – eine Übersicht
- Im ersten Teil erfahren Sie unter anderem, warum im Paradies wenige Kinder geboren werden.
- Im zweiten Teil geht es neben vielen anderen Fragen darum, warum in der Altstadt so viele Singles wohnen.
- Warum die Kaufkraft in Petershausen-West am geringsten ist, lesen Sie neben vielen weiteren Fakten im dritten Teil.
- In der vierten Folge hinterfragt unsere Autorin, ob Petershausen-Ost tatsächlich das Reichenviertel von Konstanz ist.
- Warum man nach Königsbau ziehen sollte, wenn man sich jung fühlen möchte, lesen Sie im fünften Teil.
- Im sechsten Teil erfahren Sie unter anderem, warum Allmannsdorf früher Alamantiscurt hieß.
- Die siebte Folge beschäftigt sich mit der Frage, ob Staad der Stadtteil der Senioren ist.
- Warum sich die Mittelschicht in Fürstenberg so wohlfühlt, lesen Sie im achten Teil der Serie.
- Im neunten Teil geht unsere Autorin unter anderem der Frage nach, warum Wollmatingen der Stadtteil der Familien ist.
- Warum das Industriegebiet mehr Wertschätzung verdient hat, erfahren Sie in der zehnten Folge.
- Im elften Teil geht unsere Autorin unter anderem der Frage auf den Grund, ob und warum Egg ein Akademikerviertel ist.
- Ist Wohnraum in Litzelstetten unbezahlbar? Das und weiteres erfahren Sie in Folge zwölf.
- Warum Dingelsdorf ein Dorf aus dem Bilderbuch ist, erklärt unsere Autorin im 13. Teil.
- In Folge 14 lesen Sie unter anderem, warum fast die Hälfte der Einwohner von Dettingen allein wohnt.
- Warum Wallhausen mehr ist als nur ein Touristen-Hotspot ist, erfahren Sie in Folge 15 der Serie.