Mit dem Musical „Die Fischerin vom Bodensee“ ist der Narrengesellschaft Niederburg zweifellos ein großer Wurf gelungen. Davon konnten sich auch 19 Gewinner und Begleitpersonen der Aktion „SÜDKURIER öffnet Türen“ bei der Generalprobe im Bodenseeforum überzeugen. Gemessen am Szenen- und kräftigen Schlussapplaus der rund 30 geladenen Zuschauer kam die Neufassung des Heimatfilms von 1956 wirklich gut an.
Tradition gepaart mit Fasnachtshumor
Als Ziele hatten sich die Macher eine Modernisierung und eine nicht ganz so ernste Version des Stoffes vorgenommen. Letzteres gelingt dank der Textfassung des fasnachtlich erprobten Norbert Heizmann. Die Szenerie bleibt allerdings der Tradition der 1950er-Jahre verhaftet: so etwa die Gestaltung der Schankwirtschaft und des Marktes.
Auch die Kleidung (Bühne und Kostüm: Joachim Steiner), mit viel Fantasie gestaltet, erinnert an jene Zeit. Und am Monatsende erhalten die Beschäftigten ihr Geld von Stefanie Hechtinger (Claudia Zähringer) in einer Lohntüte überreicht.
Wie im Film hat Hans Hechtinger (Dominik Werner), die heimliche Liebe von Titelfigur Mariele Fischer (Christiana Gondorf), nichts zu lachen, wenn sie ihm die Meinung geigt. Modern sind dabei die inhaltlichen Bezüge zur Jetztzeit. Der beste Freund von Mariele – im Film ein kleiner Junge – ist ein erwachsener Mann (Christian Eismann), der so gar nichts mit Frauen anfangen kann. Und Mariele darf sich schon mal mit einer kräftigen Tüte der Realität entziehen.
Der wohl beste Gag der Vorstellung ist der mit dem Kormoran, den Karl Hechtinger (Norbert Heizmann) zur Gewinnmaximierung einsetzt. Spätestens beim Finale wird auch dem Letzten klar: Hier ist nicht alles ernst zu nehmen.
Was sagen die SÜDKURIER-Leser?
„Super toll, eine kurzweilige Unterhaltung“, fasst Jann Wegner aus Allensbach seinen Eindruck zusammen. „Ich finde das Tolle an den Musikarrangements, dass sie die Stimmung des Theaterstücks unterstreichen“, lobt der gelernte Dirigent, der viele Jahre lang die Jugend und das Hauptorchester beim Musikverein Allensbach anleitete.

„Ich finde es generell super, wenn man selber so etwas macht. Die Musik fand ich sehr abwechslungsreich, mal modern, mal klassisch. Auch Rap war dabei. Ich fand sie sehr dynamisch“, erklärt Julia Knapp, die ein großer Musicalfan ist und manche Stücke schon fünfmal gesehen hat.

Auch ihre Mutter Monika Knapp ist begeistert: „Der Dialekt kam sehr gut rüber. Ich fand das Thema sehr gut umgesetzt. Respekt für die Darsteller, die das neben ihrem Beruf machen.“ Nur den Schluss habe sie als etwas dick aufgetragen empfunden.
Nicht alle treffen dieselbe Bewertung
Außerdem fand Monika Knapp die Musik manchmal zu laut, sodass der Text nicht gut zu verstehen war. Georg Herrenknecht und Manuel Heß, die zusammen neue Musikstücke geschrieben und Arrangements verfasst haben und die Band leiten, hatten diesen Eindruck ebenfalls, sodass sie dies in der Pause durch die Tontechniker korrigieren ließen.

„Es gibt drei Arten von Musik in einem Musical: zum Innehalten und Beschreiben des Seelenzustandes, zum Vorantreiben der Handlung und zum Überbrücken“, erläutert Herrenknecht. Die Musikentwicklung sei ein sich entwickelnder Prozess gewesen, beschreibt Heß die Wechselwirkung zwischen Text- und Musikentstehung.
Wie sagen die Darsteller zur Generalprobe?
„Es hat alles gut geklappt heute Abend“, freut sich Sophie Gooßens vom Fanfarenzug. Sie spielt eine Tänzerin und singt im Matrosenchor mit.

Ihre Lieblingsszene ist die im Wirtshaus mit dem Lied „Niederbürgler Herzen“, das wie die „Fischerin vom Bodensee“ ein neues Arrangement und neue Verse erhielt.

„Das war ein super Durchlauf“, sagt Marina Schroff begeistert. „Der Traum der Fischkönigin ist meine absolute Lieblingsszene, da dabei die Tänzerinnen mal so richtig im Vordergrund stehen“, betont Schroff, die mit den Imperijazzys seit mehreren Jahren bei der Fernsehfasnacht dabei ist.

Multitalent Christiana Gondorf hat die Choreografie entworfen, singt und spielt die Hauptrolle und schlüpft zwischendrin in die Rolle der Fischkönigin. „Meine Aufgabe war es, den eher skurrilen und witzigen Text tänzerisch zu verdeutlichen und den Mädels den Quatsch auf der Bühne zu vermitteln“, erläutert sie. „Am schönsten finde ich den Schwanentanz. Der lebt schon durch die Kostüme“, ergänzt Gondorf.
„Ich habe mir natürlich den Original-Film angeschaut, und dann gesagt, so geht es überhaupt nicht. Ich habe versucht, es ein bisschen ins Lächerliche zu ziehen“, erzählt Norbert Heizmann von der Textentstehung. „Ich bin begeistert, wie alles zusammengewachsen ist, und finde es toll, wie gut manche Sachen funktioniert haben“, sagt er zufrieden.