„Einen kleinen Moment, bitte!“, sagt der junge Mann am Eingang des Supermarkts höflich. Er zückt eine Flasche Desinfektionsspray, hält sie über den Einkaufswagen des Pärchens, das soeben den Markt betreten hat. Zweimal kurz sprühen, einmal noch mit Küchenpapier über die Griffe des Wagens – fertig.
Die Hauptaufgabe des Security-Manns: Desinfizieren
„Jetzt können sie einkaufen“, sagt der Mann im schwarzen Security-Overall und lächelt. Die Kunden erwidern das Lächeln leicht verwirrt, dann starten sie ihren Einkauf.

„Zwei Meter Abstand“ warnen Schilder auf dem Boden, vor der Kasse sind mit schwarz-gelbem Band weitere Abstands-Markierungen aufgeklebt. Lidl in Wollmatingen hat aufgerüstet. „Was muss, das muss“, kommentiert der nächste Kunde am Eingang die Sprüh-Aktion trocken, während ein junges Paar mit weißem Mundschutz durch die Gänge läuft. Alle achten aufeinander und den Mindestabstand.
Kommt bald die Mundschutz-Pflicht?
In Österreich ist das Anlegen eines Mundschutzes im Supermarkt nunmehr verpflichtend. Daniel Kehrmann hat es im Radio gehört. Nun richtet er sich vor dem Kaufland im Industriegebiet für den Einkauf. „Ich gehe davon aus, dass es bei uns ebenfalls soweit kommen wird“, sagt er und zieht den weißen Mundschutz über. Dann folgen blaue Gummihandschuhe.
„Ich hatte den Mundschutz noch daheim von meiner Asien-Reise vergangenes Jahr. Dort ist das ganz normal, hier wird man noch etwas schief beäugt.“
Maske für Kunden? Gute Idee!
Doch an diesem Tag sieht man auch im Industriegebiet im Kaufland immer mehr Menschen mit Mundschutz. Die Kassiererin spricht hinter Plexiglas mit den Kunden. Was hält sie vom Mundschutz? „Nicht besonders viel, denn wir müssten es ja acht Stunden tragen“, sagt sie und deutet auf ihren Mund. „Die Kunden müssten es nur für den Zeitraum des Einkaufs tragen, das fände ich eigentlich gut.“

Eher kritisch sieht die Sache Stojan Bozhinoski. Er betreibt einen kleinen Kiosk im Kaufland. „Ich habe Handschuhe, Mundschutz braucht es nicht unbedingt“, sagt er. Bozhinoski kommt aus Mazedonien.

„Dort war ich Apotheker. Die Leute hatten immer Panik: Schweinegrippe, Vogelgrippe. Dabei reicht es eigentlich, Abstand zu halten und die Hände sehr häufig zu waschen.“ In Mazedonien, berichtet er weiter, dürften derzeit maximal fünf Leute zugleich in einen Supermarkt. Das fände er sinnvoller als Mundschutz-Pflicht.
Verkäufer: Alle sind sehr achtsam, manche gehen zu weit
In der Bäckereifiliale nebenan reicht Timo Schwickerath einem Kunden Ostergebäck. Dafür muss er sich um die Plexiglasscheibe, die zu seinem Schutz aufgestellt worden ist, herumbeugen. „Hm, das macht die Scheibe ein bisschen sinnlos“, resümiert er. Ob er sich mehr Schutz wünsche? „Ich habe das Gefühl, dass alle sehr achtsam sind“, sagt er.
Manchmal gehe es ihm etwas zu weit: „Ich wasche und desinfiziere meine Hände ständig. Gestern wollte eine Kundin, dass ich das Brot nicht in Plastik verpacke. Was ich grundsätzlich gut finde. Aber dann riss die Papierpackung. Ich habe mit meiner dreimal desinfizierten Hand danach gegriffen. Sie wollte ein neues Brot.“ Er zuckt die Schultern. „Da müssen wir eben durch als Gesellschaft.“
Bitte um Kartenzahlung, doch ein junger Mann hat eine andere Idee
Auch im Rewe an der Max-Stromeyer-Straße sind die Kassierer mit Plexiglas geschützt. Im Gegensatz zu den Bäckereifachverkäuferinnen im Eingangsbereich. Dafür wird dort explizit um Kartenzahlung gebeten – und die obligatorischen Abstandshalter sind auf dem Boden angebracht.
Was würden sie von Mundschutz-Pflicht halten? „Das bringt als Selbstschutz ohnehin nichts“, sagt die Verkäuferin. „Nur die zertifizierten Masken. Aber ich finde, die sollten wir derzeit lieber den Ärzten und Pflegern überlassen.“ Ihre Kollegin nickt. Ein junger Mann in Fleece-Jacke kommt und verlangt zwei Brötchen. Eine Karte hat er nicht, nur Bargeld. Mit den Worten „garantiert coronafrei“ reicht er die Münzen über die Theke.
Im Edeka-Markt im Stadtteil Paradies tragen die Backwarenverkäufer Mundschutz. Die Stimmung ist angespannt. Als ein Kunde sich über die Auslage beugt, um die Kuchenstücke genauer in Augenschein zu nehmen, wird er angeherrscht: „Treten Sie zurück,“ sagt der Verkäufer deutlich. „Entschuldigung, hab ich nicht gesehen“, murmelt der Kunde – und kauft ein Stück Schwarzwälder Kirsch.