Aurelia Scherrer schießt den Vogel ab – allein deshalb, weil sie aussieht wie ein Papagei: Mindestens bunt, eher schon schrill und am Fasnachtsmontag nach der intensiven Begleitung des närrischen Treibens in den vorangegangenen Tagen auch einigermaßen gerupft.

Woher nur nimmt die Lokalredakteurin diese Energie? Beim Besuch der diversen Narrengruppen im SÜDKURIER-Haupthaus dreht sie noch einmal so richtig auf: Hier ein Küsschen, dort die Verleihung eines Ordens, bereit zu jedem Schabernack und zwischendurch immer gut für ein Tänzchen.
Als echte Konschtanzerin, der die Narretei von Kindesbeinen vertraut ist, steht die sie damit beispielhaft für die Freude an der Fasnacht, die im Medienhaus und insbesondere in der Lokalredaktion vorherrscht. Und offensichtlich beruht das gute Verhältnis auf Gegenseitigkeit.
Denn an dieser Tatsache kommt man nicht vorbei: Der Standort des Unternehmens im Oberlohn lässt sich an der Fasnacht schwerlich als 1A-Lage bezeichnen, dennoch folgten eine ganze Reihe von Narrenvereinen der Einladung und nahmen den Weg ins Gewerbegebiet auf sich. Und wir geben es gerne zu: Dass die Narren dem SÜDKURIER im wohlmeinenden Sinne hinterherlaufen, erfüllt das Team von Herzen froh.

Zumal am Fasnachtsmontag erfahrungsgemäß die Kondition der Narren allmählich nachlässt. Hut ab deshalb vor der Narrengemeinde Hofpeter, die am späten Vormittag als Erste vorfuhren, ziemlich zeitgleich trudelten die Wollmatinger Riedhexen ein. Nur wenige Minuten später herrschte eine Stimmung ganz so, als gäbe es seit dem Schmotzigen keine Abnutzungserscheinungen.
Beispiel: Unversehens kniete die Hex‘ Leon Renz vor seinem Kumpan Andreas Amann und schwor ihm ewige Liebe in einer schräg-romantischen Szene. Klar, dass dem Duo sofort das Versprechen abgenommen wurde, den Sketch beim bereits ausgemachten Besuch im nächsten Jahr in einer ausgefeilten Variante einem größeren Publikum als Sketch vorzuführen.
Für Hintergrundgespräche genutzt wurde der Besuch einer Abordnung der Jakobiner, bei dem närrische Randfragen wie der Verbleib der im Verlauf des Tribunals guillotinierten Fleischwurst oder der Ursprung der Köpfmaschine geklärt wurden. Die Wurst gehört am Gerichtstag demnach traditionell zur abendlichen Kost der Jakobiner, und die Guillotine ist laut Präsident Harry Wölfle von der Marke Eigenbau.

Tief verbunden sind auch die Narrengesellschaft Zeppelin und der SÜDKURIER. Es ist noch gar nicht so lange her, da gehörte das Stellen eines Narrenbaums auf dem Gelände des Medienhauses zu den Aufgaben der Zeppeliner. Das Ritual erlebte am Montag eine Wiederbelebung im Bonsai-Format: Die Truppe um Peter Franzl brachte als Gastgeschenk ein Nadelbäumchen mit, das bis Aschermittwoch seinen Ehrenplatz Treppenaufgang behält.

In die Unternehmensgeschichte eingehen könnte ferner der Auftritt der Konstanzer Guggenmusik X-Treme. Sie spielte gegen 13.30 Uhr und dürfte nach Einschätzung des Leiters der Lokalredaktion für die Belegschaft des SÜDKURIER den ersten Platz im Wettbewerb um die beste Gestaltung der Mittagspause einnehmen.
Dem musikalischen Leiter Florian Hafen empfahl er denn gleich auch Vertragsverhandlung mit Peter Selzer: Der Geschäftsführer des SÜDKURIER swingte beim ebenso professionellen wie vitale X-Treme-Sound munter mit.
Nachmittags ging es gleich zwei Mal flott weiter. Überpünktlich erschien eine Abordnung des Fanfarenzugs der Blätzebuebe – und das, obwohl sie der Busfahrer nur ungern im Oberlohn aussteigen ließ. Als er bemerkte, welche Fahrgäste er transportierte, machte er ein spontanes Konzert im Bus zur Bedingung für einen Stopp beim SÜDKURIER.
Die Blätzlebuebe ließen sich nicht lumpen, kramten ihre Instrumente hervor und der Busfahrer genoss die Live-Musik, indem er vier- oder fünf Mal zusätzliche Runde beim Kreisverkehr des Medienhauses drehte.
Hier gab‘s erstmal Süßes und etwas zu trinken, bevor beim Auftritt der Fanfarenzügler im Bereich des Portals ein schönes Beispiel für das Funktionieren der Fasanacht gegeben wurde. Denn die Musik ist das eine – anderes hängt davon ab, wie das Publikum mitmacht.
Das Zusammenspiel gelang unter anderem deswegen, weil Aurelia Scherrer einmal mehr mit der Animation für La-Ola-Wellen ganz in ihrem Element war.
Beim anschließenden Konzert der Blue Birds Fasnachtsmusik hätte man glauben können, dass der Besuchsabfolge der Narren beim SÜDKURIER eine geplante Choreographie zugrunde lag. Der Witz und das musikalische Können der sieben Mitglieder waren von einer Qualität, bei der sich sogleich die Vorfreude auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr einstellte.