Es sieht schlecht aus für die Fan-Gemeinde des Konstanzer Theaters. Am Mittwoch steht das nächste Gipfel-Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Ministerpräsidenten der Länder in Sachen Corona an und die Richtung ist klar. Um Lockerungen beim Lockdown wird es nicht gehen, angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen werden Bund und Länder stattdessen weitere Möglichkeiten zur Reduktion von Kontakten ausloten. Im Fokus stehen dabei Schulen und Kitas – und dass parallel dazu kulturelle Einrichtungen wie das Konstanzer Theater den Betrieb wieder aufnehmen dürfen, ist kaum vorstellbar.

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Intendantin Karin Becker ist deshalb aller Voraussicht nach weiterhin vor allem als Seelsorgerin gefragt. Bei der Vorstellung des Dezemberprogramms in der vergangenen Woche berichtete sie über den Gesprächsbedarf der insgesamt 120 festen Mitarbeiter am Theater. Ihnen geht es wie allen anderen, die um ihre Arbeit und ihren Lohn fürchten. Jeder der Mitarbeiter habe dabei schließlich auch seinen persönlichen Rucksack zu tragen. Kurzarbeit, Homeoffice oder Proben mit nur geringer Aussicht auf Vorstellungen machten den Theaterleuten genauso zu schaffen wie Betroffenen in anderen Berufen.

Verneigung vor Abonnenten

Immerhin, die Moral stimmt. Karin Becker äußerte sich voll des Lobes über den Teamgeist am Theater, man mache sich gegenseitig Mut und sei um gute Laune bemüht. Ein tiefe Verneigung vollführt die Intendantin auch in Richtung Publikum: „In Konstanz haben wir die tollsten und geduldigsten Abonnenten, die man sich vorstellen kann“, fasst sie ihre Erfahrungen seit dem Frühjahr zusammen. Gleichzeitig verdeutlicht Corona allerdings auch den Bedarf an kulturellen Ereignissen. Als klar wurde, dass es vor dem November-Lockdown nur noch wenige Vorstellungen geben würde, setzte nach Angaben der Theatermacher eine so nur selten feststellbare Nachfrage ein. Jeder habe noch mal ins Theater gehen wollen, so dass viele Absagen erteilt werden mussten. Insgesamt liegt die Auslastung der Vorstellungen seit Corona bei 97 Prozent.

Die Klage über das in weiten Teilen brach liegende Kulturleben will die Intendantin jedoch nicht falsch verstanden wissen. Stünde sie in der politischen Verantwortung, so führte Karin Becker im Gespräch mit Medienvertretern aus, dann würde sie höchst wahrscheinlich zu schärferen Regelungen zur Eindämmung der Pandemie greifen. Die Chefin des Konstanzer Theaters gehört mithin eher zur Merkel-Fraktion der Falken, mit Querdenkern hat sie nichts am Hut. Was sie allerdings an der Politik auszusetzen hat, ist der Schlingerkurs. „Wir können nicht jede Woche einen neuen Terminplan machen, der Mangel an Planungssicherheit ist für Institutionen wie die unsrige eine Katastrophe.“

Ungewissheit ist das Schlimmste

Das ist laut Karin Becker durchaus wirtschaftlich zu verstehen, weil die Programm-Umstellungen zum Beispiel jedes Mal mit Druckkosten verbunden seien. Ebenso wichtig für die Theatermacher sei die Perspektive, wann und unter welchen Bedingungen man wieder vor Publikum spielen könne. Ohne sich das wirklich zu wünschen, wäre ihr ein längerer Lockdown bis ins neue Jahr hinein lieber als die Ungewissheit, bei der am Ende die Arbeit vom Regisseur über die Schauspieler bis hin zu den Bühnenbildner umsonst ist.

Folgende Aufführungen hat das Konstanzer Stadttheater im Programm:

  • Monsta: Das Familienstück, inszeniert von Cora Sachs, spielt mit der Angst und dreht sie ins Komische. Denn das Monster mit den Namen Monsta will gruselig und böse sein, aber niemand nimmt gruselt sich vor ihm. Die Inszenierung bedient sich dabei der Mittels des Schauspiels, des Tanzes und des Figurentheaters. Diese Mischung ist das bisherige Markenzeichen der 1986 geborenen Regisseurin, die unter anderem Produktionen am Thalia-Theater und Jungen Schauspielhaus Hamburg einspielte.
  • Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch: Ja, doch, genau so lautet der Titel einer Zauberposse von Michael Ende, die der holländische Schauspieler, Autor und Regisseur Theo Fransz in ein Bühnenstück umwandelt. Es geht dabei um die Zerstörung der Lebensgrundlagen – und da passen eine Seuche, Dürreperioden und Überflutungen gut ins Bild. Das Familienstück macht zugleich Hoffnung, weil ein tierisch-menschliches Quartett sich zur Rettung der Welt aufmacht.
  • Katharina Blum: Die Geschichte einer jungen Frau, die in Konflikt mit der Polizei und Presse gerät, ist längst ein Klassiker der Literatur. Inszeniert für die Bühne wird der Roman von Franziska Autzen, seit der Spielzeit 2020/2021 Hausregisseurin am Konstanzer Theater.
  • Dosenfleisch: In dem als absurd-komischen Thriller geht es um die Begegnung in einer Autobahngaststätte als Kulisse für zwei Menschen mit „zubetonierter und überfahrener Vergangenheit“. Geschrieben hat das Stück der österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz, inszeniert wird es von Matthias Kaschig, der unter anderem Bühneneinspielungen am Deutschen Theater Berlin verantwortete.
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