11.30 Uhr, Gottmannplatz. Frauen und Männer aller Generationen warten unter Wahrung der Abstandsregeln in aller Ruhe, bis der Tafelladen öffnet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Konstanzer Tafel haben Stühle bereitgestellt. Noch eine halbe Stunde, dann ist es so weit. Hinter den Kulissen herrscht derweil rege Betriebsamkeit.

Die ersten Kisten mit Obst und Gemüse sowie weiterer nicht mehr regulär verkäuflicher Lebensmittel, welche Konstanzer Supermärkte spenden, treffen ein. Die Mitarbeiter sortieren Waren, die nicht mehr brauchbar sind, heraus; die guten, handverlesenen Sachen kommen in den Verkaufsraum. Alles geht Hand in Hand, denn die Ehrenamtlichen sind ein eingespieltes Team.

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In der ganzen Zeit der Corona-Pandemie – auch während des Lockdowns – hatte die Konstanzer Tafel immer geöffnet. „Viele Leute sind darauf angewiesen, hier einkaufen zu können“, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Kirsten Behrens schlicht. „Durch Corona haben auch viele ihren Job verloren. Umso wichtiger ist es, dass es eine Stelle gibt, wo sie sich gut versorgen können“, erklärt sie.

„Wir wollten auf gar keinen Fall ganz schließen“, bekräftigt Anita Hoffmann, Leiterin und Mitbegründerin der Konstanzer Tafel, die seit 15 Jahren am Gottmannplatz besteht. „Zum einen brauchen die Leute dringend die Lebensmittel – im Schnitt kommen 80 bis 100 Menschen pro Tag zu uns – zum anderen würden die Lebensmittelspenden sonst weggeworfen.“

Dass der Konstanzer Tafelladen wir ein ganz normaler Lebensmittelmarkt wirkt, dafür sorgt das ehrenamtliche Team, wie hier (von links) ...
Dass der Konstanzer Tafelladen wir ein ganz normaler Lebensmittelmarkt wirkt, dafür sorgt das ehrenamtliche Team, wie hier (von links) Marietta Bondarenko, Kirsten Behrens und Tatiana Di Marino. | Bild: Scherrer, Aurelia

Kostenlos gibt die Konstanzer Tafel die gespendeten Waren nicht ab. „Wir sind kein Armenladen, sondern ein Einkaufsladen für Bedürftige“, betont Anita Hoffmann. Die Menschen können bei der Tafel gegen einen geringen Betrag ganz normal das einkaufen, was sie benötigen oder wünschen. „Das ist wichtig für die Selbstbestimmung und das Selbstwertgefühl“, stellt Anita Hoffmann fest.

Hygiene sind jederzeit das A und O

Trotz Corona: „Die Ehrenamtlichen waren sofort bereit“ für den Dienst am Nächsten, ist Anita Hoffmann stolz auf ihr Team, bestehend aus 42 Helferinnen und Helfern im Alter von 45 bis 85 Jahren. Auf eigene Verantwortung arbeiten sie trotz Covid-19 im Tafelladen.

Auch Anita Hoffmann. Sie hat keine Sorge. „Angst ist ein ganz schlechter Begleiter“, stellt die erfahrene Frau fest. Und außerdem hat sie mit ihrem Team vorgesorgt und setzt auf die vorher schon gelten Hygienevorschriften im Lebensmittelbereich die Corona-spezifischen Maßnahmen noch obendrauf. Desinfektion sei das A und O.

Spenden ermöglichen das neue Lieferfahrzeug

Plötzlich ruft jemand freudig: „Er kommt gerade vorgefahren.“ Damit ist das neue Lieferfahrzeug gemeint: ein neuer Mercedes Sprinter für 55.000 Euro. Das Vorgängerfahrzeug musste dringend ersetzt werden, so dass Anita Hoffmann im Rahmen der SÜDKURIER-Weihnachtsaktion „Wir helfen mit“ um Spenden für ein neues Fahrzeug bat. Sie dankt den SÜDKURIER-Lesern und ist überwältigt von deren Spendenbereitschaft.

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„Wir haben zufällig im SÜDKURIER gelesen, dass das vorherige Auto altersschwach geworden ist“, berichtete Sparkassen-Vorstand Christoph Müller. Knapp 29.000 Euro kam von dem Geldinstitut für das neue Fahrzeug, „als Ausdruck unserer Wertschätzung für die Arbeit der Tafelländen“, so Müller. Der Tafelladen leiste all jenen einen unschätzbaren Dienst, „die es sich nicht zu normalen Preisen leisten können“, bekräftige Oberbürgermeister Uli Burchardt.

Die SÜDKURIER-Leser, Stadt Konstanz, Sparkasse Bodensee und Mercedes-Benz haben der Konstanzer Tafel dieses neue Transportfahrzeug ...
Die SÜDKURIER-Leser, Stadt Konstanz, Sparkasse Bodensee und Mercedes-Benz haben der Konstanzer Tafel dieses neue Transportfahrzeug – einen Mercedes-Benz Sprinter mit Kühlkoffer – ermöglicht. Bei der Fahrzeugübergabe (von links): Sebastian Wolf, Verkaufsberater von Südstern-Bölle, die Vorstandsmitglieder der Tafeln im Landkreis Konstanz mit Willy Wagenblast, Udo Engelhardt und Anita Hoffmann sowie Oberbürgermeister Uli Burchardt, Martin Schörpel, Beauftragter für Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement der Stadt Konstanz, Christoph Müller, Vorstand Sparkasse Bodensee, Oliver Ley, Centerleiter des Mercedes-Benz-Autohauses Südstern-Bölle, mit Verkaufsberater Matthias Kuhn. | Bild: Scherrer, Aurelia

Ein Gremium Konstanzer Bürger, das über das Bürgerbudget der Stadt Konstanz befindet, hat seinerseits 15.000 Euro gespendet. Bereits seit 1998 unterstützt Mercedes-Benz als einer der Hauptsponsoren die deutschen Tafeln, so Oliver Ley, Centerleiter des Mercedes-Benz Autohauses Südstern-Bölle: „Wir sind stolz darauf, ein so bedeutsames Projekt wie die Tafel zu unterstützen und damit etwas Gutes zu tun.“

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Wie wertvoll das neue Fahrzeug ist, verdeutlicht Anita Hoffmann: „Jeden Tag fahren wir 28 Geschäfte in Konstanz an und holen 150 bis 160 Kisten Gemüse und Obst ab. Im Jahr 2019 haben wir 200 Tonnen Lebensmittel in Konstanz eingesammelt.“ Darüber hinaus gebe es viele private Spender, so dass Anita Hoffmann zuversichtlich ist, auch noch mehr Menschen über den Tafelladen versorgen zu können.