Die Umweltaktivisten von Fridays for Future demonstrierten am Freitag das erste Mal regulär seit Beginn der Pandemie. Allerdings anders als zuvor, denn um das Infektionsrisiko mit dem Corona-Virus bei über 200 Teilnehmern so gering wie möglich zu halten, hielten sie den Mindestabstand weitgehend ein und trugen Masken.
‚Konstanz Klimapositiv 2030‘?
Der Anlass für die Demorunde durch die Innenstadt, mitsamt Kundgebung und Schulstreik, ist die Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Dort will der Gemeinderat über die Klimazielsetzung „Konstanz Klimapositiv 2030“ verhandeln. Nachdem die Stadt Konstanz sich mit der Ausrufung des Klimanotstandes 2019 dazu verpflichtet hat, ihren Beitrag zur Einhaltung der 1,5-Grad- Grenze zu leisten, wollen die Klimaschützer nun Taten sehen.
Am Freitag zeigten sich die Klimaschützer allerdings empört – so hat die Stadtverwaltung einen Gegenvorschlag zum Antrag „Konstanz Klimapositiv 2030“ veröffentlicht. Dieser ist laut Fridays for Future absolut unzureichend.

Die Stadt plane, zunächst eine Studie über die Umsetzung verschiedener Klimaschutzszenarien zu erstellen und dann im Laufe des kommenden Jahres über die Klimazielsetzung abzustimmen. „Es ist ein Skandal, dass damit die Festlegung einer Klimazielsetzung um ein weiteres Jahr verzögert werden soll. Das Ziel ist so schon ambitioniert, da können wir nicht noch ein Jahr abwarten“, so Pirmin Kupffer.
Pandemie hat nichts geändert
Die Corona-Krise hat für die Aktivisten nichts an der Klimadebatte verändert. Frida Mühlhoff, eine der Organisatorinnen der Demo, sagt: „Durch die Krise hat sich lediglich der Fokus verschoben. Es wurde sehr viel über Corona gesprochen, aber der Klimaschutz ist immer noch ein aktuelles Thema.“ So sei laut ARD-Deutschlandtrend das wichtigste Thema für die Bürger der Klimaschutz, sogar vor der Bewältigung der Corona-Folgen.

Die Pandemie habe laut Frida Mühlhoff außerdem etwas zu Tage gefördert, was dem Klimaschutz helfen könnte: „Wir müssen endlich auf die Wissenschaft hören. Das hat die Krise gezeigt, und das sollten wir auch für den Klimaschutz mitnehmen.“ Dazu komme lösungsorientiertes Denken: Wie kommen wir aus der (Klima-)Krise?
Die Corona-Krise als vertane Chance
Doch die Bundesregierung habe auch echte Chancen verstreichen lassen. Mühlhoff: „Der Staat hatte in Krise mehr denn je Lenkungsfreiheit. Das hätte man beispielsweise im Sinne der CO2-Neutralität nutzen sollen. Dazu kommt ein Konjunkturpaket, bei dem der Staat Milliarden in den Status Quo pumpt.“
Davon profitierten auch nicht nachhaltig agierende Unternehmen, die sich durch die Krise hätten verändern müssen, um zukunftsorientiert zu bleiben. Die junge Aktivistin und ihre Mitstreiter sehen hier jedoch die Chance für die Kommunen: „Wenn die Bundesregierung das nicht hin bekommt, sollte wenigstens Konstanz mit gutem Beispiel voran gehen.“