Neongelbe Westen und eine große Feuerschale: Wer am Freitag, 3. März, durch die Max-Stromeyer-Straße fährt, kann die streikenden Busfahrer vor dem Werkstor der Stadtwerke nicht übersehen und dank der Trillerpfeifen nicht überhören.

Im Rahmen des von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) ausgerufenen Warnstreiks versammeln sich hier Beschäftigte der Stadtwerke, um für Lohnerhöhungen zu demonstrieren. Als unzureichend wurde von Demonstranten das von den Arbeitgebern unterbreitete Angebot bezeichnet. Diese boten zuletzt eine lineare Erhöhung der Löhne um drei in diesem und um weitere zwei Prozent im kommenden Jahr sowie steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro verteilt über zwei Jahre an. Verdi fordert 10,5 Prozent oder mindestens 500 Euro.
Busfahrer zeichnen ein düsteres Bild der Branche
Seit 3.30 Uhr stehen also Beschäftigte des öffentlichen Nahverkehrs in mehreren Schichten vor den Stadtwerken. 24 Stunden soll der Streik insgesamt dauern. Potentielle Streikbrecher sollen an der Ausfahrt gehindert werden, am Morgen hat es aber noch keine Abweichler gegeben. Unter den Streikenden herrscht eine recht ausgelassene Stimmung, es gibt Kaffee und Kuchen.
In Gesprächen zeichnen sie allerdings ein düsteres Bild ihrer Branche. „Wir streiken für mehr Geld, weil unser Beruf nicht mehr attraktiv ist“, sagt Frank Rebholz, Verkehrsmeister und Mitglied des Betriebsrats der Stadtwerke. Es gebe immer wenige Bewerber, in anderen Städten führe der Personalmangel bereits dazu, dass Buslinien eingestellt werden.
In der Konzilstadt sei die Gehaltsfrage besonders brisant. „Konstanz ist sehr teuer und da sind fünf Prozent über 27 Monate ein Schlag ins Gesicht“, sagt Rebholz. Dazu komme, dass die bessere Entlohnung in der Schweiz zu einer Abwanderung über die Grenze führe, wo derzeit das ÖPNV-Angebot ausgeweitet werde.

Der Chef der Stadtwerke Konstanz, Norbert Reuter, habe viel Verständnis für seine Mitarbeiter. „Der steht voll hinter uns“, sagt Rebholz. Die Verhandlungen werden aber auf Bundesebene geführt.
Gabriele Fieback bestätigt das Problem. Sie ist Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Südbaden und wechselt am Freitag zwischen der Max-Stromeyer-Straße und dem Fähranleger hin und her, um mit den Streikenden zu reden. An der Fähre in Staad haben sich ebenfalls Mitarbeiter der Stadtwerke versammelt.
Die Personalsituation sei in Konstanz auch aufgrund des Wohnungsmarktes schwierig, sagt Fieback. „Das hat zur Folge, dass die Kollegen, die heute hier stehen, überfüllte Arbeitszeitkonten haben.“ Wenn von den Bediensteten kein deutlich besseres Angebot von den Arbeitgebern gemacht werde, werde es definitiv zu weiteren und – womöglich größeren – Streiks kommen. Sie vermisst auf Seiten der Arbeitgeber ein gewisses Feingefühl.

Am Vortag war Mario Martello als Fahrscheinprüfer eingesetzt. Er ist ebenfalls im Betriebsrat und demonstriert in gelber Weste vor den Stadtwerken. „Die Leute haben Verständnis für den Streik und sie verstehen auch, dass das ein stressiger Job ist“, sagt er. Das bestätigt Fieback. „Für das Verständnis möchte ich mich auch bei der Öffentlichkeit richtig bedanken“, sagt sie.
