Es ist 8.45 Uhr am Freitag am Fähranleger in Meersburg. Die beiden Brücken sind geschlossen. Plakate und Verdi-Fahnen weisen darauf hin: Hier wird gestreikt. Seit 4.05 Uhr verkehren keine Fähren zwischen Meersburg und Konstanz. Die erste planmäßige Abfahrt ist wieder um 21.05 Uhr ab Staad.

Maschinist Valentin Gießler ist Verdi-Mitglied und gibt Auskunft: „Der Tag war bisher ruhig.“ Die meisten Verkehrsteilnehmer seien informiert. Vereinzelt müssen Fahrzeuge um den See geschickt werden. Es sind Lastwagen oder Autos mit auswärtigen Kennzeichen. Schiffsführer Markus Bauhofer klärt die Fahrer auf. Eine Truppe Handwerker nickt ihm gelassen aus ihrem Transporter zu. Einer der Männer macht mit seinen Fingern das Peace-Zeichen, als sie davon fahren.

„Wir streiken, weil das Angebot, das wir von den Arbeitgebern bekommen haben, zu wenig ist“, sagt Valentin Gießler. Nach dem Warnstreik sind nochmals Verhandlungen angesetzt – vom 27. bis 29. März. Bestreikt werden der ÖPNV in Konstanz und die Verbindung auf dem See. Valentin Gießler ist seit 2015 im Team des Fährbetriebs, Markus Bauhofer schon seit 1987. Die Kollegen schätzen einander. Die Dreier-Truppen auf den Fähren funktionieren, sagt Bauhofer. An Bord sind immer jeweils ein Schiffsführer, ein Maschinist und ein Kassierer.
25 Ukrainer wollen über den See
Ein Bus aus Ravensburg fuhr am frühen Morgen an den Meersburger Fähranleger. Neun Erwachsene und 16 Kinder aus der Ukraine wollten nach Konstanz und in die Schweiz. Markus Bauhofer brachte sie zum Schiffsanleger am Hafen nahe der Unterstadt. Fußgänger und Radfahrer können den Ersatzverkehr mit der MS Schwaben während des Streiktags nutzen. Sie pendelt zwischen den Häfen Meersburg und Konstanz. „Ich habe sie begleitet und der Schiffsmannschaft übergeben“, berichtet Schiffsführer Bauhofer. Auf dem Weg dorthin erklärte er die Umgebung. Die Menschen erlebte er als dankbar, obwohl die Überfahrt mit der Fähre streikbedingt ausfallen musste.

Martin Rehm vom Busunternehmen Wegis fährt seit 15 Jahren Regiobus. Seine Kundschaft hat er schon die ganze Woche in Sachen Streik informiert. „Um 6.30 Uhr hatte ich drei Fahrgäste, die nach Konstanz wollten“, erzählt Rehm. Sie seien gleich wieder umgedreht. Andere stiegen in Markdorf von der Linie 700 auf den Zug nach Radolfzell um. Martin Rehm kennt seine Fahrgäste nach so langer Zeit als Busfahrer. Unter anderem die, die regelmäßig über den See müssen.

Mit Markus Bauhofer und Valentin Gießler hält er ein kurzes Schwätzchen, ehe er seinen Bus wieder wendet. Der nächste Regiobus mit der Fähre über den See fährt am Abend ab Konstanz. Bauhofer macht sich gegen 9.20 Uhr auf den Weg zum Hafen. Er geht der Besatzung der MS Schwaben beim Anlegen zur Hand.
