Die ersten bedenklichen Eichen hat Försterin Irmgard Weishaupt bereits ausgemacht. Die Gefahr besteht, dass sie umstürzen oder große Äste abbrechen könnten. Da sie an viel begangenen und befahrenen Wegen und Straßen stehen, müssen sie vorsorglich gefällt werden.
In den kommenden Wochen bereiten Baumpfleger rund 110 Eichen für eine Untersuchung vor. Betroffen ist der Abschnitt zwischen Torkel, dort wo die Fontainebleau Allee auf das Ende der Eichhornstraße trifft, bis zu den Büscheläckern beim Parkwohnstift Rosenau. Für Arbeiten an Bäumen in der ersten Reihe muss die Eichhornstraße mindestens noch diese Woche abschnittsweise halbseitig gesperrt werden.
„Durch die trockenen Sommer der vergangenen Jahre leiden die Bäume enorm. Viele Feinwurzeln sind abgestorben. Aufgrund dessen sind bereits einige altehrwürdige Eichen im Lorettowald umgefallen“, erklärt Försterin Irmgard Weishaupt, die in Konstanz den Stadt- und Spitalwald betreut.

Sie hat schon einige Eichen im Lorettowald ausgemacht, die wohl entfernt werden müssen. Darunter ist eine, deren Wurzeln durch einen umgestürzten Nachbarbaum freigelegt und damit beschädigt wurden. Eine weitere Eiche fiel ihr durch abbröckelnde Rinde und den offensichtlich angefaulten Stamm auf. Ein abschließendes Urteil wird allerdings erst ein Baumgutachter fällen. Der kommt allerdings erst, wenn die Vorarbeiten abgeschlossen sind.
Die meisten Baumstämme sind nämlich dicht mit Efeu bewachsen. Daher muss dieser erst sehr aufwändig entfernt werden. Keine leichte Arbeit für den Baumpfleger auf der Hubarbeitsbühne. Er muss teilweise armdickes Efeugeäst durchsägen, und zwar so, dass er den darunter liegenden Baum nicht verletzt. „Der Efeu will nicht weg vom Baum. Er hält fest und ist zäh. Er ist seit Jahrzehnten verwachsen. Er hat Gitter fast wie im Urwald ausgebildet“, erklärt Irmgard Weishaupt.

Dass so viel Efeu zerstört werden muss, um die Stämme begutachten zu können begeistert die Försterin nicht. „Efeu ist auch Lebensraum für viele Vögel, etwa Amseln. Außerdem blüht er spät. Im Winter profitieren die Vögel von seinem Samen. Ich beobachte sie im Januar und Februar bei uns im Garten“, erzählt sie.
Auf der einen Seite beklagen Landwirte die regnerischen Monate im Frühjahr, auf der anderen hadern die Förster mit der Trockenheit. Die Niederschläge in der ersten Jahreshälfte seien gut gewesen, damit die Schäden an den Bäumen nicht noch größer wurden, erklärt Weishaupt. Allerdings sei mittlerweile der Oberboden wieder trocken. Die Regenmenge im Oktober habe nicht einmal die Hälfte des langjährigen Mittels betragen. „Es fehlt die Kontinuität“, sagt sie nachdrücklich. „Ich hoffe auf Winterniederschläge, damit sich die Reservoirs in den tiefer liegenden Schichten wieder auffüllen“, betont die Försterin.

Eichen gelten als Hoffnungsträger, bestätigt Weishaupt auf Nachfrage. So werden teilweise Buchenbestände durch sie ersetzt, die noch mehr durch die trockenen Sommer gelitten haben. Aber wie verträgt sich das dann mit den festgestellten Schäden an den Eichen? „Wir werden sehen, ob die alten Eichen diese Hoffnung weiter tragen“, erwidert sie. „Die Umtriebszeit wird sinken. Anstatt nach 120 bis 140 Jahren werden sie nach 80 Jahren geerntet“, fügt sie an.
Ihre Einschätzung, dass junge Eichen sich besser an das veränderte Klima anpassen können, stützt auch eine Untersuchung der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL von 2006 bis 2012. Darin kommt sie zum Schluss: „Die Eiche ist robust“. Die Forscher vermuten, dass sich auch andere Baumarten wie Buche und Esche anpassen. Auch wenn Eichen in Konstanzer Wäldern sehr häufig und gerne nachgepflanzt werden, soll das nicht die alleinige Baumart werden. „Vielfalt ist das Stichwort“, bekräftigt die Försterin.