Der städtebauliche Wettbewerb ist längst abgeschlossen, die Stadt Konstanz hat die notwendigen Grundstücksankäufe getätigt, aber auf dem rund 1,5 Hektar großen Areal am Marienweg tut sich nichts. Einige Litzelstetter Bürger hadern und mutmaßen, es geschehe nichts, die Entwicklung des ersehnten Neubaugebiets betreffend.
Der Umlegungsbeschluss wurde gerade vom Gemeinderat gefasst
Aktuell ist unter anderem die Erschließungsplanung in Arbeit, und mögliche Energiekonzepte werden geprüft, damit der Gemeinderat im Herbst auf fundierter Basis die Satzung für den Bebauungsplan beschließen kann.
„Die frühzeitige Beteiligung wurde im November abgeschlossen. Die hieraus gewonnen Erkenntnisse seitens der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange werden seither in die Planungen eingearbeitet“, erläutert Martin Grünmüller vom Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU).
Was ihn freut: Seitens der Litzelstetter Bürger seien „kaum kritische Stellungnahmen“ eingegangen, sondern lediglich Detailfragen gestellt worden. Zu den gewonnen Erkenntnissen zählt beispielsweise, dass die Landschaftsschutzgrenze Unschärfen aufweise, die jetzt korrigiert werden müssten. „Aktuell läuft der Änderungsantrag“, so Grünmüller.

Die Erschließung des Neubaugebiets wird derzeit geplant
Hört sich einfach an, ist aber eine knifflige Aufgabe, in die viele Fachämter involviert sind. „Man macht ein Layout von der Straße, schaut, ob die Flächen ausreichen und wie die Übergänge zu den Häusern sein müssen“, schildert Grünmüller.
Würde das Quartier auf einer ebenen Fläche geplant, wäre es einfacher, aber aufgrund der Hanglage gilt es unter anderem, die Höhenunterschiede einzukalkulieren, damit beispielsweise ein barrierefreier Zugang zu den Hauseingängen gelingt.
„Es ist ein eng verzahntes Wechselspiel“
„Es sind knifflige Fragen“, so Grünmüller, auf die nur gemeinsam Antworten gefunden werden könnten. Das bedeutet beispielsweise, dass die Wobak, die drei Häuser bauen wird, sich ebenfalls in der Planungsphase befindet und sich mit der Stadtverwaltung abstimmt.
„Es geht dabei aktuell vor allem um die Schnittstellenplanung“, sagt Wobak-Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch. „Das Zusammenspiel zwischen Hochbau und öffentlicher Straße ist wesentlich. Es ist ein eng verzahntes Wechselspiel“, konstatiert Martin Grünmüller.

Viel Beteiligung an den Aufgaben
An der komplexen Aufgabe arbeiten unter anderem Tiefbau, Verkehrsplaner, verschiedene Abteilungen aus dem ASU und dem Liegenschaftsamt, Stadtplanung und Bauverwaltung. Mit Stadtwerken, Straßenverkehrsbehörde, Polizei, Feuerwehr und vielen mehr stimmen sie sich ab.
In Zusammenarbeit mit einem externen Gutachter, den Stadtwerken Konstanz und der Wobak würden derzeit auch die Möglichkeiten für ein Energiekonzept geprüft. „Alle Energiestandards, die man sich vorstellen kann, werden analysiert“, so Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Dann werde geprüft, welche Variante nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip am sinnvollsten ist.
„Ja, es geht lang, aber man kann sich auf das Ergebnis freuen. Ich glaube, das Neubaugebiet tut Litzelstetten richtig gut.“ Karl Langensteiner-Schönborn
Noch ist nicht absehbar, für welche Maßnahmen sich die Wobak entscheiden wird, aber: „Dass wir bei allen unseren Bauvorhaben ambitionierte Energiekonzepte realisieren, haben wir bewiesen“, so Wobak-Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch. „Das sind alles Dinge, die im Hintergrund laufen“, meint Martin Grünmüller.
„Es ist die Phase, die am längsten dauert“, sagt Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, betont aber gleichzeitig: „Ja, es geht lang, aber man kann sich auf das Ergebnis freuen. Ich glaube, das Neubaugebiet tut Litzelstetten richtig gut.“
Ökologisch sinnvoll und attraktive Freiräume geplant
Etwa 80 Wohneinheiten sind auf dem rund 1,5 Hektar großen Areal vorgesehen. „Toll ist, dass das Wettbewerbsergebnis so durchdacht ist und das Konzept beibehalten werden kann“, so Langensteiner-Schönborn. Was ihm an der Konzeption besonders gefällt: „Es sind kompakte Baukörper mit ökologisch sinnvollem, geringem Fußabdruck. Zwischendrin attraktive Freiräume und Grünflächen in der autofreien Anlage.“
Die Fahrzeuge werden in Tiefgaragen untergebracht und das Quartier soll später lediglich zum Be- und Entladen befahren werden. „Das ist ein Stück weit beispielgebend“, so Langensteiner-Schönborn im Hinblick auf weitere Neubaugebiets-Projekte.
Das Neubaugebiet
- Der Entwurf: Nachdem die Stadt Konstanz 60 Prozent der etwa 1,5 Hektar großen Fläche zwischen Martin-Schleyer-Straße, Zum Purren und Marienweg gekauft hatte, wurde ein städte- und hochbaulicher Wettbewerb für das neue Wohngebiet ausgeblobt. Im März 2017 entschied sich die Jury für den Gemeinschaftsentwurf von dem Architekturbüro Wolf und Sedat aus Weikertsheim, Baulinie Architekten aus Ravensburg und den Landschaftsarchitekten und Stadtplanern Grabner, Huber, Lipp.
Auf dieser Grundlage wurde der Vorentwurf des Bebauungsplans entwickelt und die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange erfolgte. Im Mai 2019 fällte der Gemeinderat den Satzungsbeschluss für das Umlegungsverfahren. - Der Zeitplan: Voraussichtlich im Herbst 2019 wird der Gemeinderat über den Bebauungsplan Marienweg beschließen, sodass Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn davon ausgeht, dass der Beginn der Erschließung im Jahr 2020 erfolgen könne. Ein Grundstück in diesem Quartier ist für eine Baugruppe vorgesehen. Anfang des Jahres 2020 solle hierfür die Ausschreibung getätigt werden.
„Die Erschließung könnte im Jahr 2021 fertig sein. Dann braucht die Wobak etwa zwei bis zweieinhalb Jahre für den Bau ihrer Häuser. Allein wegen der Tiefgarage wird es sehr aufwendig“, so Langensteiner-Schönborn. Wann die privaten Grundstücksbesitzer – hierbei handelt es sich um 40 Prozent der Fläche – bauen werden, weiß der Baubürgermeister nicht, denn: „Wir liefern lediglich das Baurecht. Wann die Umsetzung erfolgt, liegt nicht in unserer Hand.“ Doch aufgrund der angespannten Wohnungslage geht er davon aus, dass auch die privaten Bauherren an einer zügigen Realisierung interessiert sind. (as)