Die Kundenfrequenz ist beeindruckend, wenn man in Betracht zieht, dass Januar ist und die große Zeit des Päckchenverschickens mit der Weihnachtszeit vorbei ist. Die neue Poststelle, die die Dienste der von der Postbank betriebenen Filiale an der Moltkestraße ersetzen soll, befindet sich am Zähringerplatz 32a. Betreiber ist Lokman Shasho, der dort seit einiger Zeit einen Smartphone-Reparaturservice betreibt.

Eine Woche Schulung für die neuen Betreiber

Vor etwa zwei Monaten seien Vertreter der Deutschen Post zu ihm gekommen, die auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und einem Betreiber waren. "Ich habe hier einen großen Raum und gedacht: warum nicht?", sagt Lokman Shasho, der vor 18 Jahren als syrischer Kurde nach Deutschland eingewandert ist.

Eine Woche lang sind er und seine beiden Mitarbeiter, die er eigens eingestellt hat, von der Deutschen Post geschult werden. "Das ist unheimlich umfangreich: Zollformalitäten, Bürokratie, Postcomputer", erläutert Joachim Haarseim, Vertriebsmanager im Außendienst bei der Post, der Shasho und seinem Team noch zur Seite steht, um Fragen zu klären.

Problem 1: Abholschreiben

Es laufe aber gut, sagt Shasho, bis auf zwei Probleme. Zum einen bekämen viele Kunden Abholschreiben zugestellt – wenn sie dann in die Filiale kämen, um die Sendung abzuholen, sei diese aber noch nicht da. "Die Leute müssen dann erneut kommen, das regt sie natürlich auf", erklärt Shasho.

Das Problem ist bei der Post bekannt, wie Hugo Gimber, Pressesprecher der Deutschen Post in Stuttgart, bestätigt. "Die Sendungen werden in der Regel am selben Tag gegen 16 Uhr zur Filiale gebracht und können am nächsten Werktag vom Kunden abgeholt werden." Ab und zu komme es vor, dass einzelne Zusteller bis 16 Uhr nicht zum Zustellstützpunkt zurückgekommen seien. Die Sendungen können dann erst am übernächsten Tag abgeholt werden. Die Post arbeite aber an dem Problem, schreibt Gimber.

Problem 2: Postbank

Gravierender für Shasho ist die stete Nachfrage nach den Dienstleistungen der Postbank. Die Postbank hat entschieden, ihren Standort in Petershausen dauerhaft zu schließen. "Bei der Prüfung der Filiale in der Moltkestraße haben wir festgestellt, dass wir die Filiale nicht mehr kostendeckend betreiben können", schreibt Iris Laduch, Pressesprecherin der Postbank.

Lokman Shasho berichtet aber, dass sehr viele Postkunden ein Konto bei der Postbank hätten und nach einem Bankautomaten und anderen Dienstleistungen fragten. Er habe nun bei der Postbank beantragt, einen Bankautomaten aufstellen zu dürfen. Eine Antwort habe er noch nicht erhalten. Hierzu schreibt Iris Laduch: "Aktuell befinden sich das Angebot und die Rahmenbedingungen des Standortes noch in der Prüfung. Sollte es zu einer positiven Entscheidung kommen, kann es bis zur Inbetriebnahme des Geldautomaten sicher Frühsommer werden."

Mit den neuen Betreibern sind die Kunden bisher sehr zufrieden

Jolanthe Lüders aus der Säntisstraße besucht die Poststelle zum zweiten Mal. "Es sind alle sehr nett und sehr professionell", sagt sie, "allerdings bedauere ich, dass es mit der Postbank noch nicht funktioniert. Die Politik der Postbank, die immer weitere Filialen schließt, würde ich gerne verstehen."

Auch Ursula Süß lobt die Mitarbeiter und den Ablauf: "Für mich ist es super", sagt die Seniorin, "die Mitarbeiter sind freundlich und man wartet nicht mehr lang, viel besser als früher".

Kim Haug, Studentin in Konstanz, ist der direkte Kontakt bei der Post ebenfalls wichtig. "Ich komme aus einem Dorf und bin es gewöhnt, einen Ansprechpartner zu haben." Allerdings halte sie auch die Paket-Shops, an denen man Päckchen abholen kann anstelle einer durch die Post betriebenen Filiale, für eine praktikable Lösung.