Jacqueline Perk und Martin Hübner machen sich und ihren Mitarbeitern nichts vor. „Wenn das noch ein Monat so weitergehen würde, müssten wir wieder bei Null anfangen“, sagt das Ehepaar, das das Restaurant und Hotel Ko'Ono in Litzelstetten besitzt. „Im Moment sind wir zu 100 Prozent von den Banken abhängig. Sollten die nicht mehr mitmachen, müssten wir schließen.“

Die Situation zehre an den Nerven aller Beteiligten, „denn wir müssen von Tag zu Tag grundsätzliche Entscheidungen treffen“, wie Jacqueline Perk erklärt. Der Hotelbetrieb ist bereits beendet, da nur noch Geschäftsreisende beherbergt werden dürfen und das Hotel Ko'Ono fast ausschließlich von Urlaubs- und Wochenendreisenden genutzt wird.
„Über Nacht von 90 Prozent auf Null heruntergefahren“
„Quasi über Nacht mussten wir von einer 90-prozentigen Auslastung auf Null zurückfahren“, sagt Martin Hübner. Damit fehlten nicht nur Einnahmen der eigentlichen Übernachtungen, denn die meisten Hotelgäste essen im hauseigenen Restaurant.
Derzeit stornieren bereits Gäste, die ihren Sommerurlaub in Litzelstetten verbringen wollten. In solchen Fällen entscheiden die Buchungsklassen, ob es Rückerstattungen gibt oder nicht. „Eine Möglichkeit sind Coupons“, berichtet Jacqueline Perk. „Die meisten unserer Gäste sind verständnisvoll.“ Bei manchen, sehr günstigen Buchungen sind laut Geschäftsbedingungen keine Erstattungen möglich. „Wir nehmen dann direkten Kontakt mit den Menschen auf und finden immer gute Lösungen.“

„Davon können wir keine Rechnungen bezahlen“
Das Restaurant Ko‘Ono bietet seit Donnerstag vergangener Woche einen Lieferservice an. Per Telefon geben Gäste ihre Bestellungen auf, vier Mitarbeiter bringen das Essen dann nach Hause. „Das hat am Wochenende sehr gut geklappt. Wir hatten viele Bestellungen“, erzählt das Ehepaar. „Mit den Einnahmen können wir zwar keine Rechnungen bezahlen, aber damit bleiben wir im Geschäft. Wichtig ist uns außerdem, dass wir nichts wegschmeißen mussten.“

Celik Diaddi ist Eigentümer der Pizzeria Sahara in der Radolfzeller Straße, die derzeit lediglich Speisen zur Abholung vorbereitet. An diesem Montagmittag herrscht gähnende Leere. Normalerweise sind ein paar Tische besetzt und an der Theke stehen die Menschen Schlange, um Pizza, Döner, Salat oder Yufka mitzunehmen.
40 Prozent seines Umsatzes macht er nach eigener Angabe mit Besuchern des Restaurants, das nun geschlossen ist. „Ich habe insgesamt ungefähr 70 Prozent Rückgang an Umsatz zu verzeichnen“, sagt der 41-Jährige.

30 Essen am Tag – statt 300
2009 eröffnete er das beliebte kleine Bistro, damals noch als reinen Kiosk mit Speisen nur zum Mitnehmen. Er musste nun einen festen Mitarbeiter sowie eine 450-Euro-Kraft nach Hause schicken, da schlichtweg keine Arbeit da war. „Wenn es weitergeht, muss ich in einer Woche schließen.“
200 bis 300 Essen verkauft er normalerweise an einem Tag, derzeit sind es vielleicht 30. Seit Schließung der Schulen in der vergangenen Woche spürt er die Krise sehr stark. „Schüler und Jugendliche kommen seither fast nicht mehr. Vorher kamen große Gruppen, aber sie sind ja nicht mehr unterwegs.“

Die Zeit zum Großputz nutzen
Tino Schumann, gemeinsam mit seiner Frau Wirt des Hörnle-Restaurants und des Gasthauses Adler in Allmannsdorf, hat beide Häuser geschlossen. Liefer- oder Abholservice kommen für ihn nicht infrage. „Das Hörnle ist zu weit weg und unsere Gäste im Adler gehören zur Risikogruppe. Das macht keinen Sinn“, sagt er. Das Ehepaar nutzt die Zeit für den Großputz und notwendige Arbeiten. „Wir wollen uns intensiv auf das Danach vorbereiten.“ Außerdem werden sämtliche Programme der Regierung studiert auf der Suche nach Dingen, „die uns helfen könnten“.

Fakt ist in seinen Augen: „Irgendwann laufen die Kosten weg. Wenn wir am 1. Mai nicht öffnen können, wird es sehr eng. Vom Land hieß es zunächst, alle Gastronomien müssten bis 15. Juni geschlossen bleiben“, sagt Tino Schumann, „doch als sich viele daraufhin meldeten, kam der Zusatz: Es könnte aber auch sein, dass früher wieder aufgemacht werden kann.“
Die aktuelle Unsicherheit mache ihm und seinen Kollegen am meisten zu schaffen: „Wir können mit unseren Einkäufen nicht planen, wir können mit unseren Mitarbeitern nicht planen und wir können auch für uns nicht planen. Diese Unsicherheit ist das Schlimmste.“