Ab Mittwoch kommt Leben ins Containerdorf für Flüchtlinge in der Byk-Gulden-Straße. Hier sollen schrittweise 85 Flüchtlinge einziehen, darunter ein Drittel Männer, die einen eigenen Trakt bekommen, sowie zwei Drittel Familien. Die Leichtbauhalle, in der nochmals 50 Menschen auf engstem Raum wohnen könnten, wird nach Angaben von Ludwig Egenhofer, der für den Landkreis die Unterbringung organisiert, vorerst nicht belegt. Rund 80 Bürger nutzten die Gelegenheit, kurz vor dem Bezug die Unterkünfte zu besichtigten.

Viele zeigen sich froh, dass die mit Metall verkleidete Leichtbauhalle vorerst nicht belegt werden muss. Die Menschen dort würden kaum besser als in einer notdürftig für Übernachtungen eingerichteten Sporthalle leben. Die Mehrbettzimmer haben nur dünne Trennwände, die zudem aus technischen Gründen nicht bis unters Dach gehen. Der obere Teil bleibt deshalb offen, nur Netze grenzen den Raum ab, lassen aber alle Geräusche durch. Obwohl die Außentemperatur nicht besonders hoch ist, wirken die Räume stickig. Viele sind sich einig: Sollte es je notwendig sein, die Leichtbauhalle zu belegen, dann müssten zumindest zusätzliche Container mit Sanitäranlagen und Küchen bereit gestellt werden.

Einen ganz anderen Eindruck hinterlassen die früheren Büro-Container, die der Landkreis für Wohnzwecke umgebaut hat. Der Holz imitierende Bodenbelag gibt den Räumen für zwei bis drei Personen einen wohnlichen Anstrich. Die Zimmer sind zwar spartanisch, nur mit Stockbetten aus Metall, Stühlen, Tisch und einen Spind für alle ausgestattet, doch alles wirkt gepflegt. In den Wohncontainern gibt es Gemeinschafts-Toiletten und -duschen. In Extracontainern sind Gemeinschaftsküchen und Waschmaschinen bereit gestellt. Eine Besucherin fragte, warum ausgerechnet teure Marken-Maschinen gekauft wurden. Egenhofer antwortet, weil diese nach allen bisherigen Erfahrungen die robustesten seien, und damit auch die wirtschaftlichsten. Die Maschinen würden rund um die Uhr laufen und müssten einiges aushalten.

Ins Containerdorf kommen auch Syrer und Iraker, die bisher in Hallen untergebracht waren. Ein 40-köpfiges Team an Helfern steht bereit, um den Flüchtlingen das Einleben zu erleichtern. Träger der Gruppe ist die evangelische Kirchengemeinde in Wollmatingen. Koordinationschefin Gabi Sehmsdorf sagt, nur ein Teil der Helfer komme aus der Gemeinde. Es wollten sich auch viele andere engagieren, so die Studentin Gloria Lorch. Ihr ist es ein Herzensanliegen, Menschen zu helfen, die ihre Heimat verloren haben. "Dazu gehören auch menschliche Kontakte." Sie will Frauen in der Unterkunft das Radfahren beibringen und ihnen so zu mehr Selbstständigkeit verhelfen. Das Projekt sei in Zusammenarbeit mit der Verkehrspolizei geplant. Ein Verkehrs-Übungsplatz ist nicht weit: Er liegt am Berchenspielplatz.

Die Zahlen

Ludwig Egenhofer, Flüchtlingskoordinator im Landkreis Konstanz, zählt in der Stadt Konstanz bald knapp 800 Flüchtlinge. 138 sind im Atrium auf dem Klinikgelände untergebracht, 187 in der Steinstraße, 71 im Transco-Bau an der Max-Stromeyer-Straße, 130 in Dettingen, 194 in der Schwaketenhalle und 85 bald in der Byk-Gulden-Straße. Niemand weiß, wie sich die Zahlen künftig entwickeln. (rin)