Augen auf beim Geldabheben. Seit etwa einem Monat steht vor der Postfiliale am Zähringerplatz ein neuer Geldautomat. Die graue Kiste vor neongrünem Hintergrund hat nicht lange gebraucht, bis sie zu einem gewissen Ruf gelangt ist. Von „dreister Abzocke“ schreibt ein Leser in seiner E-Mail an die SÜDKURIER-Redaktion. Dann erzählt er seine Geschichte.
Er habe sein Konto bei einer Bank, die der Cashgroup angehört, und deren Kunden bezahlen bei den Partnerhäusern keine Gebühren. Zu diesem erlesenen Zirkel gehört auch die Postbank, deren Logo gut sichtbar auf Augenhöhe des neuen Apparats angebracht ist. Aufgebracht hat den treuen SÜDKURIER-Leser der Blick auf den Kontoauszug nach dem Abheben. Wurden ihm da doch nicht nur die ausbezahlten 100 Euro berechnet, sondern auch ein Entgelt von 5,49 Euro.
Nach einer kurzen Recherche wird klar: Der Geldautomat wurde im Auftrag, aber nicht von der Postbank selbst aufgestellt. Der für den Kasten verantwortliche Kooperationspartner nennt sich Card Point und ist laut der Postbank-Pressestelle einer „der größten unabhängigen Geldautomatenbetreiber in Deutschland“.
Die grünen Automaten von Card Point unterschieden sich bereits optisch durch ihre Farbe von Postbank-Automaten, heißt es weiter. Ein zusätzliches Unterscheidungsmerkmal sei der Cashzone-Aufdruck. „Das Logo der Cashgroup – das Zeichen, dass hier für Kunden teilnehmender Institute das Abheben entgeltfrei ist – tragen die Card-Point-Automaten nicht“, schreibt die Pressestelle weiter.
Geldautomat bereitet dem Leiter der Postfiliale Stress
Dies alles scheinen gutgläubige Kunden, wie unser Leser einer ist, im Eifer des Abhebens oft nicht wahrzunehmen. Anders ist kaum zu erklären, dass der Leiter der Postfiliale immerzu den Unmut der vermeintlich Geprellten auf sich zieht. „Der Automat steht seit etwa einem Monat. Seitdem haben wir dauernd Stress und werden als Betrüger bezeichnet“, sagt er. Eine Frau habe sogar Anzeige erstattet. „Wir haben schon viele Kunden verloren, die kein Vertrauen mehr in uns haben“, klagt er.
Auch im Internet findet man mit wenigen Klicks und der Suchanfrage „cashgroup abzocke“ schnell eine ganze Latte an Beschwerden. Von „skrupellosen Methoden“, „unseriösem Geschäftsgebaren“ ist da die Rede, von Beschwerden bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und dem Verbraucherschutz. Der sieht auf Nachfrage den Kunden in einer Art Mitwirkungspflicht.
„Es ist nicht immer ganz transparent und ersichtlich“, sagt ein Sprecher am Telefon, „daher kann ich nur den Rat geben, ganz genau darauf zu achten, ob eine Gebühr am Automaten angezeigt wird. Falls dem so ist, rate ich, die Abhebung abzubrechen und sich zu informieren, wo es kostenfrei ist.“
Denn jetzt kommt der springende Punkt. Was die meisten in ihrem Eifer übersehen: Vor dem letzten Klick und der Geldausgabe heißt es auf dem Display: „Für die Abhebung mit Ihrer Girocard an diesem Geldautomaten berechnen wir Ihnen ein Entgelt in Höhe von 5,49 EUR, welches zusammen mit dem Auszahlungsbetrag Ihrem Konto belastet wird. Beenden Sie die Transaktion bitte, wenn Sie damit nicht einverstanden sind.“
Abheben ist für Cashgroupkunden nicht gratis
Die Sachlage ist so weit klar. Rechtlich ist alles okay, aber auch moralisch? Es gibt in Konstanz viele freie Geldautomaten, aber muss dieser vor der Postfiliale auch einen Postbank-Aufdruck haben? Der Hinweis „Abheben ist nur für Postbankkunden gratis“ würde die Lage entspannen.
So muss sich der Betreiber Card Point den Vorwurf gefallen lassen, allzu gerne mit den Gebühren der gutgläubigen Kunden zu rechnen. Und denen bleibt nur der Tipp: Augen auf beim Geldabheben.