Die Gottmadinger Dorfgespräche sind eine gute Gelegenheit für die Bürger, sich über die neuesten Entwicklungen im Ort zu informieren. In regelmäßigen Abständen laden Bürgermeister Michael Klinger und die Verwaltung die Einwohner dazu ein. Doch seit einem Jahr wird diese Möglichkeit des Austausches von der Corona-Pandemie vereitelt. Dabei würden die Menschen zu gerne wissen, wie weit das für Jahrzehnte größte Bauprojekt gediehen ist. Die geplanten Baustellenführungen konnten wegen des Versammlungsverbots zur Bekämpfung von Sars-CoV-2 nicht stattfinden. Mittlerweile befindet sich der Millionen-Bau auf der Zielgeraden. „In den Sommerferien werden wir umziehen“, verspricht Michael Klinger in die Kamera.

Baustellenbesuch vom heimischen Sofa aus
Mit Kamera und Mikrofon und in Begleitung des Baustellen-Insiders Alexander Kopp hatte der Bürgermeister die Bürger zu einem Zoom-Meeting eingeladen. Wer also wollte, konnte sich über einen Zugangscode auf die digitale Plattform einwählen und vom Sofa oder Küchentisch aus durchs digitale Schlüsselloch in die Schule schauen, ohne auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.
Der Bürgermeister in der Rolle des Kameramanns
Michael Klinger schien der Job als Kameramann und Regisseur ganz gut zu gefallen. Auch wenn die dicken Betonwände im neuen Schulhaus die mobile Verbindung auf eine Belastungsprobe stellte. Im Rathaus versuchten Gorm Schultz und Urban Gramlichversuchten Gorm Schultz und Urban, die Kommunikation zwischen Teilnehmern und Kamerateam zu steuern. Verzerrte Bilder waren nicht ganz zu vermeiden, wenn sich Klinger im tiefsten Innern des Gebäudes bewegte. Trotzdem gab es jede Menge Informationen und die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Ambitionierter Zeitplan für den Umzug in die neue Schule
Schon von außen zeigt sich der Fortschritt am Gebäude. Bis auf die Rundungen ist die Fassade fertig. Durch Corona habe man zwar den Zeitpuffer weitgehend aufgebraucht. „Wir werden aber in den Sommerferien umziehen“, versichert Klinger. Schnell bewegt er sich zusammen mit Alexander Kopp ins Innere des Gebäudes und ins Musterklassenzimmer, wo er die ausgefeilte Technik, die Akustik und Klima im Klassenzimmer regelt, erklärt. Dazu gehören Schallsegel und Schranktüren mit Lochprofilen. (Der SÜDKURIER hatte darüber auch schon im Detail berichtet.)
Parkettleger sind im Eiltempo unterwegs
Stolz sind die Bauherren auf den Mix aus Beton und Holz. Besonders auf das strapazierfähige Industrieparkett, das aus drei Zentimeter dicken Eichen-Hochlamellen besteht und derzeit im Eiltempo verlegt wird. „Die Parkettleger sind seit zwei Wochen im Haus“, erklärte Klinger. „Sie verlegen in einer Geschwindigkeit, wie wir sie nicht für möglich gehalten hätten.“

Drei Zentimeter Vollholz für die Haltbarkeit
Zur Belastbarkeit des Fußbodens kamen mehrere Zuschauerfragen. Weil es sich um Vollholz handelt, kann der Boden abgeschliffen und neu geölt werden, wenn er in einigen Jahren zu starke Gebrauchsspuren zeigt. Der Gemeinderat hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sich aber schließlich für den teureren Belag entschieden, weil er viel langlebiger ist, als Linoleum. Klinger verwies auf den Fußboden in der Singener Gems, der auch nach 25 Jahren noch ansehnlich ist.
Zwei Innenhöfe für ein gutes Klima
Wie eine Acht gestaltet sich die Schule mit ihren verschiedenen Bereichen und Treppenhäusern im Innern. Auf die farbig gestalteten Innenhöfe, die als grüne Klassenzimmer sowie der Lüftung der Schule dienen, sind Klinger und Kopp besonders stolz. Weil große Pflanzen oder Einbauten nachträglich nicht mehr möglich sind, wurde die Schule praktisch um diese Innenhöfe herum gebaut. „Der Landschaftsbau wäre jetzt nicht mehr möglich“, erklärt Klinger. „Aus Brandschutzgründen konnten wir für die Innenfassade kein Holz verwenden.“ Blaue und grüne Aluminiumplatten vermitteln eine frische Atmosphäre.
Klassenbereiche wie in einer Wohnung
Blau und grün sind auch die Fliesen in den Sanitärbereichen, die jetzt schon fertig sind. In sogenannten Clustern, also Jahrgangsgruppen, sollen die Schüler künftig in den verschiedenen Gebäudeteilen ihre jeweilige Heimat finden. „Das ist organisiert, wie in einer Wohnung“, erklärt Klinger. „Die Schüler kommen rein, finden ihre Garderobe mit Schließfächern und auch gleich die Toiletten.“ Zu den Clustern gehören auch Lerninseln, die durch ein großes Fenster vom Klassenzimmer aus eingesehen werden können. Überall werden Smartboards, also digitale Tafeln angebracht. Kennzeichen dafür sind fünf Steckdosen in der Wand.
Direkter Weg zwischen Konferenzraum und Lehrerzimmer
Eine Metallwendeltreppe verbindet das Lehrerzimmer mit der Konferenzzone. Michael Klinger will gerade erklären, wo überall Kabelstränge hinter Trockenwänden verschwinden, da reißt die Verbindung ab. „Der Chef ist weg“, sagt Urban Gramlich und versucht ihn zurückzuholen. „Wir müssen warten.“ Geduldig folgen die Besucher. Sie sind froh, dass sie überhaupt Einblicke bekommen. Wenn die drei WLAN-Netze in Betrieb sind, wird so etwas nicht mehr passieren. Die Schule werde ans Glasfasernetz angebunden und damit mit der schnellsten Internetverbindung ausgestattet sein.
Kameras zum Schutz vor Vandalismus
Malinee Helmer erkundigt sich nach einer Kameraüberwachung und erfährt, dass nur die Außenhaut der Schule und der Eingangsbereich mit Kameras versehen werden, um die Schule vor Vandalismus zu schützen. Insgesamt ist die Schule deutlich besser gegen einen möglichen Amoklauf geschützt als die alte.
Auf dem Schulhof darf auch gespielt werden
Konferenzteilnehmer Theo will wissen, ob es auf dem Schulhof einen Spielplatz mit Grillstelle gibt und ob die Tiere umziehen werden. Zur Grillstelle kann Klinger nichts sagen, aber einen Spielplatz mit Wiese zum Kicken werde es geben. Und die Terrarien werden einen neuen Platz im Wartebereich vor dem Lehrerzimmer bekommen. Mittlerweile sind alle Fragen beantwortet und einige Besucher haben sich schon aus dem digitalen Dorfgespräch verabschiedet. Viel Lob kommt von den in Spitzenzeiten 92 Besuchern für den virtuellen Rundgang.