Das Seehörnle ist vom Prinzip her ein Hotel und gastronomischer Betrieb wie jedes andere Hotel seiner Klasse auch. Doch das Hotel in Horn unterscheidet sich durch eine Besonderheit deutlich von anderen touristischen Betrieben: Es ist ein Integrationsbetrieb und lebt die Eingliederung von Menschen mit einer Behinderung.
Das heißt, das Seehörnle stellt Menschen mit einer Behinderung als Mitarbeiter in der Küche und im Service in einer Festanstellung ein und bildet auch aus. Von insgesamt 40 Mitarbeitern im Hotel haben zehn eine Beeinträchtigung. Doch sie sind fit genug, um sich als Angestellte auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Landkreis Konstanz, Andreas Jung, lud daher seinen Parteifreund Wilfried Oellers für eine Stippvisite nach Horn ein. Denn Oellers ist der CDU/CSU-Fraktionsbeauftragte für die Teilhabe von Menschen mit einer Behinderung. Vorort sammelte Oellers Eindrücke und Erfahrungen aus dem Tagesgeschäft des Horner Integrationsbetriebs.
Welche Aufgabe hat ein Inklusionsbetrieb?
Das Seehörnle befindet sich mitten in einem Naturschutzgebiet. Es sei gut ausgelastet und stehe wie jedes andere Hotel in wirtschaftlicher Konkurrenz zu anderen Betreiben, sagte Thomas Hoffmann vom Vorstand der Caritas Konstanz, zu deren „Geschäftsbereich Inklusionsbetriebe“ das Hotel gehört, während Oellers Besuch.
Ziel der Inklusionsbetriebe sei es, Menschen mit Behinderungen dauerhaft im ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Doch das sei schwer, da Menschen mit einer Behinderung weniger arbeitsfähig seien, wie die Menschen ohne eine Behinderung, sagte Hoffmann. Die Mitarbeiter im Seehörnle werden nach den Tarifen der Dehoga – dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband – entlohnt. Damit erfülle jeder die Anforderung für die sozialen Versicherungen.

Seehörnle hat besondere Herausforderungen
Bürgermeister Jürgen Maas sieht das Seehörnle als einen wichtigen Bestandteil der Gemeinde an, machte er deutlich. Doch das Unterfangen Inklusionsbetrieb ist für Hotelier Thomas Kopacevic eine große Herausforderung.
So bestehe zum Beispiel der Unterschied zum Saison-Betrieb anderer Hotels darin, dass Menschen mit einer Behinderung außerhalb der Sommersaison nicht mühelos in einen Winterbetrieb, zum Beispiel in einem Skigebiet, unterkommen könnten. „Dem Seehörnle muss es gelingen in der Hauptsaison so viel Geld zu verdienen, dass auch die Nebensaison ausgeglichen wird und die Beschäftigten gehalten werden können“, so Hoffmann.
Damit habe das Hotel ganz spezifische Probleme, die andere touristischen Betriebe so nicht hätten, erklärte Thomas Hoffmann. Trotzdem müsse das Seehörnle, wie jedes Hotel auch, auf dem Markt bestehen, sagte der Hotelleiter Thomas Kopacevic. Der Betrieb über die Sommersaison hinweg und die Wirtschaftlichkeit seien somit eine Doppelbelastung für den Inklusionsbetrieb. Fachkräftemangel mache die Aufgaben für das Hotel als Inklusionsbetrieb nicht leichter.
Doch von dem sorgsamen Umgang mit den Menschen mit einer Behinderung profitiere die gesamte Belegschaft. Es sei ein besonders gutes Arbeitsklima, für alle Mitarbeiter im Hotel entstanden, so Kopacevic.
Es braucht Unterstützung der Politik für Inklusionsbetriebe
Der CDU/CSU-Fraktionsbeauftragte Wilfried Oellers sagte, er sei sich bewusst, dass die meisten Inklusionseinrichtungen durch Verbände organisiert seien und bei einer Begehung auch eine politische Meinungsbildung betrieben werde. Trotz der wichtigen und wertvollen Arbeit der Verbände sei es immer gut, hineinzuhören, wie die Situation Vorort und ganz konkret im Einzelfall sei, erklärte Oellers nach dem Rundgang dem SÜDKURIER.
Er sehe im Seehörnle einen gut funktionierenden Inklusionsbetrieb. Allerdings kenne er auch die Herausforderungen, die ein freier Markt für das Unternehmen mit sich bringe. Denn das Hotel müsse eine Mindestanzahl an Mitarbeitern mit einer Behinderung vorweisen, um als ein Inklusionsbetrieb gefördert zu werden. Als Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes müsse es sich gleichzeitig auf dem Markt behaupten.
Das Wichtigste ist laut Oellers daher, dass Inklusionsbetriebe für ihre besonderen Aufgaben ausreichend unterstützt werden. Wolle die Politik, dass diese Betriebe am Markt bestehen, so müsse sie sich auch darüber Gedanken machen. Als Inklusionsbetrieb erfülle das Seehörnle einen politisch gewollten und gesellschaftlichen Zweck – nämlich Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu beschäftigen.
Sei das gesellschaftlich und politisch so gewollt, dann müsse die Politik auch den Rahmen setzen, damit es für die Betriebe passe, sagte Wilfried Oellers.