In Radolfzell leben 4800 Menschen mit einer Behinderung. Sie sind oft vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Doch daran soll sich etwas ändern: „Damit die Inklusion in der Stadt, in den Vereinen, in der Kultur und in Unternehmen gelingt, braucht es jeden“, eröffnete Analyst und Moderator von den Regionauten, Harald Kühl, im Milchwerk jüngst den ersten Workshop zur Inklusion. Über drei Stunden entwickelten 30 Bürger aus den Handlungsfeldern Arbeit, Bildung, Freizeit, Gesundheit sowie Wohnen, öffentlicher Raum und Mobilität eine Prioritätenliste für den Gemeinderat. Die Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.
Niemand soll ausgegrenzt werden
„Wir haben einige Jahrzehnte hinter uns, bei der die Barrierefreiheit und der Abbau von Barrieren in vielen Bereichen eine untergeordnete Rolle gespielt hat“, fasste Oberbürgermeister Simon Gröger den Status Quo zur Inklusion in Radolfzell in seiner Ansprache zum Workshop zusammen. Doch es gebe inzwischen ein besseres und zielführendes Verständnis dafür, dass man eine Gesellschaft sei und dass man niemand mehr ausgrenzen wolle, so der OB: Es gelte mit dem Inklusionsworkshop nun ein neues Bild vom öffentlichen Raum zu bekommen.
Ein Impuls kommt vom Gemeinderat selbst. Jede Fraktion bestellte ein Mitglied für den Beirat im Inklusionsrat. Bis auf den Vertreter der FDP waren sie beim Inklusionsworkshop anwesend.
Gesellschaftsentwurf soll folgen
„Für die Umsetzung der Barrierefreiheit brauchen wir einen langen Atem und viel Engagement aus unterschiedlichen Köpfen“, sagte Simon Gröger. Er freue sich auf möglichst konkrete Ergebnisse aus dem Workshop für eine gute Zusammenarbeit mit dem Inklusionsrat. Für die Vorsitzende des Inklusionsrats, Gaby Fezer, bedeutet Inklusion, „wie kann eine Gesellschaft aussehen, damit sie allen gerecht wird?“
Dafür wolle der Workshop beitragen. Dessen Ergebnisse sollen in einen neuen Gesellschaftsentwurf für die Stadt münden. Allein die Arztwahl oder Wahl eines Restaurants begrenze sich schnell auf einen sehr kleinen Raum, konkretisiert Fezers Stellvertreterin, Britta Schade. Für sie bedeutet Inklusion, dass man gleichberechtigt am Leben teilhaben könne.