Vor dem Engener Großsportzentrum hat sich bereits morgens um 7 Uhr eine lange Schlange gebildet: Hier werden zweimal pro Woche die Schüler des Bildungszentrums getestet. Vor der Halle tragen noch viele ihre Masken, obwohl ab sofort im Freien keine Verpflichtung mehr dazu besteht.
„Schlecht atmen“
Grundsätzlich möchten die Kinder und Jugendlichen auf den Mund-Nasen-Schutz schon gerne verzichten. „Man kann so schlecht darunter atmen“, erklären die Siebtklässlerinnen Melina und Melanie. Sie befürworten das Masken-Aus. Vor allem vor dem Hintergrund der sinkenden Inzidenz-, Test- und Infektionszahlen stellen viele die Maskenpflicht infrage.

„Wenn alle negativ sind, warum soll man nicht darauf verzichten“, so einer der Wartenden. Auch die schnelle Verfallszeit, drückende Bänder und die Hitze darunter machen vielen zu schaffen. „Gut ist eigentlich nur, dass sie vor Ansteckung schützt“, so ein Schüler.
Viele Kinder sind unsicher
„Das Hin und Her macht es schwierig“, so Schulleiter Thomas Umbscheiden. Viele Kinder seien unsicher: „Im ÖPNV ist Maskenpflicht, auf dem Schulgelände braucht es keine Maske, im Schulgebäude aber wieder, im Klassenzimmer kann man sie absetzen, beim Gang zur Toilette muss sie wieder rauf – da lassen viele sie gleich an.“
Der Rektor des Gymnasiums, der das Testzentrum zusammen mit seinen Kollegen Daniel Jedlicka vom Anne-Frank-Schulverbund und Nadja Hennes von der Hewenschule initiiert hat, findet die Einschränkung der Maskenpflicht grundsätzlich gut. „Das Problem ist, sobald wir einen positiven Fall haben, sind die Masken wieder oben“, so der Rektor. An der Delta-Variante des Virus werde man nicht vorbeikommen. Spätestens im Herbst rechne er wieder mit der Maskenpflicht.
Lieber vorsichtig sein
Umbscheiden blickt skeptisch und optimistisch zugleich in die Zukunft: „Pandemiebedingungen sind nicht planbar“. Mit Blick auf die Reisefreiheit werde man nach den Ferien vermutlich wieder verschärfte Maßnahmen haben. „Wir wollen lieber vorsichtig sein als zu offen. Die Kinder sind größtenteils nicht geimpft“.
Ängste in der Lehrerschaft angesichts des Verzichts seien ihm nicht bekannt, hier sei ein Großteil geimpft. Eltern und Schüler seien durchaus vorsichtiger. „Aber es bleibt ja möglich, eine Maske zu tragen. Man muss sie nicht absetzen“, betont der Rektor.

Ulrike Henkel und Melanie Jahnz sind unter den Helfern beim Testzentrum. Sie stehen der fallenden Maskenpflicht skeptisch gegenüber. Natürlich wäre es für die Kinder ein Traum, bei diesen Temperaturen die Maske absetzen zu können, so Henkel: „Aber wir sind noch nicht am Ende der Pandemie“, sagt sie. „Bis zu den Sommerferien hätte man es noch beibehalten können“, findet Jahnz.
Impfen als Sicherheitsinstanz
Andreas Mayer vom Elternbeirat kennt die kritischen Stimmen der Eltern. Andererseits würde das regelmäßige Testen als Sicherheitsinstanz wahrgenommen. „Dann ist es zu verantworten, bei diesem heißen Wetter die Maske wegzulassen“, so Mayer.

„Wenn die Abstände eingehalten und die Klassenzimmer gut belüftet werden, ist dort der Maskenverzicht machbar“, sagt eine Lehrerin. Darauf müssen die Schüler in Engen allerdings noch warten: Am Montag gab es hier zwei positive Test-Ergebnisse. Bis die Ergebnisse der PCR-Tests vorliegen, gilt die Maskenpflicht weiter.