Dienstagmorgen im Villinger Riet: In der Färberstraße stauen sich die Autos über die gesamte Länge der Straße, sie kommen nur im Schritt-Tempo voran. Beim Irish Pub kommen die Autos von der Warenburgstraße und dem kurzen Stück des Romäusrings von der Niederen Straße her.
An der Kreuzung kommt der Verkehr fast völlig zum Erliegen, der Grund ist die Sperrung des Romäusrings auf Höhe des Romäusring-Gymnasiums.
Ein Lastwagen steckt in der Baustelle fest
Viele Autofahrer glauben, dass die Umleitung durch das Rietviertel führt. Sie biegen in die Zinsergasse ab und fahren durch die Färberstraße wieder hinaus. Doch das ist laut Stadtverwaltung gar nicht notwendig.
Verwaltungssprecherin Madlen Falke erklärt auf Anfrage: Der erste Tag einer Vollsperrung sorge immer für Chaos. Doch die Umleitung führe auf keinen Fall über das Riet. Die Umleitung sei ordnungsgemäß über den Innenring ausgeschildert. Die Beschilderung sei auch überprüft worden.
Wer von der Bertholdstraße komme, müsste über den Kaiserring abfahren. „Da stehen bereits Schilder, dass der Romäusring gesperrt ist“ so Falke. Der Stau im Riet habe sich entwickelt, weil sich die Verkehrsteilnehmer nicht an die Beschilderung halten. Eine Sperrung des Riets sei nicht möglich wegen des Anlieferverkehrs für die Geschäfte und die Restaurants.
Falke sieht auch keine zusätzlichen Beeinträchtigungen durch die Sperrung der Vöhrenbacher Straße: „Hier läuft der Verkehr ohne große Probleme“, so Falke.

Wegen des Staus versuchen viele Autofahrer, im Romäusring zu wenden. Das ist aber verboten, der Romäusring ist Einbahnstraße. Eine Polizeistreife ist vor Ort und versucht das schlimmste Chaos zu verhindern und die Autofahrer vom Wenden abzuhalten. „Wir sind eigentlich wegen eines Unfalls hier“, berichtet der Polizeibeamte, der jetzt mit seiner Kollegin mit Warnbarken einen Fahrstreifen absperrt.

Sogar ein polnischer Lastwagenfahrer ist in die Baustelle gefahren, er wird vorsichtig von den Beamten durch die Baustelle durchgewunken, die dafür eigens geöffnet wird.
Eine verkehrsrechtliche Anordnung der Stadt
Wie Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke, auf Anfrage berichtet, ist die Baustelle in Absprache mit der Stadt eingerichtet worden. „Es gibt eine verkehrsrechtliche Anordnung, wir stellen da ja nicht einfach Schilder auf“, so Bauer. Er kann den Frust der Autofahrer verstehen, die sich durch lange Staus quälen müssen, aber: „Wir wollen den Ausbau unseres Wärmenetzes jetzt mit Hochdruck vorantreiben.“ Er räumt ein, dass aktuell gerade viel gebaut wird in der Doppelstadt.

Man habe die Baustelle in verschiedene Bauabschnitte unterteilt, um die Lage etwas zu entzerren – gerade wegen des Verkehrs. Wenn es jetzt vermehrt Rückmeldungen von der Stadt und der Polizei gebe, werde man die Baustelle sicher nochmals anschauen, aber eines sei klar: Die Straße müsse gesperrt werden für die Bauarbeiten.
Für Anwohner der Horror
Ehrenzunftmeister Klaus Hässler ist Anwohner im Riet und hat am Dienstagmorgen fast eine halbe Stunde gebraucht, bis er aus dem Viertel raus war. „Ich musste in Rottweil jemandem am Zug abholen und habe es auf die letzte Minute geschafft“ berichtet er. Wenn es keine Umleitung durch das Riet gebe, müsse das durch die Beschilderung deutlicher werden.

Eine völlige Fehlplanung
Für eine völlige Fehlplanung hält er die Einrichtung von zwei so großen Straßensperrungen wie am Romäusring und zeitgleich an der Vöhrenbacher Straße. „Ich habe ja Verständnis für die Bauarbeiten, das muss sein, aber eine bessere Koordination wäre schon wünschenswert gewesen.“ So sei das einfach eine „Katastrophe“.