Montagvormittag, in der Unterführung an der Bertholdstraße: Es dröhnt, lärmt und vibriert, hier unten versteht man sein eigenes Wort nicht. Kein Wunder, denn nur wenige Meter weiter oben wird mit schwerem Gerät an der Straße gearbeitet.
Feinfräsen heißt die Methode, mit der die Stadt Villingen-Schwenningen momentan Straßenschäden zum ersten Mal – testweise – den Kampf ansagt. Wenn sich das Verfahren bewährt, soll es ab dem kommenden Jahr ins Portfolio der verschiedenen Sanierungsverfahren für die städtischen Straßen aufgenommen werden.
Der Winter als Bewährungsprobe
Ob sich das Feinfräsen bewährt, werde sich nach dem Winter zeigen, sagt Dorothea Matt, Abteilungsleiterin Straßenbau im Grünflächen- und Tiefbauamt. In diesem Jahr hatte die kalte Jahreszeit den Straßen massiv zugesetzt. Vor allem im Januar waren witterungsbedingt zahlreiche neue Schäden hinzugekommen.
Um das teils stark beschädigte Straßennetz in VS auf Vordermann zu bringen, gibt es mehrere Möglichkeiten, die je nach Beschaffenheit und Verkehrsaufkommen in Frage kommen. Bislang sind das der Deckentausch und die DSK (Dünne Asphaltschichten in Kaltbauweise, kurz: Dünnschichtasphalt).
Das Feinfräsen ist eine Kombination beider Methoden: Eine Fräse fräst zunächst eine dünne Asphaltschicht von etwa zwei Zentimetern Dicke ab und entfernt dabei Spurrillen. Diese müssen deshalb nicht mit einer hohen Menge Füllmaterial ausgeglichen werden.
Erst die Fräse, dann der Dünnschichtasphalt
„Auf diesem Abschnitt hier sparen wir etwa 30 bis 40 Tonnen Material ein“, sagt Klaus Geuder, Geschäftsführer der gleichnamigen Straßenbaufirma aus dem bayrischen Neusitz, die mit den Arbeiten beauftragt ist. Nach dem Abfräsen wird am Dienstag, 18. Juni, Dünnschichtasphalt eingebaut.

Dessen Haltbarkeit liegt im Mittel bei fünf Jahren – manchmal hält er länger, manchmal kürzer. „Das kommt immer auf den Untergrund und die Belastung der Straße an“, sagt Silvie Lamla, Leiterin des Grünflächen- und Tiefbauamtes.
Etwa 2500 Quadratmeter werden an diesem Morgen abgefräst, schon nach drei Stunden ist der erste Teil der Sanierung erledigt. Am Dienstagmorgen, 18. Juni, folgt dann der Dünnschichtasphalt.
Verkehr kann weiter rollen
Mit den Arbeiten wird bewusst nach der ersten Berufsverkehr-Welle begonnen, um die Verkehrsbehinderungen in Grenzen zu halten. Auf einer Spur wird gearbeitet, auf einer Spur fahren die Autos. Am späteren Dienstagnachmittag sollen die Arbeiten auf der Bertholdstraße beendet sein, wenige Tage später wird dann noch die neue Markierung aufgebracht.
Radsport-Event ist nicht der Sanierungsgrund
Silvie Lamla betont, dass nicht die Deutschland Tour Grund dafür ist, dass die Bertholdstraße und mehrere weitere Straßen in den nächsten Tagen und Wochen mit DSK saniert werden. „Das sind alles Straßen, die wir ohnehin auf dem Sanierungsplan haben.“ Zum Teil haben man Arbeiten aber zeitlich vorgezogen, um für das Radsport-Event gute Bedingungen zu schaffen.
Warum wird auf der Bertholdstraße getestet?
Die Bertholdstraße sei für den Testlauf mit der Feinfräse gut geeignet. Sie weise viele Spurrillen auf, die nun verschwinden sollen, ohne dass viel Füllmaterial benötigt werde.
Für Oberbürgermeister Jürgen Roth ist der oftmals in der Öffentlichkeit diskutierte Dünnschichtasphalt nach wie vor eine Alternative. Die mit DSK sanierten Straßen in Tuningen, wo er vor seinem Amtsantritt in VS im Januar 2019 Bürgermeister war, seien bis heute intakt, sagt er.

2024 investiere die Stadt vier Millionen Euro in ihr Straßennetz, sagt Pressesprecherin Madlen Falke. Das bedeutet auch, dass noch einige größere Baustellen auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen. „Einmal tut‘s weh, aber danach sind wir einen großen Schritt weiter“, sagt die Pressesprecherin.
Auf der Agenda stehe beispielsweise die Kreuzung Kirnacher Straße/Peterzeller Straße und die Kreuzung Berliner Straße/Karlsruher Straße. An beiden Stellen wird ein Deckentausch vorgenommen.
An der Peterzeller Straße ist einiges zu tun
Silvie Lamla schätzt, dass die Arbeiten jeweils etwa ein bis zwei Wochen dauern werden. Vor allem die Kreuzung Kirnacher Straße/Peterzeller Straße wolle die Stadt noch 2024 fertig bekommen, sagt die Amtsleiterin. Der Grund liegt auf der Hand: „Wenn wir 2025 die Brücke in der Peterzeller Straße sanieren, können wir nicht die Kreuzung oberhalb sperren.“