Die grün-schwarze Landesregierung setzt derzeit viele Hebel in Bewegung, um den stockenden Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg voranzubringen. Das Land will mehr und schneller Windkraft ermöglichen, um seine Klimaziele erreichen zu können.
Neue technische Möglichkeiten und der vom Land betriebene Bürokratieabbau bei der Planung von Windkraftanlagen haben dazu geführt, dass derzeit Investoren durch die Lande ziehen und neue Standorte für die modernen Windmühlen suchen. Das gilt auch für den Schwarzwald. Unter diesen Vorzeichen ist auch die Gemarkung von Villingen-Schwenningen wieder in den Fokus geraten, wo in Sachen Windkraft seit über 20 Jahren Flaute herrscht.
Windpark mit bis zu 18 Anlagen bei Herzogenweiler ?
Nach Recherchen des SÜDKURIER beschäftigt sich das Amt für Stadtentwicklung aktuell intensiv mit diesem Thema. Ein Investor würde hier gerne einen Windpark mit angeblich 15 bis 18 Windkraftanlagen realisieren, berichten Insider. Als möglicher Standort sollen die Wälder zwischen Herzogenweiler und Vöhrenbach im Gespräch sein.

Ob die Stadtverwaltung dort tatsächlich einen Windpark dieser Größe auszuweisen gedenkt, ist allerdings offen. Bekannt ist, dass Investoren ihre Projekte aus taktischen Gründen oft deutlich größer ansetzen, um im Laufe des Planungsprozesses einige Abstriche machen zu können, wenn es zu Widerstand aus der Politik oder Bevölkerung kommt.
Seitens der Stadtverwaltung wird das Thema bislang noch als Geheimsache behandelt. „Es gibt zum Thema Windenergie verschiedene Gedanken und Ideen, die derzeit verwaltungsintern geprüft werden“, bestätigte zwar die Pressestelle der Stadt auf SÜDKURIER-Anfrage.
Aber: „Wir befinden uns im Bereich der Windenergie in einem sehr frühen Stand, bei dem noch viele Schritte zu gehen und viele Beteiligte einzubinden sind, sodass zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren oder detaillierten Informationen an die Öffentlichkeit möglich sind“, verlautet aus dem Rathaus.
Bürgermeister will demnächst informieren
Allerdings hat Baubürgermeister Detlev Bührer bereits Mitte Februar nach seiner Wiederwahl angedeutet, wohin die Reise bei der Windkraft gehen soll. „Der Stand der Technik und der Strompreis ermöglichen auch auf unserer Gemarkung wirtschaftliche Standorte, die weit weg von Wohnbebauungen im Wald liegen und dennoch über das Waldstraßennetz gut erschlossen sind.“
Und weiter sagte Bührer: „Zusammen mit Forstamt und Stadtplanungsamt bin ich an dem Thema dran. Wir wollen demnächst in den Gremien (des Gemeinderates, Anm. d. Redaktion) über Möglichkeiten und Rahmenbedingungen informieren.“

Planungsverfahren wird gestrafft
Bührer wies in seiner Rede auf einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt hin, der die Investitionen in Windenergie in Baden-Württemberg deutlich erleichtern dürfte: Der Windkraftausbau im Lande soll künftig allein über die Regionalplanung, sprich über die Regionalverbände, gesteuert werden. Aufwändige und zeitraubende Änderungen von Flächennutzugsplänen sowie die Aufstellung von Bebauungsplänen durch die Kommunen wären damit nicht mehr erforderlich. Dies kann den Bau neuer Windkraftanlagen erheblich beschleunigen. Derzeit dauert es sieben bis acht Jahr im Schnitt, bis ein Windpark realisiert wird.
Stadtwerke untersuchen Windpotenziale
Bekannt ist außerdem, dass die Stadtwerke VS im Auftrag der Stadt eine Analyse über die Windpotenziale auf Gemarkung VS erstellen. Offenbar geriet dabei auch der Höhenzug bei Herzogenweiler und Vöhrenbach in den Fokus, der auf fast 1000 Höhenmetern liegt.
Im Windatlas des Landes Baden-Württemberg wird diesen Lagen eine mittlere „Windhöffigkeit“ (durchschnittliches Windaufkommen) zugeschrieben. Früher waren diese Lagen eher uninteressant. Doch die neuen Windkraftanlagen sind deutlich höher als ihre Vorgänger und ermöglichen damit eine größere Energieausbeute. Sie erreichen inzwischen eine Nabenhöhe von rund 120 Meter Höhe und mit Rotoren eine Gesamthöhe von rund 200 Metern.

Unterkirnach ist schon weiter
Mit dem Thema Windkraft beschäftigt sich intensiv auch die Nachbargemeinde Unterkirnach. Sie ist schon einen Schritt weiter. Der dortige Gemeinderat hat Ende Februar in öffentlicher Sitzung einmütig beschlossen, eine Potenzialanalyse für örtliche Windkraftstandorte beim Büro Windkraft Schonach zu bestellen. Hier geht es offenbar um drei, vier Windanlagen.
Die Gemeinde Unterkirnach will auch deshalb selbst aktiv werden, so wurde in der Gemeinderatsitzung deutlich, bevor Investoren Nägel mit Köpfen auf Privatgrundstücken von Landwirten machen. Die Gemeinde will planerisch das Heft selbst in der Hand behalten.
Für die Windkraft werben
Nachgedacht wird in Unterkirnach auch über die Möglichkeiten, Bürger an der Windkraft finanziell zu beteiligen, wie dies andernorts durch Genossenschaften und weitere Modelle bereits praktiziert wird. Es müssten Anreize geschaffen und für die Windkraft geworben werden, hieß es im Gemeinderat, da der Bau dieser Anlage sicherlich nicht nur Freunde haben werde.