Applaus auf dem Beifahrersitz, strahlende Augen beim Fahrer: Bei den Insassen der ersten Autos, die am Freitagmorgen, 7. März, über die frisch eröffnete Behelfsbrücke in der Peterzeller Straße fahren, ist die Freude sichtlich groß.

Behelfsbrücke im Praxistest Video: Göbel, Nathalie

Die seit 19. Dezember bestehende Sackgasse ist Geschichte. Innerhalb weniger Wochen ist aus Stahlträgern und eigens gegossenen Betonbauteilen eine Behelfskonstruktion entstanden.

Sie wird Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer in den nächsten 13 Monaten über die Brigach bringen. Sie kann einspurig – wechselnd in beide Richtungen – befahren und mit bis zu 3,5 Tonnen belastet werden, wobei die Verkehrsteilnehmer aus Richtung Kurgebiet Vorfahrt haben.

Kleine Brücke, große Emotionen

„Eine kleine Brücke, die emotional einen Riesenfaktor darstellt“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Roth. Er war am Freitagmorgen gemeinsam mit Vertretern aus dem Gemeinderat, von Landratsamt, Grünflächen- und Tiefbauamt sowie der ausführenden Firmen in die Peterzeller Straße gekommen, um das Flatterband zu durchtrennen.

Andreas Thomma vom Grünflächen- und Tiefbauaumt entfernt die letzten Absperrungen an der Behelfsbrücke. Schon wenige Minuten später ...
Andreas Thomma vom Grünflächen- und Tiefbauaumt entfernt die letzten Absperrungen an der Behelfsbrücke. Schon wenige Minuten später fahren die ersten Autos. | Bild: Göbel, Nathalie

Die Eröffnung der Behelfsbrücke dürfte viele baustellengeplagte Villinger erleichtert aufatmen lassen. Die Sperrung der maroden, 1952 errichteten Brücke an dieser Stelle war zur Unzeit gekommen – nur kurz, nachdem die Baustelle in Richtung Pfaffenweiler an der Kuhmoosbachbrücke nach mehr als einem halben Jahr endlich beendet war. Dieses Projekt hatte aufgrund der umständlichen Umleitungen bereits für viel Frust gesorgt.

Frank Rosenfelder, Geschäftsführer der Firma Günter Bausanierung, lobt die reibungslose Zusammenarbeit aller Beteiligten. Beinahe ...
Frank Rosenfelder, Geschäftsführer der Firma Günter Bausanierung, lobt die reibungslose Zusammenarbeit aller Beteiligten. Beinahe täglich erlebe er Baustellen, auf denen das nicht so gut laufe. | Bild: Göbel, Nathalie

Dabei war das Dauer-Ärgernis auf der L181 keine Baustelle der Stadt VS, wie Roth betonte: „Vom Land geplant, vom Land betreut, vom Land eröffnet.“

Gerade, als man die Villinger Straßen dann wieder im Normalzustand wähnte, habe sich kurz vor Weihnachten 2024 gezeigt, dass die marode Brücke in der Peterzeller Straße nicht mehr weiter betrieben werden könne: Vollsperrung.

Auf Initiative der Freien Wähler hatte sich dann im Januar 2025 abgezeichnet, dass eine Behelfsbrücke doch realisiert werden könnte.

Roth dankte ausdrücklich allen Beteiligten für die reibungslose und gute Zusammenarbeit, die es ermöglicht habe, das Projekt Behelfsbrücke innerhalb kürzester Zeit Wirklichkeit werden zu lassen:

Alle ziehen an einem Strang

Den ausführenden Firmen – der Firma Günter Bausanierung, der Zimmerei Martin Fichter und der Stahlbaufirma Münch –, dem planenden Ingenieurbüro Weber, dem Amt für Umwelt-, Wasser- und Bodenschutz im Landratsamt, dem Grünflächen- und Tiefbauamt und nicht zuletzt den Technischen Diensten, die trotz der zahlreichen Aufgaben an Fasnet ihren Teil beisteuerten.

Auch Fußgänger und Radfahrer dürfen die Brigach wieder überqueren. Zwar im Zickzackkurs, aber es funktioniert.
Auch Fußgänger und Radfahrer dürfen die Brigach wieder überqueren. Zwar im Zickzackkurs, aber es funktioniert. | Bild: Göbel, Nathalie

Auch Frank Rosenfelder, Geschäftsführer der Firma Günter Bau, zeigte sich von der rekordverdächtigen Umsetzung des Projekts begeistert: „Das zeigt, wie schnell und unkompliziert etwas laufen kann, wenn man miteinander redet.“

Zwei Maßnahmen bringen Entlastung

Zugleich wurden bereits im Januar die Ampeln im Bereich der Richthofenstraße und der Kirnacher Straße umprogrammiert, um den Verkehrsfluss zu entlasten. Mit diesen Parallelmaßnahmen werde man die Zeit bis zum endgültigen Abriss nun besser überbrückt bekommen, sagte Roth.

„Eine tolle Lösung“: Oberbürgermeister Jürgen Roth ist froh, dass die Peterzeller Straße wieder durchgängig befahren werden kann.
„Eine tolle Lösung“: Oberbürgermeister Jürgen Roth ist froh, dass die Peterzeller Straße wieder durchgängig befahren werden kann. | Bild: Göbel, Nathalie

Denn: Wie der Name schon sagt, ist die Einsatzzeit der Behelfsbrücke begrenzt. Nach dem Ende der Laichzeit der Fische Ende März 2026 wird die Brigachbrücke endgültig abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Wiederverwendung zumindest denkbar

Womöglich lasse sich die Behelfsbrücke dann noch einmal verwenden, so Roth. Denkbar sei beispielsweise, dass sie auf dem ehemaligen Saba-Gelände eingesetzt werden und so während der Bauzeit eine Verbindung zur Sebastian-Kneipp-Straße schaffen könnte. Da es sich beim Saba-Gelände um ein Privatgrundstück handle, müsse man letztlich abwarten, ob sich das realisieren lasse.

Die Behelfsbrücke wird nun ein gutes Jahr lang die Brigach überspannen.
Die Behelfsbrücke wird nun ein gutes Jahr lang die Brigach überspannen. | Bild: Göbel, Nathalie

Als Lernprozess aus der schier unendlichen Brückengeschichte nehme er mit, dass Übergangszeiten von Anfang an einkalkuliert werden müssten, so Roth.

In VS gibt es weit über 100 kleine und große Brücken. Aktuell gebe es an keiner statische Probleme, allerdings stünden an einigen in nächster Zeit Arbeiten an.

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In der Vockenhauser Straße etwa habe sich im Bereich der Brückenköpfe Wasser angesammelt. „Das sind Hausaufgaben für den nächsten Haushalt“, so Roth.

Klar sei, dass das Geld nicht unbegrenzt zur Verfügung stünde. Was in Brückensanierungen fließe, könne nicht für Straßen ausgegeben werden. Das sei dem Gemeinderat aber auch bewusst.

Freude bei den Freien Wählern

Für die Freien Wähler, die den Behelfsbrückenbau als Ideengeber maßgeblich vorangetrieben haben, war Fraktionsvorsitzender Andreas Flöß zur Eröffnung gekommen.

„Ich bin total glücklich, dass das so schnell geklappt hat „, sagte er. Schließlich handle es sich bei der Sperrung der alten Brücke nicht nur um einen Zeitraum von vier Wochen, sondern von gut einem Jahr.