Windräder im Villinger Neuhäuslewald? Oberbürgermeister Jürgen Roth hält das für eine gute Idee. Der Windpark würde die Bürger kaum stören. Allerdings könnte das Projekt scheitern, weil es dort noch Auerwild geben oder wieder angesiedelt werden könnte.

Auerwild im Neuhäuslewald ausgestorben?

Auerhühner wurden in diesem Bereich zwar zuletzt kaum noch gesehen. Doch das tut nicht unbedingt etwas zur Sache. Es reicht aus, wenn die Tiere in diesem Waldstück wieder heimisch werden könnten. Es handele sich also um ein „sehr schwieriges Verfahren“, wie auf Anfrage Heiko Hogenmüller vom Regierungspräsidium Freiburg erklärt.

„Weit hinten im Wald ist es mir am Liebsten.“
Martin Straßacker, Ortsvorsteher

Also lieber Vögel als Windräder? Das müsste geprüft werden, wenn die Stadt bei ihrem Kurs bleibt. Das Waldgebiet erscheint Roth geeignet, um den Ausbau der Windkraft mit dem geringst möglichen öffentlichen Protest voranzutreiben.

Martin Straßacker, der Ortsvorsteher von Pfaffenweiler, plädiert ebenfalls für einen Bau von Windrädern im Neuhäuslewald.
Martin Straßacker, der Ortsvorsteher von Pfaffenweiler, plädiert ebenfalls für einen Bau von Windrädern im Neuhäuslewald. | Bild: Trippl, Norbert

Der Regionalverband schlägt dagegen Flächen in Dorfnähe von Herzogenweiler und Pfaffenweiler vor. Hier erwartet der VS-Oberbürgermeister allerdings eher Widerstand.

Bild 2: Auerhuhn: Für den Windpark ein großes Hindernis
Bild: SK

Großer Abstand zu Dörfern bevorzugt

Weit hinten im Wald sei es ihm tatsächlich am Liebsten, sagt Pfaffenweilers Ortsvorsteher Martin Straßacker zum diskutierten Bau von Windrädern. Er sei sich zwar nicht sicher, wie stark die Planung des Regionalverbands Pfaffenweiler tangieren würde.

Falls das Wohngebiet auf der Eck betroffen sei, würde er für einen großen Abstand plädieren. Er selbst wohne dort zwar auch, wichtig ist ihm aber, bei allen Bürgern Akzeptanz zu schaffen.

Darf die Stadt das überhaupt, wenn der Regionalverband andere Grundstücke ausgesucht hat? Ja, grundsätzlich könne die Stadt über die kommunale Bauleitplanung die Flächen für die Windenergie-Nutzung ausweisen, erklärt Hogenmüller von der Stabsstelle Energiewende, Windenergie und Klimaschutz.

Als Vogelschutzgebiet ausgewiesen

Ob die von Erfolg gekrönt ist, wird sich zeigen. Erschwerend für die Stadtverwaltung ist sicherlich, dass es sich bei dem Gelände um ein Vogelschutzgebiet, genannt Natura 2000, und im Randbereich des Vorkommens zusätzlich um eine Vorrangfläche für den Schutz des Auerhuhns handelt.

Zwar wurde schon länger kein Auerhuhn mehr gesichtet, hat Roth schon während der Versammlung des Regionalverbands erklärt. Dennoch werde das Waldgebiet als Fläche mit „sehr hohem Raumwiderstand“ ausgewiesen, berichtet Hogenmüller. Das bedeutet, dass das Verfahren sehr schwierig mit Blick auf Dauer, Untersuchungsumfang und Genehmigungsfähigkeit werden dürfte.

Verschwinden der Auerhühner reicht nicht

Eine Ausschluss- oder Tabufläche sei es jedoch nicht. Ein „Verschwinden der Auerhühner“ allein dürfte allerdings noch nicht ausreichen, um die Fläche problemlos für die Windenergie-Nutzung ausweisen zu können. Es müsse außerdem untersucht werden, ob sich die Fläche für eine Wiederbesiedlung dieser Tiere eigne oder für ein langfristiges Überleben des Auerhuhns erforderlich sei.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Stadt verfolgt folgende Strategie, erklärt der Verwaltungssprecher Christian Thiel: Einerseits will man im Anfang 2024 zu erwartenden Beteiligungsverfahren die eigenen Planungsvorstellungen darlegen, andererseits einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen unterbreiten. Dabei soll es um beide Bereiche gehen.

Zudem solle früh untersucht werden, ob artenschutzrechtliche Belange einer mögliche Windenergienutzung in diesem Bereich entgegenstehen und welche Ausgleichsmaßnahmen notwendig sind.

15 Windräder könnten gebaut werden

Nach Stand der Dinge können in dem von der Stadt vorgeschlagenen Gebiet, das sowohl Teile des Neuhäuslewaldes wie auch Teile des Privatwaldes des Hauses Fürstenberg umschließt, etwa 15 Anlagen gebaut werden. Zu beachten sei dabei, dass erfahrungsgemäß bei jedem Planungs- und Genehmigungsprozess ein paar Standorte aus der Prüfung fallen.

Sichtung zuletzt nur im südlichen Bereich

Für den Neuhäuslewald liegen der Forstlichen Versuchsansalt (FVA) aktuell nur aus dem südlichsten Bereich einzelne Auerhuhnmeldungen aus den Jahren 2020 und 2021 vor. Bis etwa 2010 gab es die Beobachtungen aus dem aus dem gesamten Neuhäuslewald, erklärt eine Sprecherin.

Da das Waldgebiet ein hohes Lebensraumpotenzial aufweise und etwa drei Kilometer westlich und etwa fünf Kilometer südlich davon gehäuft aktuelle Auerhuhnnachweise bekannt seien, sei nicht auszuschließen, dass vereinzelt auch im Neuhäuslewald Auerhühner vorkommen, auch wenn der FVA in den vergangnen Jahren keine Zufallsnachweise gemeldet wurden, sagt die Sprecherin weiter.

Zumindest aber weisen Bereiche dieses Waldgebiets ein hohes Wiederbesiedlungspotenzial auf. Es seien also durchaus noch Lebensstätten des Auerhuhns.

Das könnte Sie auch interessieren