Das ist die Horrorvorstellung berufstätiger Hundebesitzer: Während man im Geschäft ist, verwüstet der Hund die Wohnung, weil er nicht alleine sein kann. Muss man aber auf einen Hund verzichten, nur weil man nicht die ganze Zeit bei ihm sein kann? Hundetrainer Matthias Mück sagt: "Wenn man auf gewisse Regeln achtet, kann ein Hund durchaus bis zu vier Stunden ohne Schwierigkeiten alleine bleiben." Problematisch sei es, wenn Hundehalter voll berufstätig und den ganzen Tag außer Haus sind: "Da sollte man einen Hundesitter haben oder tierliebende Nachbarn, die nach dem Tier schauen und es für einen Spaziergang abholen."

  • Drei Regeln: Matthias Mück, der gemeinsam mit Katharina Nünninghof in Löffingen das Hundezentrum Team Canin betreibt, ist ein erfahrener Hundetrainer und er rät allen Berufstätigen: "Der Hund braucht einen Ruheplatz, eine Wellness-Oase, wo er sich zurückziehen kann, wo er sich wohlfühlt." Der Hund müsse diesen einen Platz, das kann ein Sofa sein oder das Hundekörbchen, mit einer positiven Erfahrung verbinden: "Dann bleibt er da auch, wenn ich weg bin." Ganz wichtig sei es, im Zusammenhang mit dem Lieblingsplatz des Tieres drei Regeln einzuhalten, so Matthias Mück: "Wenn ich den Hund dorthin schicke, muss er bleiben, bis ich es ihm erlaube, wieder dort wegzugehen." Wenn der Hund alleine seinen Rückzugsort aufsucht, dürfe er auch alleine entscheiden, wann er diesen verlässt – Regel Nummer zwei. Regel Nummer drei heißt: Nicht stören. "Wenn der Hund auf diesem Platz liegt, dann hat er seine Ruhe, auch vor mir, also nicht streicheln oder ansprechen."
     
Hundetrainer Matthias Mück Video: Hoffmann, Claudia
  • Entspannen lernen: Grundsätzlich müsse der Hund lernen, dass Alleinsein zu genießen und Ruhezeiten schätzen. Diese müsse ihm der Halter aber auch gewähren. "Es gibt auch Hundehalter, die Helikopterherrchen und -frauchen sind." Viele Hunde seien zu stark eingespannt und immer "auf Empfang." "Das ist schlecht", so Matthias Mück. Der Hund müsse entspannen können.
     
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  • Spielzeug wegräumen: Wenn der Hund alleine zuhause ist, könne man seinen Auslauf ruhig auf ein bestimmtes Zimmer beschränken: "Es ist völlig in Ordnung, wenn man Türen zumacht und nur einen begrenzten Raum zur Verfügung stellt." Der Hund sollte auch nicht den ganzen Tag Spielzeug zur Verfügung haben, sonst werde dies schnell langweilig und er suche sich einen anderen Zeitvertreib. "Spielzeug sollte man öfter mal wegräumen und dann wieder gezielt einsetzen, wenn man nicht da ist." Damit der Hund nichts annagt, könne man auch einen größeren Plastikknochen mit Magerquark füllen: "Da ist das Tier dann beschäftigt und versucht, den Quark raus zu schlecken."
  • Sonderfall Welpe: Ein Welpe sollte nicht lange alleinbleiben: "Da muss ich dann wirklich Urlaub nehmen oder eine lückenlose Betreuung organisieren", so Matthias Mück. Das kleine Tier solle ja stubenrein werden und das funktioniert nur, wenn er regelmäßig nach draußen gebracht wird. Als sein heute zwölf Jahre alter Labrador Bakou als Welpe zur Familie gekommen sei, haben alle mitgeholfen, das Tier zu betreuen. "Sogar meine Schwiegereltern waren eingespannt."
  • Radio und Fernseher laufen lassen? Um ihrem Hund das Gefühl zu geben, es sei noch jemand im Haus, lassen manche Halter Radio laufen oder schalten den Fernseher ein. Was sagt der Experte dazu? "Das ist nur eine Symptombehandlung und kann gerade bei jüngeren Hunden gefährlich sein", so Mück. Der Hund gewöhne sich daran und bleibt dann nicht mehr alleine, ohne dass er beschallt wird: "Das ist ja nicht unser Ziel." Bei älteren Hunden, die beispielsweise auch aus dem Tierschutz kommen, könne eine solche Methode ruhig mal angewendet werden.
  • Hund im Büro: Den Hund mit ins Büro nehmen würde Matthias Mück nur, wenn er auch dort sein ganz klar definiertes Ruheplätzchen, seinen Rückzugsort hat. "Wenn der Aufenthalt im Büro für ihn nur Stress ist und er nicht zur Ruhe kommt, hat er es alleine zuhause besser."
  • Das sagt das Tierheim: Wie die Leiterin des Kreistierheims in Donaueschingen, Nadine Vögel, berichtet, werden kaum Hunde abgegeben, weil die Halter wegen des Jobs zu wenig Zeit haben. "Ich denke, da überlegen es sich die Leute vorher schon genau, ob das irgendwie klappt, bevor sie sich einen Hund anschaffen." Hin und wieder landen "Scheidungshunde" im Tierheim: "Wenn sich ein Paar trennt, können manche den Hund alleine nicht mehr versorgen", berichtet Vögel.
  • Das Team Canin: Matthias Mück betreibt gemeinsam mit Katharina Nünninghof das Hundezentrum Team Canin in Löffingen. Sie haben das Zentrum 2014 von Uwe Friedrich übernommen, bei dem Mück auch die Ausbildung als Hundetrainer gemacht hat. Das Team Canin bietet verschiedene Kurse und Ausbildungen für Hunde an, besonders beliebt ist der Hunde-Führerschein in drei Stufen. Aber auch Besuchshunde- und Therapiehunde bildet das Team aus. Matthias Mück ist Mitglied und stellvertretender Leiter der DRK Rettungshundestaffel Hochschwarzwald, sein Hund Bakou ist ausgebildeter Rettungshund. Hündin Loba ist gerade in der Ausbildung zum Mantrailer, also zum Personenspürhund.
     
Natürlich braucht Loba auch viel Auslauf und trainiert mit Herrchen Matthias Mück auf dem eigenen Hundetrainingsplatz.
Natürlich braucht Loba auch viel Auslauf und trainiert mit Herrchen Matthias Mück auf dem eigenen Hundetrainingsplatz. | Bild: Hoffmann, Claudia