
Die Informationsveranstaltung des SÜDKURIER und des Vereins Pro Stolpersteine zu den von den Nationalsozialisten deportierten jüdischen Familien aus Villingen, ging am Freitag in der Sebastian-Kneipp-Straße 36 zu Ende. Dort wurde der Familie Zaitschek gedacht.

Es waren weit mehr Menschen als bei den ersten fünf Gedenktreffen da, um von den Schicksalen von Elsa, Emma, Lina und Felix Zaitschek zu erfahren. „Ich hoffe, dass unsere Veranstaltungen und die Berichterstattung des SÜDKURIER dazu beigetragen haben, dass einige Leser zum Nachdenken angeregt wurden. Und ich hoffe, dass das auch bei Mitgliedern des Gemeinderats passiert ist“, sagte Wolfgang Heitner am Freitagabend.
Ihm zugehört haben etwa 60 Menschen, die zur letzten Gedenkveranstaltung in die Sebastian-Kneipp-Straße 36 gekommen waren.

Hier lebte einst die Familie Zaitschek, ehe einige Familienmitglieder vor der Deportation entkommen konnten, während andere später in Riga, Theresienstadt oder Auschwitz, ermordet wurden. Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz jährte sich am Montag zum 75. Mal. Friedrich Engelke, vom Verein Pro Stolpersteine, sagte, dass es nicht einfach sei, die Masse an Ermordeten zu begreifen und zu vermitteln. Mit den Gedenkveranstaltungen im Januar habe man vielmehr versucht, Einzelschicksale herauszunehmen und aufzuzeigen, dass hinter jedem Ermordeten auch ein Mensch steckte.
Unter den Gästen war auch Doris Graner. Die 76-Jährige war bereits bei der Gedenkveranstaltung am 7. Januar in der Gerberstraße mit dabei, als der Familie Schwarz gedacht wurde. „Ich finde die Stolpersteine wichtig, um an die Menschen zu erinnern, die Opfer der Nazis wurden“, sagt sie. Die kleine Säule am Bahnhof übersehe man. Das reiche nicht aus. Dass Villingen bislang noch keine Stolpersteine habe, sieht sie als großes Manko an.

Auch Holger Westendorf ist der gleichen Meinung. Wie Doris Graner war auch er schon bei der ersten Veranstaltung in der Gerberstraße anwesend. „Ich finde es wichtig, dass wir die Vergangenheit kennen“, sagt der 63-jährige Villinger am Freitagabend in der Sebastian-Kneipp-Straße. Leider gerate das auf einmal wieder in Gefahr, weil es Leute gebe, die das leugneten. Er hofft sehr, dass der Gemeinderat am Mittwoch für die Stolpersteine in Villingen abstimmen wird. „Es ist kaum zu verstehen, warum es zwei Städte in Deutschland gibt, die keine Stolpersteine haben. Und Villingen ist eine davon.“
Ursula und Konrad Baumann, ebenfalls aus Villingen, schließen sich ihren Vorrednern an. Der 78-jährige Konrad Baumann ist schon lange bei der Kriegsgräberfürsorge aktiv. Ihren Kindern haben er und seine 73-jährige Frau den Geist des Gedenkens ebenfalls mitgegeben. Es sei wichtig, an die Menschen, die Opfer der Nationalsozialisten wurden, zu gedenken. „Wir hoffen sehr, dass das mit den Stolpersteinen endlich etwas wird“, sagt Ursula Baumann und spricht damit für sich und ihren Mann.

Ob Villingen im dritten Anlauf – 2004 und 2013 stimmte der VS-Gemeinderat gegen die Verlegung von Stolpersteinen – nun doch die Mahnmale bekommt, entscheidet sich am Mittwoch. Um 16 Uhr beginnt in der Schwenninger Neckarhalle die Abstimmung. Mitglieder des Vereins Pro Stolpersteine werden dann ebenfalls vor Ort sein.