Wer in den vergangenen Tagen das Schlössle, bekannte Villinger Kneipe in der gleichnamigen Gasse, besuchen wollte, stand vor verschlossenen Türen. Genauer gesagt: Er konnte noch nicht einmal die Treppen erklimmen, denn ein großes Schild versperrte den Weg: „Aufgrund der Gefahrenlage hat das Schlössle derzeit geschlossen.“ Huch – denkt man unwillkürlich, sind wir hier in Berlin oder auf der Reeperbahn? Was hat es damit auf sich – Ironie oder bitterer Ernst?
Die Warnung wurde nach der Drogenrazzia der Polizei aufgestellt, die am 21. Juni mit einem Großaufgebot in die Schlösslegasse einrückte. Über 60 Beamte durchsuchten vier Gebäude, eine ganze Reihe von Mannschaftswagen war aufgefahren, die Gasse gesperrt. Alle Besucher wurden gefilzt, auch Drogenhunde kamen zum Einsatz. Der Erfolg war überschaubar: Einige wenige Gramm Marihuana wurden sichergestellt und eine Schreckschusswaffe, für eine Festnahme reichte das alles nicht, wie ein Polizeisprecher danach bekanntgab.
Aber zwei Gastronomien und das Internet-Café wurden durchsucht. Eine unschöne Situation, die „er nicht noch einmal erleben möchte“, berichtet Schlössle-Wirt Toni Toth, auch wenn bei den Kneipengängern des Schlössles gar nichts gefunden wurde. Die Unruhe war so groß, dass Toth erst einmal zusperrte und das Schild aufstellte. An diesem Mittwoch, 4. Juli, wird er wieder öffnen.
Er wollte zur Sicherheit sein Personal und auch die Gäste aus der Schusslinie nehmen, bis wieder Ruhe eingekehrt sei. Aber war oder ist die Schlösslegasse tatsächlich ein Drogenumschlagsplatz? Das zu bewerten, sei Sache der Polizei, Toth spricht aber von einer heiklen Ecke, an dem seine Gäste auch schon einmal belästigt wurden.
Aber Rauschgifte? Immerhin ist die Schlösslegasse überschaubar, schon deswegen dürften Dealer den Bereich eher meiden. Mit der Razzia wollte man vor allem ein Zeichen setzen, erklärte ein Polizeisprecher gleich nach den Durchsuchungen, um eine sich möglicherweise entwickelnde Drogenszene zu unterbinden. Mutmaßungen waren laut geworden, bei der Schlösslegasse handele es sich um einen Drogen-Hotspot, eine aus aktueller Sicht eher übertriebene Wahrnehmung.
Dennoch: Der Druck auf die Polizei stieg offenbar, so dass es dann zu dem aufwändigen Einsatz kam. Und die Erkenntnisse heute – rund zwei Wochen nach der groß angelegten Razzia: Die Gasse sei sicher „kein Drogensumpf“, meinte Dieter Popp von der Polizeipressestelle in Tuttlingen. Es würden keine weiteren Maßnahmen in die Wege geleitet.