Eine Seilbahn zwischen Villingen und Schwenningen? Viele hielten diese nicht zum ersten Mal diskutierte Idee für ein Hirngespinst, als sie bei einer Befragung des Planungsbüros Urbanista unter Villingern und Schwenningern aufkam.

Die Bürger sollten sich zur Zukunft der Stadt äußern und Oberbürgermeister Rupert Kubon bekannte, dass er anfangs den Vorschlag für Blödsinn hielt. Dann recherchierte er aber nach und inzwischen vertritt er die Ansicht, dass zumindest geprüft werden sollte, ob ein solches alternatives Verkehrssystem für Villingen und Schwenningen machbar sei, wie er beim Neujahrsempfang der Stadt betonte.

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  • Die Fakten: Die Idee sei noch in einem "Anfangsstadium". Kubon selbst geht davon aus, dass eine Stadtseilbahn, sollte sie wirtschaftlich und technisch zu realisieren sein, die beiden Bahnhöfe der Stadt verbindet. Die Trasse hätte eine Länge zwischen 5,5 und 5,8 Kilometer und würde am Klinikum vorbeiführen. Dort sollte auch ein Aus- und Einstieg möglich sein. Ob weitere Haltestellen Sinn machten, könnte erst eine genauere Prüfung ergeben, erklärte er in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. "Zahlen zur Finanzierung kann ich daher noch nicht nennen." Über die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun ließ er recherchieren, dass sich das Verkehrsministerium eine Beteiligung an der Machbarkeitsstudie vorstellen könne.
    Das heißt aber auch, dass die Stadt einen Teil der Kosten übernehmen müsste.
  • Die Seilbahn: Kubon selbst hält die Seilbahn für ein Verkehrsmittel, das gut zur Doppelstadt passt, weil es die großen Stadtbezirke effektiv verbinden würde und günstiger als jedes neu zu errichtende Schienensystem sei. "Es bietet sich hier an." Am Klinikum könnte zudem eine Verbindung zu autonomen Bussen geschaffen werden. Zu einem der größten Hersteller von Seilbahnen gehört das Vorarlberger Unternehmen Doppelmayr. Ein Vertreter wird bei der Planungswerkstatt der Stadt am 31. Januar ab 16.30 in der Dualen Hochschule in Schwenningen erwartet, kündigte Kubon an. Bei diesem Termin soll erstmals die Umsetzbarkeit der bisher gesammelten Ideen geprüft werden. Über die Kosten der Gondeln wird allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nichts bekannt sein, Doppelmayr-Sprecherin Julia Schwärzler erklärte auf Anfrage, dass Schätzungen ohne Kenntnisse der Topographie und technischer Details unseriös seien.
  • Die Diskussionen in Konstanz und Hamburg: Rege wird derzeit der Bau einer Stadtseilbahn in Konstanz debattiert. Allerdings handele es sich hier um ein langfristiges Projekt, das, wenn überhaupt, erst in etwa 20 Jahren realisiert wird. Untersucht werde derzeit seine Wirtschaftlichkeit, erklärte auf Anfrage der Sprecher der Konstanzer Stadtverwaltung, Walter Rügert. Dazu liegen noch keine Ergebnisse vor. Danach müsste in einem nächsten Schritt die technische Machbarkeit unter die Lupe genommen werden.
    Bisher genannte Kosten von bis zu 250 Millionen Euro hält Rügert für sehr hochgegriffen. Konstanz geht davon aus, dass Bund und Land solch ein Transportsystem mit bis zu 85 Prozent, ähnlich wie bei Straßenbahnen, fördert. Gesetzlich festgezurrt ist dies allerdings nicht. In Hamburg wurde bei einem rechtlich nicht bindenden Bürgerentscheid vor 2,5 Jahren ein etwa 35 Millionen Euro teures Projekt abgelehnt. Allerdings hatten die Investoren, unter anderem Doppelmayr, im Vorfeld angekündigt, das Votum akzeptieren zu wollen. Dort bestand der Plan, die Musicaltheater und St. Pauli zu verbinden – entlang des Hafens mit Michel, Elbphilharmonie und Landungsbrücken. Der Preis für eine Passage sollte moderat gehalten werden – zum Vergleich: In Lissabon kostet die Einzelfahrt mit der Stadtseilbahn auf dem Expo-Gelände knapp vier Euro.
  • Die weiteren Schritte in der Doppelstadt: Letztendlich muss der Gemeinderat in VS entscheiden, ob eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht werden soll. Zunächst diskutiert das Gremium über die Schwerpunkte des integrierten Stadtentwicklungskonzepts (Isek). Ein Teilbereich wird im Frühjahr der öffentliche Personennahverkehr sein, kündigte Kubon an. Hier geht das Stadtoberhaupt dann von einer weiteren Weichenstellung für oder gegen eine Machbarkeitsstudie aus.