Rüdiger Fein

Die Erinnerung an die verfolgten Juden und andere Opfer des nationalsozialistischen Regimes in Villingen und Schwenningen wach halten: Das ist das Anliegen der Mitglieder des Vereins Pro Stolpersteine VS. Dafür trifft man sich in regelmäßigen Abständen in der Villinger oder Schwenninger Innenstadt – so auch jetzt am 27. Januar vor dem großen Münsterportal zur letzten Mahnwache in diesem Winter.

Dieses Datum markiert die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee 1945 und ist Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Dutzende Teilnehmer trotz unwirtlichen Wetters

Seit drei Jahren finden diese Mahnwachen statt. Auch am vergangenen Sonntag waren trotz des absolut unwirtlichen Wetters knapp 40 Menschen gekommen, um der in Konzentrationslagern und auf dem Weg dorthin umgekommenen Menschen zu gedenken.

Konkrete Schicksale aus der Region

Um dieses Gedenken nicht zu einem abstrakten Ritual werden zu lassen, verbindet der Verein das Gedenken immer mit dem konkreten Schicksal deportierter Menschen, die aus dem heutigen Villingen-Schwenningen stammen.

Die Polin Danuta Czech hat in jahrzehntelanger akribischer Arbeit das „Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau“ zusammengestellt. In diesem Buch, das mehr als 1000 Seiten umfasst, findet man akribisch aufgelistet Namen und Schicksale von Menschen.

Dazu kommen aber beispielsweise auch Dienstanweisungen, die den SS-Männern im Vernichtungslager Auschwitz an Tagen mit besonders umfangreichen Mordaktionen zusätzliche Verpflegung, Alkohol und Zigaretten zugestanden.

Aus Villingen deportiert

Auch das Schicksal von zwölf Menschen jüdischer Abstammung, die in Villingen und Schwenningen lebten und in die Lager deportiert wurden, lässt sich anhand dieser Aufzeichnungen nachvollziehen.

Von allen aus Villingen deportierten Menschen habe wie durch ein Wunder nur die kleine Bella Kohn überlebt, hieß es bei der Mahnwache. Sie hatte in der Krankenschwester Germaine May einen Schutzengel gefunden. Diese versteckte das Mädchen in einem Kinderheim in Limoges, wo sich in den siebziger Jahren ihre Spur verliert.

Ermordet in Auschwitz

Am Sonntagabend wurde auch an die Familie Schwarz erinnert, die in der Villinger Gerberstraße zuhause war. Auch hier gibt das Kalendarium von Danuta Czech Auskunft und lässt zumindest die Namen der umgebrachten Familienangehörigen Julie, Heinrich und Irma Schwarz wieder lebendig werden.

Dies seien nur wenige Namen von vielen, erklärt Friedrich Engelke, der ebenso wie Theo Leute und Heinz Lörcher zu den Gründern des Vereins gehört. Aber durch die Nennung der Namen werde die Erinnerung wach gehalten.

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