VS-Villingen / Unterkirnach – Eeva Karjalainen aus Villingen führt bald Regie im beliebten Ausflugslokal Breitbrunnen (wir berichteten). Das Gasthaus auf Unterkirnacher Gemarkung ist für viele Menschen ein beliebtes Ausflugsziel. Die Erleichterung war dementsprechend groß, als feststand, dass es im Waldgasthaus bald weitergeht. Zudem ist die neue Pächterin in Villingen sprichwörtlich bekannt "wie ein bunter Hund". Die gebürtige Finnin war viele Jahre im Gasthaus Ott in der Färberstraße tätig, derzeit arbeitet sie im Pulvertürmle. "Bis nach der Fastnacht", sagt die bei Gästen beliebte Frohnatur. So lange will sie ihren Kollegen dort auf jeden Fall zur Seite stehen. Das ist ihr wichtig. Denn die Villinger sind ihr ans Herz gewachsen. Karjalainen hat sie als offene und freundliche Menschen kennen und schätzen gelernt, als sie 2003 von Stuttgart in den Schwarzwald zog.
Lang gehegter Traum
Mit der Übernahme des Lokals geht für die 50-Jährige ein Traum in Erfüllung. Als vor zwölf Jahren ein Pächterwechsel im Breitbrunnen anstand, spielte sie schon einmal mit dem Gedanken, sich als Pächterin zu bewerben. Damals zögerte sie. "Meine Tochter war erst zwei Jahre alt", erklärt die sympathische Finnin ihren Entschluss. Der Traum rückte in den Hintergrund, um fünf Jahre später wieder aufzuflammen, als ihr Vorgänger Stefan Zimmermann den Breitbrunnen übernahm. "Ich war zu Gast bei seiner Eröffnung. Als ich das frisch renovierte Gasthaus sah, war ich schon ein wenig neidisch", erzählt Karjalainen in ihrem finnischem Akzent. Vor einigen Wochen habe sie von Zimmermann persönlich von seinem Weggang erfahren. Daraufhin stand ihre Entscheidung schnell fest. Die 50-Jährige wollte den Sprung in die Selbstständigkeit wagen und bewarb sich beim Forstamt, dem die Immobilie gehört.
"Wir sind froh, sie als Pächterin gefunden zu haben", sagt der stellvertretende Forstamtsleiter Roland Brauner. Fünf Bewerber gab es, alle mit gastronomischer Erfahrung. "Die Entscheidung für Eeva Karjalainen ist gefallen, weil sie in der Region gut vernetzt ist. Sie ist ein Gastronomie-Profi und weiß, was sie tut", so Brauner. "In Finnland und im Schwarzwald gibt es viele Waldlandschaften. Das passt gut zusammen", da ist er sich sicher.
Auf die Frage, wie viel Finnland demnächst in den Breitbrunnen einziehen wird, sagt Karjalainen: "Ich möchte nicht viel verändern am bisherigen Konzept." Es werden aber sicher einige finnische Gerichte auf der Speisekarte auftauchen. Auch Themen-Tage und -Wochen zu ihrem Heimatland kann sie sich vorstellen, die selbst auch gerne Wurstsalat und Maultaschen isst. Aus dem Zapfhahn soll Bier einer Brauerei aus der Region fließen. Erste Verhandlungen laufen bereits. Mit Firmenveranstaltungen, Weihnachtsfeiern, Musikabenden und Vorträgen formuliert die umtriebige Finnin bereits weitere Ideen, um den Gastraum auch außerhalb der Hochsaison zu füllen. "Ich habe mich ausführlich mit meinem Vorgänger Stefan Zimmermann darüber unterhalten, was wichtig ist, auf was man achten muss", erzählt sie. Nach der Fasnet geht es in die Detailplanung. Fest steht, dass es bei der Eröffnung Flammlachs geben soll, die für Anfang April geplant ist. Diese Spezialität wird auf Holzbrettern seitlich an einem offenen Feuer geschmort.
"Wir sind zuversichtlich, dass wir den Termin einhalten können", so Brauner. Das hänge jedoch noch von einigen Faktoren ab. Erst muss das Gebäude von Vorpächter Zimmermann vollständig geräumt werden, dann geht es mit Renovierungen im Wohnbereich im oberen Stockwerk weiter. Der Gastraum und die Küche sind in einem tadellosen Zustand. Hier hatte das Forstamt vor dem letzten Pächterwechsel kräftig investiert. Unlängst wurde das Gasthaus auch an das Kanalsystem angeschlossen. "Dabei ist auch ein Leerrohr für das Breitband-Internetkabel mit verlegt worden", erzählt Brauner. Damit würde auch einer geplanten Internetseite und einem Facebook-Profil für den Breitbrunnen nichts mehr im Wege stehen.
Personalsuche
Am Herd will Karjalainen selbst stehen. Ihr Mann wird sie in allen Belangen rund um die Gastronomie unterstützen. Für den Service wird bereits Verstärkung gesucht. "Alleine oder zu zweit schafft man das nicht", weiß die Finnin aus Erfahrung. Es könne daher auch sein, dass zusätzlich ein Koch eingestellt werde, zum Beispiel für größere Veranstaltungen und für die umsatzstarken Tage und Wochen. Die Ruhetage will Karjalainen gemeinsam mit Forstamt und den neuen Pächtern im Auerhahn besprechen, um Überlappungen zu vermeiden.
Mit der Eröffnung will die Familie von ihrer Stadtwohnung in das abgelegene Waldgebiet ziehen. Auch die 14-jährige Tochter freue sich auf das Abenteuer. "Ich kann noch nicht sagen, ob mir diese Abgeschiedenheit etwas aus macht", sagt Karjalainen und fügt lachend hinzu: "Fragen sie mich im November noch einmal."
Zur Person
Eeva Karjalainen (50) ist in Finnland in einem kleinen Ort nahe der Stadt Mikkeli aufgewachsen. Nach einer vierjährigen Ausbildung im Bereich Restaurant- und Küchenleitung kam sie 1992 nach Deutschland. Sie arbeitete mehrere Jahre in großen Hotelbetrieben in Stuttgart, ehe sie 2003 zu ihrem Ehemann Andreas Manns (55) nach Villingen zog. Karjalainen hat zwei Töchter. Vera (22) studiert in Finnland. Sini (14) geht in Villingen zur Schule und wird zusammen mit der Familie im Breitbrunnen einziehen.