
Die Nachricht, dass das Gasthaus Breitbrunnen im Wald auf Unterkirnacher Gemarkung demnächst schließen wird, hat viele SÜDKURIER-Leser traurig gestimmt. Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer stellten sich die Frage, wo sie nach der Bewegung künftig einkehren sollen. Denn: Der Auerhahn, ein weiteres beliebtes Ausflugsziel im VS-Stadtwald, ist derzeit ebenfalls geschlossen. Der SÜDKURIER hat sich vor Ort umgeschaut und nachgefragt, ob, wie und wann es in den Gaststätten weitergeht.
Breitbrunnen-Pächter hört auf
Stefan Zimmermann bewirtet seit fast sieben Jahren seine Gäste im Breitbrunnen. Ende Januar ist für den 35-Jährigen aber Zapfenstreich. "An den Wochenenden im Januar öffne ich noch einmal mit einer reduzierten Karte", sagt er, dann sei definitiv Schluss. Zimmermann zieht es nach Bad Saulgau. Er folgt seiner Lebensgefährtin und wird dort ein Restaurant eröffnen. Ganz einfach fällt ihm dieser Schritt nicht. Immerhin liefen die Geschäfte nicht schlecht und er lernte nach anfänglichen Bedenken die Abgeschiedenheit der über 100 Quadratmeter großen Wohnung, die direkt über dem Gastraum liegt, zu schätzen. "Besser und schöner wohnen geht nicht", da ist er sich sicher.
Auch viele seiner Gäste sind betrübt. "Ein Mann hat sogar geweint, als er es erfahren hat", erzählt der gelernte Bäcker und Konditor. Nichtsdestotrotz möchte Zimmermann so schnell wie möglich aufhören und versucht bereits die Dekorationsgegenstände an Interessierte zu verkaufen. Der Pachtvertrag mit dem Forstamt Villingen-Schwenningen, dem die Immobilie gehört, läuft jedoch noch bis März. "Ich würde jetzt schon raus", sagt er am Tisch neben Tobias Kühn sitzend. Für den Forstamtsleiter wäre das grundsätzlich kein Problem, würde nahtlos ein Nachfolger gefunden werden.
Glücklich über den anstehenden Wechsel ist er aber nicht: "Herr Zimmermann hatte ein solides gastronomisches Angebot und gute Ideen. Das hat gepasst." Dass der Breitbrunnen funktioniert hat, belegen auch die rund 15.000 verkauften Schnitzel im vergangenen Jahr, oder der bei schönem Wetter regelmäßig voll besetzte Biergarten. Nun muss Kühn einen passenden Nachfolger suchen.

Wer wird Wirt im Breitbrunnen?
Die Bewerbungsphase ist eröffnet. Zwei erfahrene Gastronomen hätten bereits Interesse bekundet, einer aus der Region Schonach und Schönwald, einer aus dem Raum Rottweil. "Wir suchen einen Fachmann und keine Quereinsteiger. Ideal wäre ein Paar, oder eine Familie", zählt Kühn die grundlegenden Bewerbungskriterien auf. Eine weitere Bedingung ist, dass die neuen Pächter auch im Breitbrunnen wohnen. Das sei wichtig, um Einbrüche in das abgelegene Haus zu vermeiden. Nicht zuletzt wünscht sich der Amtsleiter ein Konzept mit gut bürgerlicher Küche als Grundangebot auf der Speisekarte.
Etwas anderes würde an diesem speziellen Ort eh nicht funktionieren, da sind sich Kühn und Zimmermann einig. Darüber hinaus seien die Ideen der neuen Pächter gefragt. Ein bis zwei Ruhetage sind Pflicht. Frei sei man dagegen bei der Wahl der Brauerei, mit welcher man künftig zusammenarbeite. Eines der größten Probleme sei es, geeignetes und zuverlässiges Personal zu finden, bilanziert Zimmermann. Das sei in der gesamten Gastronomie so. "Und die Gäste werden immer anspruchsvoller."
Das Gasthaus
Unter dem Breitbrunnen schlummert ein historisches Gemäuer: Ein Gewölbekeller aus dem 16. Jahrhundert. Das Haus darüber brannte 1842 ab und wurde ein Jahr später wieder aufgebaut. Dieses Datum ist neben einem Schreibfehler über der Eingangstüre eingemeißelt. "Bapist" ist dort zu lesen, was eigentlich "Baptist" heißen müsste.
Das Gasthaus bietet im Erdgeschoss Platz für 65 Gäste, der Biergarten kann für bis zu 200 Besucher gestuhlt werden. "Bei 160 Gästen hat man aber schon viel zu tun", sagt Zimmermann. Über dem Gasthaus befindet sich auf rund 120 Quadratmetern die Wohnung mit mehreren Zimmern.
Breitbrunnen ist in einem guten Zustand. Der Dielenboden, Dach und Fenster wurden erst vor wenigen Jahren saniert. Im Sommer ist der Breitbrunnen stets gut besucht, vor allem an Wochenenden und sonntags. Bislang waren die Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 20 Uhr. November und Februar seien die schlechtesten Monate. "Es kommt vor, dass man von Mittwoch bis Freitag nur zwei Schorle verkauft", erzählt Zimmermann.
Wintersportler der nahe gelegenen Loipe würden sich nur sehr selten hierher verirren. In dieser Zeit müsse man als Pächter eben seinen Jahresurlaub planen. Das Gasthaus liegt auf einer Lichtung mitten im Wald zwischen Unterkirnach und Mönchweiler, knapp einen Kilometer nordwestlich des Wildgeheges Salvest. Mit dem Auto ist der Breitbrunnen aus mehreren Richtungen über asphaltierte Straßen erreichbar.
Neuer Auerhahn-Pächter in den Startlöchern
Rund fünf Kilometer Luftlinie entfernt, im Waldgebiet zwischen Unterkirnach, Villingen, Herzogenweiler und Vöhrenbach liegt das Gasthaus Auerhahn.
Nach elf Jahren hat Pächter Klaus Maier den Betrieb eingestellt. Bis Ende Januar will er das Haus geräumt haben. Dann beginnen die Renovierungsarbeiten.
"Die Wohnung bekommt einen neuen Dielenboden, der Gastraum soll umgestaltet werden", erzählt Kühn, der froh ist, dass er mit dem Ehepaar Hinterseh bereits neue Pächter gefunden hat (wir berichteten). Kühn rechnet damit, dass der Auerhahn nach Aschwermittwoch rechtzeitig vor der Freiluftsaison wieder öffnen wird. 55 Gäste finden im Gastraum Platz, 180 im Außenbereich. Ein Spielplatz gehört ebenfalls dazu. Die Wohnung erstreckt sich über zwei Stockwerke über dem Gastraum.
Benedikt Hinterseh (53), Betriebsleiter einer Kantine, und seine Frau Sandra (50), die in Zukunft den Service leiten wird, wohnen derzeit noch mitten in Villingen. Die beiden möchten am bisherigen Auerhahn-Konzept nicht viel verändern. Lediglich mehr Wildgerichte, regionale Produkte und auch mehr vegetarisches Essen sollen künftig auf der Speisekarte stehen. Die Vesperkarte mit Wurstsalat und Schnitzel bleibt bestehen. Aus dem Zapfhahn wird künftig Bräunlinger Löwenbier fließen. "Wir sind etwas nervös, freuen uns aber auf die neue Herausforderung", erzählt Sandra Hinterseh.
"Herr Hinterseh hat beim Forstamt bereits 25 Kilogramm Rehkeule geordert", freut sich auch Kühn auf die künftige Zusammenarbeit. Die neuen Pächter wollen sich nun erst einmal einarbeiten und den Sommer meistern. Für schwächere Wintermonate haben sie sich aber auch schon etwas überlegt. Vom Kochkurs bis zum Krimidinner reichen die Ideen.
Für Tourismus erhalten
Reich wird das Forstamt durch die Verpachtung der beiden Gastronomie-Immobilien mitten im Wald nicht. "Wir können die Kosten decken und einen kleinen Betrag für anstehende Investitionen zurücklegen", verrät Kühn die Bilanz des für ein Forstamt eher ungewöhnlichen Betätigungsfeldes. Vielmehr versuche man mit dem Erhalt der Gaststätten den Tourismus in der Region zu fördern und das Ensemble aus Gasthaus, Waldlichtung und Tannenwald langfristig zu sichern. Bei einem Verkauf hätte man keine Kontrolle mehr über die Nutzung.
Flohmarkt
Sowohl Klaus Maier vom Auerhahn, als auch Stefan Zimmermann vom Breitbrunnen, versuchen derzeit Teile des Inventars sowie Dekorationsartikel zu verkaufen. Maier hat im Gastraum einen kleinen Flohmarkt eingerichtet.
Ein Kinderstuhl, eine Waage, Geschirr, Besteck und viele weitere Artikel warten auf neue Besitzer. Interessierte können sich bis Ende Januar telefonisch mit ihm in Verbindung setzen unter der Telefonnummer 07727/1330. Im Breitbrunnen können sich Gäste zu den Öffnungszeiten selbst umschauen.