Seit September vergangenen Jahres ist das Unterkirnacher Hallenbad Aqualino geschlossen. Allen Beteiligten ist klar, dass es für das Gebäude eine Nachnutzung geben muss. Doch wie diese aussehen soll oder kann, darüber gibt es in Unterkirnach grundlegend unterschiedliche Auffassungen.
Während der Förderverein Aqualino nach wie vor versucht, wieder ein Schwimmbad – diesmal als Vereinsbad – auf den Weg zu bringen, stellte ein Team mit Bürgermeister Andreas Braun, Petra Vaas, der Leiterin der Spielscheune, und Fabian Bönecke, dem Teamleiter der Touristinfo, am Dienstag im Gemeinderat ein ganz anderes Konzept vor. Im Aqualino soll nach ihrem Konzept ein Indoor-Spielerlebnis für Jugendliche und junge Erwachsene ab zwölf Jahren entstehen.
Es darf kein Zuschussbetrieb werden
„Wir haben in der Gemeinde große finanzielle Herausforderungen vor der Brust. Wir können deshalb nur eine Idee kreieren, die sich wirtschaftlich selbst trägt“, machte Bürgermeister Andreas Braun gleich zu Beginn der Konzeptvorstellung die Ausgangslage der Gemeinde deutlich.
Eine Analyse der Gästezahlen lasse zu dem Ergebnis kommen, dass in Unterkirnach ein touristisches Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene fehle, legte Fabian Bönecke dann dar. Es sei wichtig an der Marke Unterkirnach weiterzuarbeiten und möglichst ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Synergieeffekte mit der Spielscheune seien anzustreben.
Interaktive Angebote seien der Trend für junge Leute, berichtete Petra Vaas. Außerdem solle es etwas sein, was zur Bewegung anregt.

Zwei Möglichkeiten, die nach ihren Überlegungen diese Vorgaben erfüllen, stellten die Initiatoren jetzt vor. Kurze Videos zeigten, was zeitgemäße Spielanlagen zu bieten haben.
Funpark oder Trampolinparadies
Variante eins ist eine modular aufgebaute Anlage, die etliche verschiedene Elemente eine Ninja-Parcours oder auch einer Kletterwand enthält. Bei all dem können die Besucher im Parcours ihre Leistungen in Zeiten und Punkten durch Chip-Armbänder erfassen.
Variante zwei ist ein Trampolinpark. Das Springen auf 14 großen Trampolinen könnte ebenfalls mit interaktiven digitalen Elementen verbunden werden.
Basierend auf einem durch einen der Anbieter zur Verfügung gestellten Businessplan legte Bürgermeister Andreas Braun schließlich einiges an Zahlenmaterial vor. Mehrfach betonte er, dass die Anlage für die Gemeinde wirtschaftlich sein müsse.
Je nachdem welches Konzept umgesetzt würde, rechnet er mit einer Gesamtinvestition bis zu 522.000 Euro. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung geht dabei von rund 43.000 Besuchern, vier Vollzeitarbeitskräften, einer Vollfinanzierung und Mietzahlungen von 46.000 Euro an die Gemeindewerke Unterkirnach als Eigentümerin des Gebäudes aus. Auch bei 20 Prozent Besuchern weniger, ergebe die Wirtschaftlichkeitsberechnung aber noch immer ein positives Ergebnis, betonte Andreas Braun.
Die einzigen Mitbewerber in der Region gebe es bei einer Anfahrtzeit von 60 Minuten am Feldberg und in Balingen.

Die Mitglieder des Gemeinderates bekamen am Dienstag zum ersten Mal einen Einblick in diese Idee der Nachnutzung durch die Gemeinde. Grundsätzlich bewerteten sie das Vorhaben, hier etwas für junge Leute zu schaffen als positiv. Das jetzt vorgestellte Konzept wollen die Gemeinderäte aber erst mal sacken lassen.
Michael Klafki beispielsweise findet „die Idee originell“, fragt sich aber, ob die Gemeinde wirklich das Geld dafür hat. Patrick Seng als bekennender Schwimmbadförderer drückt sich bewusst vorsichtig aus. Er hätte, so sagt er mit einem Augenzwinkern, am Liebsten beide Angebote.
Sabine Wagner fragt sich, in welcher Höhe Kosten eines Rückbaus des Schwimmbades zusätzlich zu den kalkulierten Kosten anfallen. Sebastian Haas möchte, dass sich die Gemeinde nicht noch „ein Ding ans Bein bindet“. Er sähe lieber einen externen Betreiber ins Boot geholt.
Kritik bei den Schwimmbadförderer
Wenig überraschend stieß das Konzept bei den Vertretern des Fördervereins Hallenbad, die in der Sitzung anwesend waren, auf keine Gegenliebe. Alexis Klausch führt unter anderem ins Feld, das Schwimmbad sei eine Begegnungsstätte für Jung und Alt.
Das könne man von einem Indoor-Spielerlebnis in dieser Form nicht sagen. Außerdem sei das Konzept „megaschlecht geplant“ und man hätte, seiner Meinung nach, in der „schwächelnden Spielscheune etwas zu Seite schieben“, und dort „eine solche Hüpfburg“ einbauen können.
Ingeborg Wimmer hat Bedenken, ob die Kosten des Rückbaus ausreichend bewertet seien. Cornelia Conzelmann geht zwar davon aus, dass ein solches Konzept bei den Jugendlichen ankäme, hält die Halle für diese Nutzung aber für zu klein und sorgt sich grundsätzlich um die schwindende Schwimmfähigkeit der Menschen.
Wann das Thema im Gemeinderat wieder auf den Tisch kommt, bleibt abzuwarten. Bürgermeister Andreas Braun sagte, er habe bewusst keine Zeitschiene mitgebracht.