Schon als kleiner Bub wollte Lukas Knörle Landwirt werden. Vor allem der Bulldog seines Vaters habe es ihm damals angetan, erinnert er sich. Heute führen beide Generationen den Unterkirnacher Hinterwasenhof, einen Milchviehbetrieb, gemeinsam. Doch was reizt den jungen Mann noch immer an der Landwirtschaft? Was brachte die Familie dazu, in den vergangenen Jahren mit einer Millioneninvestition einen großen Freilaufstall zu bauen?
Erst gepachtet, dann gekauft
Lukas Knörle ist als eines von vier Kindern auf dem Hinterwasenhof aufgewachsen. Seine Eltern, Anita und Manfred Knörle, hatten den Hof ursprünglich gepachtet. Als er 1997 zum Verkauf stand, erwarben sie ihn.

Schon von klein auf war für den 25-jährigen Lukas Knörle und auch für seine Familie klar, dass er den Hof irgendwann übernehmen wollte. Auf die Schulzeit folgten eine Ausbildung und schließlich der Landwirtschaftsmeister.
Mut der jüngeren Generation
Im Jahr 2002 hatten die Eltern praktisch als Zwischenlösung einen Stall an den alten Schwarzwaldhof angebaut. Hier musste aber noch immer alles mit viel Handarbeit erledigt werden. Das Melken und die Aufzucht erfolgten als Kompromiss noch immer im Hauptgebäude des Hofs. Schon früh stieg die Familie aus der Anbindehaltung aus. Der Stall war aber noch immer zu klein, um ausreichende Erträge erwirtschaften zu können.
Für Lukas Knörle war klar, dass sich an dieser Situation etwas ändern musste. Im Gespräch mit Vater und Sohn wird deutlich, es war vor allem der Hofnachfolger, der den Bau eines neuen großen Stalles vorantrieb.


„Manchmal macht es mir etwas Angst, was Lukas plant. Ich habe ihn aber meistens machen lassen und wenig gesagt“, blickt der Vater ehrlich auf die enorme Entwicklung des Hofes.
Pläne, den alten Stall nochmals umzubauen, wurden verworfen. „Das wäre nichts Halbes und nichts Ganzes gewesen“, so Lukas Knörle. „Der neue Stall ist jetzt mal endlich kein Kompromiss“, zeigt er sich zufrieden.
Im Jahr 2019 gründeten Manfred und Lukas Knörle eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Mit einem Planer überlegte die Familie, was im Bereich des Hofes wirtschaftlich sinnvoll realisiert werden könnte. Förderanträge wurden gestellt und mit den Banken verhandelt.


Mit der Stadt Villingen-Schwenningen, der das Grundstück oberhalb des alten Hofes gehörte, wurde sich die Familie einig. Und auch die Gemeinde Unterkirnach, auf deren Gemarkung der Hof liegt, habe das Vorhaben immer unterstützt, so Lukas Knörle.
Im Oktober 2020 begannen die vorbereitenden Arbeiten für den großen neuen Stall. Im April 2021 fing der tatsächliche Bau an. Am 28. Juli vergangenen Jahres wurde zum ersten Mal eine Kuh im neuen Stall gemolken. Rund 20.000 Euro pro Tierplatz kostete der neue Freilaufstall mit allem Drum und Dran.

Während es im alten Stall Platz für 32 Tiere gab, hat der neue Stall jetzt Platz für 82 Tiere. Aktuell ist er mit 60 Kühen und den Tieren in der Aufzucht belegt.
Technik erspart viel körperliche Arbeit
Die Bauphase sei länger gewesen als geplant, erzählt Lukas Knörle. Die Familie erledigte viele Arbeiten selbst. Das sparte Kosten, zog den Bau aber etwas in die Länge. Von Materialknappheit sei man größten Teils verschont worden, freut sich Lukas Knörle. Der Planer habe gute Arbeit geleistet.

Die neue Technik erspart jetzt viel körperliche Arbeit. Und auch das Tierwohl ist im neuen Stall wesentlich besser. Lediglich die Überwachung der Vorgänge im Stall und der Technik brauche noch manche Stunde extra. So müsse er zum Beispiel erst noch besser einschätzen lernen, wie der Melkroboter in einigen Situationen reagiere, so Lukas Knörle.
Einzig Vater Manfred Knörle tut sich mit der neuen Technik noch etwas schwer. Gönnt sich Lukas Knörle ein paar Tage Auszeit, muss Mutter Anita Knörle die Technik übernehmen, verraten Vater und Sohn. Das tue sie aber gerne, denn alle wissen den Vorteil zu schätzen, den es mit sich bringt, dass mehrere Generationen auf dem Hof mit anpacken.

Die Landwirtschaft ist letztendlich ein Wirtschaftsbetrieb, weiß Lukas Knörle. Wer kein Geld verdient, kann von seinem Hof nicht leben. Ihm passt die Selbständigkeit mit all ihren Möglichkeiten und natürlich auch den Verpflichtungen gut. „Ich mag die Arbeit draußen und mit den Tieren sehr. Ich bin hier aber auch mein eigener Chef“, sagt Lukas Knörle auf die Frage, was ihn am eigenen Hof reizt.
Schlaflose Nächte habe ihm der Neubau mit seinen finanziellen Verpflichtungen nicht bereitet, so Lukas Knörle. Gedanken habe er sich aber sehr wohl gemacht. Vor allem jetzt in der Umstellungsphase sei der Druck groß.

Einig sind sich Manfred und Lukas Knörle deshalb auch, dass für den Hof ein zweites Standbein gefunden werden muss. Dafür haben beide die Energieerzeugung, genauer die Stromerzeugung im Auge. Genaues steht noch nicht fest.
Das große Dach des neuen Stalles ist für eine Photovoltaikanlage prädestiniert. Ob diese auf eigene Rechnung gebaut wird oder das Hallendach vermietet werden könnte, auch das sei am Ende einmal mehr eine wirtschaftliche Entscheidung, so Lukas Knörle.